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Über allem das Werk ..

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Hans Swarowsky ist gestorben. Wiens Dirigentenschule, durch ihn weltweit zu Berühmtheit gelangt, hat ihren „Kopf“ verloren. Nach langen Jahren der Krankheit, zähen Ringens, der Genesung und neuerlicher Erkrankung, ist er am 10. September in einem Salzburger Spital an Lungenentzündung gestorben. Am 16. hätte er seinen 76. Geburtstag gefeiert.

Eine ganze Generation junger, erfolgreicher Dirigenten hat er in seiner Klasse zu bedeutenden Musikern erzogen: Zubin Mehta war einer, Claudio Abbado ein zweiter... Musik bestimmte sein Leben, seine Welt: Richard Strauss zählte zu seinen Freunden (für ihn schrieb er mit am Libretto zu „Capriccio“), als Mahler-Dirigent hat er sich große Meriten in einer Zeit verdient, als Mahler noch als „zweitklassiger“ Komponist verkannt und seine Werke als Monstrositäten abgetan wurden ...

Seine künstlerische Laufbahn begann Swarowsky, der 1899 in Budapest geboren wurde, 1921, als Korrepetitor der Wiener Volksoper, an die er nach Studien an der Wiener Universität (Kunstgeschichte, Psychologie, private Ausbildung als Musiker) und späterem Musikstudium bei Schönberg, Webern, Busoni und den Dirigenten Franz Schalk und Felix von Weingartner engagiert wurde. Zwei Jahre Bukarest folgten, dann eine Kapellmeisterstelle in Wien, Arbeit an den Opernhäusern in Stuttgart, Hamburg, Berlin, Zürich. 1940 bis 1944 wirkte er als Dramaturg der Salzburger Festspiele, leitete nach dem Zweiten Weltkrieg die Wiener Symphoniker, 1945 bis 1950 das Grazer Opernhaus. 1946 übernahm er an der Wiener Musikakademie die Dirigentenklasse, die er in kürzester Zeit international berühmt, zu einer „Weltmarke“ für den Nachwuchs machte.

Swarowsky dirigierte häufig an der Wiener Staatsoper und betreute dort hauptsächlich das deutsche Fach. Erinnert man sich an Hans Swarowsky, so erinnert man sich vor allem an den kompromißlosen Künstler, der als Dirigent stets dem Werk Vorrang gab, vor der eigenen Show, vor allen publikumswirksamen Effekten, vor den eigenen Neigungen. Das Werk und wer es geschrieben hatte, bestimmte für ihn das Maß der Interpretation. Das hat er auch seinen Schülern stets mit aller Eindringlichkeit klarzumachen versucht.

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