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Einsatzbereit Tüchtig Dienstwillig

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Die Zweifel an der Möglichkeit, Österreich wirksam verteidigen zu können, haben verschiedene Ursachen. Man argumentiert mit der Länge der Grenzen, mit der geringen Bevölkerungszahl, mit der unzureichenden Ausrüstung - und man traut der Jugend häufig nicht zu, daß sie im Ernstfall fähig und willens wäre, die Heimat, die Freiheit des Landes und die Sicherheit seiner Bürger mit Erfolg zu schützen.

Nun, jede dieser Behauptungen läßt sich leicht widerlegen - auch die letzte. Gewiß, die Österreicher sind alles eher denn ein militaristisches Volk, aber wenn es darauf ankam, haben sie noch immer in ihrer Geschichte bewiesen, daß sie auch zu kämpfen verstehen.

Freilich, diese Tradition ist nicht der einzige oder ausschlaggebende Garant für eine wirksame Landesverteidigung. Entscheidender ist der gute Geist jener jungen Menschen, die ihren Präsenzdienst leisten. Man kann den österreichischen Soldaten ein dreifaches Lob nicht vorenthalten: Sie sind einsatzbereit, sie sind tüchtig, und sie sind dienstwillig.

Anläßlich einer Feier in Tirol fragte ein alter Tiroler Standschütze den Verteidigungsminister, ob er glaube, daß die Jugend von heute ebenso spontan und ebenso bereitwillig wie er und seine jungen Freunde nach der Kriegserklärung Italiens im ersten Weltkrieg zu den Waffen eilen und in grenzenloser Aufopferung den Heimatboden verteidigen würden, falls dies einmal notwendig sein sollte. Mit gutem Gewissen konnte Dr. Prader dem alten Tiroler versichern: „Auf Grund der Leistungen bei den Hochwassereinsätzen bin ich überzeugt, daß die Reaktion und die Bereitschaft zur Verteidigung des Landes bei der heutigen Generation nicht anders wären Is jene in Tirol im Jahre 1915.”

Was ins Gewicht fällt, ist dies: Obwohl die meisten jungen Menschen lieber verdienen oder studieren würden, als Gewehrgriffe zu klopfen, Nachtmärsche zu absolvieren oder an Einsatzübungen teilzunehmen, wissen sie doch, daß der Dienst beim Bundesheer mehr ist als ein lästiges Übel - nämlich eine Verpflichtung, die sie im eigenen Interesse, im Interesse ihrer Familie und im Interesse des Staates zu erfüllen haben. Und dieses Wissen läßt sie nicht stur, sondern mit echter Begeisterung dienen.

Die Probe aufs Exempel mußte bisher, vom Einsatz im Katastrophengebiet abgesehen, glücklicherweise nur bei Übungen und Manövern gemacht werden. Und da erwies sich eines: Österreichs Soldaten vollbrachten Leistungen, die ihre Offiziere nur zu oft überraschten, denn sie zeugten von einem Leistungswillen, der den jungen Menschen das beste Zeugnis ausstellt. Das ist nämlich der Unterschied: Leistungen kann man kommandieren, den Leistungswillen nicht - der muß da sein.

• Die Soldaten des Bundesheeres sind einsatzbereit: Jeder tut stets seine Pflicht, auch wenn es mit dem Essen oder mit der Unterkunft einmal nicht so richtig klappen sollte. Wenn sie erkennen, daß ihnen echte Aufgaben gestellt werden, gehen sie mit vollem Einsatz und innerer Bereitschaft an deren Bewältigung.

• Die Soldaten des Bundesheeres sind tüchtig. Obwohl die Ausrüstung noch in vieler Hinsicht zu wünschen übrigläßt, gibt es für sie niemals das Wort unmöglich.

• Die Soldaten des Bundesheeres sind dienstwillig: Sie murren auch dann nicht, wenn Schweres von ihnen verlangt wird. Weder bei Übungen und Manövern noch beim Katastropheneinsatz waren jemals nennenswerte Disziplinwidrigkeiten zu verzeichnen.

Dazu kommt noch eines: Minister Dr. Prader betont es immer wieder, daß die Soldaten den Sinn dessen, was man von ihnen verlangt, erkennen und verstehen müssen. Das Zerlegen eines Maschinengewehres mit verbundenen Augen mag einem Rekruten als Schikane erscheinen. Sagt man ihm jedoch, daß von der Behebung einer Ladehemmung in stockfinsterer Nacht im Ernstfall sein Leben und das seiner Kameraden ab- hängen kann, wird er die Übung gerne durchexerzieren, bis jeder Griff sitzt. Widerwille wird sich nur dann regen, wenn ein Soldat glaubt, Sinnloses tun zu müssen. Im Gegensatz zum preußischen Drill soll beim Bundesheer der Persönlichkeitswert der jungen Menschen aktiviert werden.

Österreichs Soldaten und der Geist, in dem sie ihren Präsenzdienst leisten, sind gut. Was nottut, ist, ihre Einsatzbereitschaft, ihre Tüchtigkeit und ihren Leistungswillen dadurch anzuerkennen, daß man ihnen die besten Waffen und die modernste Ausrüstung zur Verfügung stellt. Nichts wäre verhängnisvoller, als sollten die jungen Menschen in der Militäruniform das Gefühl bekommen, man werte sie nur als Kanonenfutter.

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