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„NO POPERY!“.

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Mehr als vierhundert Jahre ist es her, daß Heinrich VIII. dem Papst zu Rom den Fehdehandschuh hinwarf und die Suprematie über die Kirche in England für sich selbst in Anspruch nahm. Aber selbst heute, da der Katholizismus im Vereinigten Königreich wieder eine weithin angesehene Stellung einnimmt und manches anglikanische Vorurteil überwunden hat, ist die damals ausgegebene Parole „No Popery!“ noch nicht völlig verstummt. Daß auch die englischen Katholiken dem „ausländischen“ Papst als ihrem geistlichen Oberhaupt Gefolgschaft leisten, läßt sie vielen ihrer anglikanischen Landsleute wohl nicht mehr als des Landesverrates verdächtig, aber doch irgendwie als „unenglisch“ erscheinen. Von diesem alteingewurzelten Affekt hat sich auch die vornehmste und objektivste aller englischen Zeitungen, „The Times“, nie ganz frei machen können. Um so bemerkenswerter der Nachruf, den das Blatt dem verstorbenen Papst in einem ungewöhnlich langen Leitaufsatz gewidmet hat. “

Pius XII. wird da als eine Verkörperung der hervorragendsten Eigenschaften seiner beiden letzten Vorgänger gleichen Namens gesehen: „der äußersten .Schlichtheit und Ueberwelt-lichkeit des-jüngst heiliggesprochenen Pius X.“ im Verein mit „dem umfassenden und tiefen Wissen Pius XL und seiner gründlichen Erfahrung in der Führung der diplomatischen Angelegenheiten der Kirche im verworrenen Getriebe der Welt... Pius' XII. dogmatische Feststellungen und Dekrete zu Ehren der seligsten ]ungfrau verliehen seinem Pontifikat einen ganz besonderen Charakter. Er war der überragende Vertreter und Interpret dessen, was die Millionen seiner weltweiten Herde nicht in Worte zu kleiden vermochten ... Er liebte den Frieden, und sein gütig vermittelnder Einfluß wirkte machtvoll sowohl in der

Kirche wie zwischen Kirche und Welt. ., Heilig im Herzen und edel von Gesinnung, wie Pius XII. unzweifelhaft war, hatte er nicht die allgemein anerkannte schiedsrichterliche Autorität geerbt, die das Papsttum der ungeteilten Christenheit vor langer Zeit besaß. Was er aber tun konnte, um das grenzenlose Elend einzudämmen, das der Weltkonflikt hervorgebracht und hinterlassen hat, das hat er mit dem vollen Einsatz seiner Persönlichkeit und der Hilfsmittel der Kirche getan ...“ Soweit einige wenige Zitate aus einem Artikel, mit dem das repräsentativste Organ englischer Denkungsart nicht nur dem verewigten Papst einen überaus würdigen Tribut gezollt hat, sondern auch ein Beispiel mutiger Fairneß dokumentiert.

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