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Bregenzer Festspiele 1947
Bregenz, im August Zum zweitenmal ist die Vorarlberger Landeshauptstadt mit ihrer Fcstspielwoche an die Öffentlichkeit getreten. Der Erfolg ist die äußere Legitimation dieses sorgfältig und großzügig vorbereiteten Unternehmens. Bregenz wird allgemach zu einem musikalischen und Theaterzentrum, das die gesamte Ostschweiz anzieht.
Das Programm der diesjährigen Festwoche ließ mit betonter Absicht jede lokale oder provinziale Note beiseite, ein Bestreben, das vielleicht von manchen bedauert wurde; es setzte sich eindeutig zum Ziele, österreichische Kunstschöpfung, vermittelt durch die besten österreichischen Kräfte, den Gästen darzubieten. Die hervorragendsten Träger der festlichen Tage waren die Wiener Symphoniker unter Prof. Clemens Kraus und Prof. Hans Swarowsky sowie das Wiener Staats-opernballet unter der choreographischen Leitung von Ballettmeister Willy Franzi und der musikalischen Leitung von Staats-opernkäpellmeister Anton P a u 1 i k. Die drei Orchesterkonzerte und die drei Ballettabende waren Spitzenleistungen von einer
unvergeßlichen Eindringlichkeit, zumal sie sich an ein Publikum richteten, für das die Kunst der Wiener Gäste zum großen Teil noch niemals erlebte Offenbarungen bedeutete.
Die beste Leistung der Bregenzer Festspielwoche waren nach allgemeinem Urteil die Freilichtaufführungen der „Entführung aus dem Serail“ auf dem Bodensee. Es dürfte in der gesamten Opernliteratur kein zweites Stück geben, das sich zur Wiedergabe auf einem See derart eignete, wie dieses, welches die Möglichkeit gibt, den Landsitz Selim Bassas auf eine künstliche Insel zu verlegen und die Sänger auf Prunkbooten zufahren zu lassen. Die Regie von Kurt Kaiser (Vorarlberger Landesbühne) feierte Triumphe, und doch war sie nur Dienerin der künstlerischen Interpretation durch die Wiener Symphoniker unter Professor Swarowsky und die Solisten, bei deren Auswahl eine geschickte Hand West und Ost vereinigt hatte: aus Wien die Vor-arlbergerin Ruth.'lde B o e s c h und Eric Marion, aus Graz Karl Weiser, von der Vorarlberger Landesbühne Alexander Tagunoff, und die Nebenrollen, aus
Der Staat hat den Bereich seiner Tätigkeit immer mehr erweitert und legt damit mehr und mehr seine Klammern um die Kultur. Er ziehf immer mehr die Kulturkräfte in seinen Dienst und erhebt den Anspruch, über sie zu verfügen. Es bahnt sich eine Präponderanz des Politischen über das Kulturelle an, welche für die Menschheit einen Verlust und eine Gefahr bedeutet... Am Urquell einer Kultur können immer nur die höchste Weisheit und die edelste Gesinnung stehen, zu denen sich der einzelne aus der betreffenden Gemeinschaft zu erheben vermag. Wenn nun der Staat sich anheischig macht, nicht bloß Raum und Rahmen, sondern auch Behüter und Spender einer Kultur zu sein, so erhebt sich die Frage, ob das Politische jemals die Stelle einer höchst möglichen Weisheit und edelsten Gesinnung, welche einzige Richtschnur einer Kultur sind und bleiben müssen, einnehmen könne. J. H u 1 z I n g a : „Der Mensch und die Kultur“
Basel Colette Lorind und Ludwig Ohlendorf.
Der erste Sonntag Vormittag stand im Zeichen der Kirchenmusik, die ebenfalls Mozarts Genius beherrschte. Der abschließende Sonntag brachte in Form einer Matinee ein Straußkonzert der Wiener Symphoniker — das einzigemal, das leichte Kunst geboten wurde.
Programmgestaltung und künstlerisch Interpretation der Bregenzer Festspielwoche 1947 hatten sich hohe Ziele gesetzt; die da erreicht wurden. ■ .
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