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Wertediskussionen ohne Ende. - Aber was sollen solche Diskussionen, wenn dabei keine Auseinandersetzung mit den Bezugsrahmen, den Weltbildern, mit ethischen Traditionen und sozialen Normen stattfindet? Es wird nur über die "Werte" an sich geredet, als ob sie Gott gegeben hätte, und dass sie keinen Wert mehr hätten.

Wer aber nur von "Werten" redet, kann leicht in den Verdacht geraten, dass er in seiner Ethik einem ökonomischen Modell folgt, in dem der Wert einer Sache (oder vielleicht sogar eines Menschen?) die zentrale Rolle spielt, so nach dem Beispiel: Ware "Freundschaft" gegen Wert "Treue". Und wer nicht in baren Werten zahlt, der kriegt nichts.

Wer von einem anderen Standpunkt aus, zum Beispiel im Sinne der Bibel und der christlichen Tradition, über Ethik reden will, der müsste anders, nämlich über die Würde des Menschen reden: jene Würde, die er aus seiner Gottähnlichkeit bezieht, wie sie in der Bibel betont wird. Ein konkretes Beispiel: das Therapieren oder Nichttherapieren todkranker (alter) Menschen. Da könnte man statt z. B. "Muss man denn wirklich das Leiden noch verlängern?" auch anders fragen, nämlich: "Sind die Maßnahmen mit der Würde des alten/kranken Menschen vereinbar?" Vielleicht auch: "Sind sie mit der Würde des Sterbenden vereinbar?"

Möglicherweise erscheinen die Entscheidungen dann als gleiche, wie wenn man fragen würde, was eine Therapie noch bringt, aber die Haltung ist dann eine andere, nämlich eine, die sich nicht mehr an der ökonomischen Grundgröße "Wert" orientiert.

Würde ist etwas, das nach christlichem Verständnis dem Menschen auch dann zukommt, wenn er gar keinen Wert hätte, denn die Würde erhält er ohne Verdienst direkt von Gott.

Der Autor ist Wissenschaftlicher Direktor der Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz.

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