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Mahler-Medaille für Swarowsky

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Sieben Lieder Mahlers, freilich nicht „aus letzter Zeit“, wie das Programm behauptet, und seine VII. Symphonie standen auf dem Programm des 5. Orchesterkonzerts der Wiener Konzerthausgesellschaft. Die Zahl sieben bewährte sich als Glückszahl, und die Veranstaltung hatte festlichen Charakter, da unmittelbar vorher im Büro des Generalsekretärs der Konzerthausge-selisehaft durch den Vorstand der Internationalen Gustav-Mahler-Gesellschaft. Professor Hans Swarowsky die Große goldene Mahler-Medaille verliehen wurde.

Seit vielen Jahren haben wir Hans Swarowsky als Mahler-Apostel in Wort und Schrift sowie als hervorragenden Interpreten von dessen Musik schätzen gelernt. Er bringt gern die Authentizität der Wiedergabe ins Gespräch, hat er doch noch bei Anton von Webern, Takt für Takt, die vielen Mahler-Symphonien durchgenommen und analysiert Jedoch von der Erkenntnis bis zur eindrucksvollen Interpretation ist ein großer Schritt, und man kann sagen, daß dieser Swarowsky, besonders wenn er die Wiener Symphoniker leitet, immer wieder gelingt.

Swarowsky ist der Mann, der manchmal auf Kosten pikanter instrumentaler Details die Konstruktion, die Architektur der Mahier-Werke so überzeugend deutlich macht, wie nicht viele in dieser Zeit und kaum ein einziger seiner Generation, die wir allmählich als die „ältere'“ bezeichnen müssen. Freilich kann auch er nicht vertuschen, daß der erste Satz der weitaus bedeutendste ist und daß nach ihm alle anderen ein wenig abfallen Aber nach den ersten 20 Minuten, die dieser trauer-marsohartige Teil mit seinem charakteristischen Dur-Moll-Wechsel dauert, ist man wieder einmal ganz für Mahler und seine großartig expressive Musik gewonnen Die übrigen vier Sätze dauern etwa eine Stunde lang, die aber nie langweilig wird. Auch nicht nach dem umfangreichen „Vorprogramm“...

Benjamin huxon, in Comwall geboren, begann seine Karriere in Brittens Opera Group, etwa 1961. Es folgten zahlreiche Konzerte bei den Festspielen von Glyndebourn und in der Covent Garden, Solopartien in großen Oratorien — und immer wieder Liederabende (erst vor kurzem hat sich Luxon als hervorragender Schubert-Sänger auch in Wien vorgestellt). — Zum Manier-Interpreten, dessen sieben späte Lieder auf Texte von Rückert und des „Knaben Wunderhorn“, ist er in mehrfacher Hinsicht prädestiniert: sein schöner, weicher, helltimbrier-ter Bariton ist für jeden Ausdruck geeignet, Luxon vermag mit seiner Stimme einen großen Saal zu füllen, bleibt aber auch im ff irgendwie intim — und immer ein Liedersänger. Freilich hatte er in den 1899 bis 1905 entstandenen bzw. instrumentierten Liedem ein herrliches Sujet. „Ich bin der Welt abhandengekommen“ haben wir mit ähnlichem poetisch-schmerzlichem Ausdruck nur noch von Cathleen Ferrier gehört, das zum Glück auf einem Tonband festgehalten und auf eine Langspielplatte überspielt wurde. — Luxon 'hat übrigens in New York Ulfs „Italienisches Liederbuch“ und sämtliche Mörike-Lieder aufgenommen, die bald erscheinen werden. Das dokumentiert seinen guten Geschmack und seine Vorliebe für das deutsche Lied, dem er auch durch Wortdeutlichkeit und Einfühlung in jedes Detail gerecht wird. Im ganzen: ein wohlgelungenes Mahler-Konzert; dank der hervorragenden Leistungen von Orchester, Dirigent und Solist.

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