Gerühmt für seinen Form- und Klangsinn

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Die Absagen Ende des Jahres verhießen nichts Gutes. Am Montag wurde das Befürchtete Realität: Claudio Abbado ist 81-jährig an den Folgen seiner Krebserkrankung in seiner Wohnung in Bologna gestorben. "Mit Claudio Abbado verliert die klassische Musikwelt einen ihrer größten Interpreten. Diejenigen, die das Glück hatten, mit ihm arbeiten zu dürfen, konnten nicht umhin, von den höchsten Maßstäben, die er an sich und andere anlegte, sowie von seinem Charisma nachhaltig positiv beeinflusst zu werden", reagierte Peter Alward, Intendant der Osterfestspiele Salzburg, bestürzt. "Bei wenigen anderen Dirigenten stand so oft das Wort 'Sternstunden' in den Rezensionen", betonte die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler, in ihrem Nachruf, in dem sie daran erinnerte, dass Abbado seit seinem umjubelten Debüt 1965 mit Mahlers "Auferstehungssymphonie" über hundert Male bei den Festspielen aufgetreten war, darunter in 27 Opernaufführungen. Dirigiert hatte er damals die Wiener Philharmoniker, zu deren wichtigen Dirigenten er durch Jahrzehnte zählte, was auch in einer Vielzahl von Konzert-und Operneinspielungen dokumentiert ist. Noch enger wurde das Verhältnis zu Wiens Meisterorchester, als Abbado, nachdem er zuvor erfolgreich als Musikdirektor der Mailänder Scala - sie öffnete er während seiner Ära für Neues - gewirkt hatte, in dieser Position unter Direktor Claus Helmut Drese 1986 an die Wiener Staatsoper wechselte. Dort dirigierte er 16 Werke in 173 Vorstellungen, darunter mehrere Premieren. Von diesen sind vor allem Mussorgskis "Chowanschtschina", Schuberts "Fierrabras", Rossinis "Il viaggio a Reims" und "L'italiana in Algeri", Bergs "Wozzeck" und Debussys "Pelléas et Mélisande" in besonderer Erinnerung geblieben.

Zu Wien hatte der gebürtige Mailänder, der ab 1989 bis 2002 in der Nachfolge Karajans Chefdirigent der Berliner Philharmoniker war, zuletzt vor allem das Lucerne Festival Orchestra und das Orchestra Mozart leitete, eine besondere Beziehung. Hier holte er sich bei dem legendären Hans Swarowsky an der Musikakademie den letzten Schliff für seine weltumspannende Karriere. Und hier etablierte der später zum Generalmusikdirektor der Stadt Wien ernannte, für seinen spezifischen Form-und Klangsinn gerühmte und mit höchsten Auszeichnungen - zuletzt dem italienischen Senator auf Lebenszeit - bedachte Maestro mit dem Festival "Wien Modern" eine der wichtigsten Perspektiven zeitgenössischer Musik.

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