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Zunächst mehr Gerücht als Buch

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Die Studie „Hörer des Wortes” gab dem 4. Band der „Sämtlichen Werke” Karl Rahners den Titel. Die Arbeiten des Theologen aus der Vorkriegs- und Kriegszeit liegen nun vor - als Dokument der Zeit und der Theologie.

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Die Studie „Hörer des Wortes” gab dem 4. Band der „Sämtlichen Werke” Karl Rahners den Titel. Die Arbeiten des Theologen aus der Vorkriegs- und Kriegszeit liegen nun vor - als Dokument der Zeit und der Theologie.

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Bücher haben bekanntlich ihre Schicksale. Was der Heidelberger Literaturprofessor Dieter Borchmeyer neulich in der „Süddeutschen” für Thomas Manns „Doktor Faustus” befand, könnte ebenso für Karl Rahner gelten: Auch „Hörer des Wortes” war „zunächst mehr ein Gerücht als ein wirklich gelesenes Buch”. Das hatte mit dem Krieg zu tun: die Schrift erschien erstmals 1941. Als Johann Baptist Metz im Auftrag Rahners 1963 eine Neubearbeitung vorlegte, erinnerte er an die „Ungunst der Erscheinungszeit”: „Der Titel des Buches wurde mit den Jahren geläufiger als sein Inhalt.”

Dem ist mittlerweile nicht mehr so. Seriöse Rahner-Rezeption kann es sich nicht leisten, die beiden Frühwerke des Jesuitentheologen, die in seiner Bibliographie Platz 88 und 113 einnehmen, mit der ebenso plakativen wie abgegriffenen Floskel zu erledigen, der Mensch sei als „Geist in Welt” ein „Hörer des Wortes”. So werden Buchtitel zur Platitüde, zur leeren Worthülse.

Band 4 der „Sämtlichen Werke” bietet aber nicht nur die titelgebende Studie, sondern auch Produktionen aus der Vor- und Kriegszeit, die zum Teil erst in den fünfziger Jahren erschienen sind. Wie der Untertitel sagt, sind damit sämtliche Arbeiten Bahners zur Religionsphilosophie und zur Grundlegung der Theologie versammelt - erste Orientierungsund Sondierungsversuche Rahners auf dem akademischen Parkett.

In seinem instruktiven Editionsbericht situiert der Bearbeiter Albert Raffelt die Texte, die vier Teilen zugeordnet sind. Teil A bringt in synchroner Anordnung (linke Seite: Erfassung 1941, rechte Seite: Neubearbeitung 1963) „Hörer des Wortes”. Das parallele Arrangement zeigt, wo Metz gestrichen, ergänzt und hinzugefügt hat. Kapitel 14 der Erstauflage ist zum Beispiel in Kapitel 13 der Neubearbeitung aufgelöst worden.

Dogmatik ausgeheckt

Teil B präsentiert Rahners Einsatz auf den Salzburger Hochschulwochen im August 1937, den letzten vor der von den Nationalsozialisten verfügten Liquidierung bald nach dem „Anschluß”: die im Berichtband abgedruckte Kurzfassung seiner 15 Vorlesungen unter dem Titel „Religionsphilosophie und Theologie” (deren vollständige Niederschrift dann 1941 in Buchform als „Hörer des Wortes” erschien); und eine während der Hochschulwochen gehaltene Predigt, in welcher der Ausdruck „Hören des Wortes” auftaucht.

Teil C bringt sechs Aufsätze und Li -teraturberichte: Übersichten zur deutschen protestantischen Christolo-gie, zwei prononcierte Stellungnahmen zu modernistischen Veröffentlichungen, eine in Ungarn erschienene Literaturschau zur Innsbrucker „Verkündigungstheologie”, den magistra-len Theos-Beitrag und den ursprünglich zusammen mit Hans Urs von Balthasar ausgeheckten „Versuch eines Aufrisses einer Dogmatik”.

Teil D bietet 22 Bezensionen und Begleittexte, die einen guten Eindruck von dem vermitteln, was den jungen Dozenten Karl Bahner in jenen Jahren interessierte.

