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DER WIDERHALL

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Es begann, als in der Versammlung der UNO als erste der Außenminister Israels, Frau Golda Meir, des toten Papstes mit ehrenden Worten gedachte. Ihr schloß sich als erster Diplomat bei der UNO ein Araber, der Vertreter Jemens, an. Staatsmänner und Bekenner aller Religionen, und nicht wenige bedeutende Bekenner des Atheismus, haben seither dem großen Toten ihre Achtung ausgesprochen.

Bedeutsam, als Symptom, ist neben der starken Anteilnähme der muselmanischen Welt, die erstmalig in dieser Dichte in Erscheinung tretende Anteilnahme des Weltprotestantismus am Hinscheiden eines Papstes, dem der Generalsekretär des Weltrates der protestantischen Kirchen, Visser't Hooft, in seinem Beileidsschreiben bestätigt. „Wir werden nicht vergessen, daß während des Pontifikats Seiner Heiligkeit Pius XII. in dem Verständnis zwischen den Christen der römisch-katholischen und anderer Kirchen ein wirklicher Fortschritt stattgefunden hat.“

Für die Menschen des deutschsprachigen Mitteleuropas, das seine gegenwärtige Zerrissenheit im letzten auf die Spaltung Deutschlands im Jahrhundert der Glaubenskämpfe zurückführt, bedeutete es einen eigentümlichen Klang der Versöhnung, des wahren Friedens, als Radio Vatikan am Abend, an dem der Heilige Vater in seinen letzten Kampf auf Erden eintrat, „O Haupt voll Blut und Wunden“ in den Aether sandte: das Lied eines deutschen Protestanten, das bekanntlich auch der katholischen Christenheit teuer geworden ist, wohlvertraut auch dem Papst selbst seit seinen Tagen in Deutschland.

Gemessen an diesen weltweiten Nachklängen mag eine österreichische Stimme von mehr lokaler Bedeutung sein; wir halten sie nichtsdestoweniger für beachtenswert: die loyale, würdige Berichterstattung des Zentralorgans der Sozialistischen Partei Oesterreichs im ganzen und den Nachruf der „Arbeiter-Zeitung“ vom 10. Oktober im besonderen:

„Pius XII. war, was auch die Sozialisten anerkennen, ein stets um den Frieden bemühter Mann. Er schätzte auch den sozialen Frieden. Er hat in. mehreren Enzykliken zu sozialen Fragen Stellung genommen und'war hiertmRahmen seines Weltbildes, wohl aufgeschlossener als andere Hochgestellte der Kirchenhierarchie. Während seiner langen Amtszeit haben sich in der Welt große politische und soziale Veränderungen, aber auch bedeutsame Neuerungen in Technik und Wissenschaft vollzogen: Papst Pius XII. hat auch ihnen gegenüber, in den Grenzen seiner durch die Jahrhunderte erstarrten Würde (eine unnotwendige Beifügung, ein Schönheitsfehler im Bild — Anm. der „Furche“) als Oberhaupt der katholischen Kirche, Verständnis und offenen Sinn gezeigt. Zu seinem Amt haben Millionen Gläubige in Ehrfurcht und Vertrauen aufgeblickt; Pius XII. hat dies auch in seiner Person verdient und gerechtfertigt. Die Geschichte wird ihn zweifellos zu den menschlich anziehendsten und geistig wie politisch bedeutsamsten Päpsten der letzten hundert Jahre zählen.“

Zuletzt meldete sich der Osten: das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche sprach über Radio Moskau der katholischen Kirche sein Beileid aus und würdigte den Heiligen Vater als Hüter des Friedens. Die Taube im Wappen Pius XII. — als Bote des wahren Friedens — flog sie hier über die Grenzen und Fronten? und Landkarten. Und das in dem Land, Peter Anich mit Hueber eine genaue I Tirols entwarf.

Peter Anich feiert zwar 1959 keinen Ged tag; wohl aber Maximilian I., „der letzte Rit der mit Tirol so eng verbundene Kaiser, di Geburtstag sich 1959 zum fünfhundertsten . jährt. Sollte man in Oesterreich Maximilian Letzten sein lassen, weil man weder ihn sein Zeughaus für einen Heimatfilm brau kann?

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