Im fast 130 Seiten starken Anhang findet sich der Beitrag „Theologische und philosophische Zeitfragen im katholischen deutschen Baum”, besser bekannt als „Wiener Memorandum”. Es ist die im Frühjahr 1943 im Auftrag von Kardinal Innitzer gegen das „Freiburger Memorandum” gerichtete, von Rahner maßgebend mitverfaßte „Kommissionsarbeit” des Seelsorgeamtes unter Prälat Karl Rudolf, wie Raffelt gegen einseitig auf Rahner bezogene Zuschreibungen festhält. Außerdem ist eine (undatierte) Replik auf Odo CasetOSB abgedruckt, der seine zusammen mit den Laacher Mönchen inaugurierte „Mysterientheologie” im „Wiener Memorandum” angegriffen sah.

Editionskriterien

Editorische Anmerkungen, Textnachweise und die üblichen Register schließen den Band ab, der mit seinen 634 Seiten um 78 beziehungsweise 131 Seiten umfangreicher ausgefallen ist als die beiden Vorgänger (FURCHE 27/95 und 10/96). Auch dieser Umstand macht die Diskrepanz zwischen Ankündigung und Durchführung der Gesamtausgabe deutlich. Ausständig sind außerdem immer noch die für Frühjahr und Herbst 1996 angezeigten Bände 8 und 3.

Bedauerlich im hier vorgestellten Band: mit dem größeren Umfang haben sich auch die Druckfehler vermehrt, die diesmal schon im Vorwort beginnen. Eine Unterlassungssünde: Die Information, daß bei den Salzburger Hochschulwochen niemand anderer als der junge Dozent Franz König die Vorlesungen Rahners als Repetitor mit interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch einmal durchging, fehlt. Sie wäre dem Berichtband von G. Baumgartner zu entnehmen gewesen. Auch wenn der Hinweis sachlich nichts abwirft, dokumentiert er doch die erste Begegnung zwischen dem Jesuitentheologen und dem späteren Wiener Erzbischof und Kardinal, der Rahner als seinen Berater zum Zweiten Vatikanischen Konzil mitnahm.

Eine Gesamtausgabe ist fraglos ein schwieriges und riskantes Projekt. Der aufmerksame Leser fragt sich langsam, ob unter den Herausgebern ein Grundkonsens über Anlage, Art und nicht zuletzt die Ausführung ihres Unternehmens besteht. Die bisher vorliegenden Bände weichen unter verschiedenen Rücksichten von den Editionskriterien ab. Soll unter der Hand eine textkritische Ausgabe entstehen oder, wie angekündigt, Rahner zuerst so geboten werden, wie er bisher schriftlich vorlag? Der Autor ist

Jesuit und lebt in Innsbruck.

BHÖRER DES WORTES Schriften zur Religionsphilosophie und zur Grundlegung der Theologie. Band 4 von: Karl Rahner, Sämtliche Werke. Berarbeitet von Albert Raffel Benziger, Solothurnj Düsseldorf, Herder, Freiburg, 1997 6)4 und XXXVIII Seilen, geb., öS

50 JAHRE „WERK DER FROHBOTSCHAFT”

Das Bildungshaus Bat-schuns in Vorarlberg ist weit über die Landes-grenzen hinaus bekannt - als geistiges und geistliches Zentrum. Nicht nur hinter dieser Einrichtung steht die Frauengemeinschaft Werk der Frohbotschaft, die ihr 50-Jahr-Jubiläum feierte.

Neun Frauen zählte das Säkularinstitut zu Beginn, heute gehören 96 dazu, die sich den Auftrag Jesu, „den Armen die frohe Botschaft zu bringen”, zu eigen gemacht haben. Neben dem Bildungshaus gehen einige sozialpädagogische

Einrichtungen Vorarlbergs auf die In-titiative des Werks der Frohbotschaft zurück. Aber auch in der Türkei,in Guatemala, Bolivien und Großbritannien sind die „Batschunser Schwestern” in verschiedenen Sozialeinrichtungen zu finden. Hildegard Lorenz, die Leiterin der Gemeinschaft überreichte Bischof Weber beim Festgottesdienst ein en Topf Zittergras - als Symbol, für Verwundbarkeit und Zerbrechlichkeit des Menschen, deren sich die Gemeinschaft annimmt. Unter den Gratulanten Caritas-Präsident Franz Küberl, der die Option für die Armen als die Herausforderung betonte, sowie die Wiener Friedenskämpferin Hildegard Goss-Mayr, die das Werk der Frohbotschaft im Einsatz für Gewaltfreiheit bestärkte, qfri

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