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Englische Wagen billiger

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Nach der Pfundabwertung um 14,3 Prozent 2türig) und der 1300er (4türlg) machen die

begann begreiflicherweise dag große Rätselraten darüber, ob die aus England nach Österreich importierten Wagen um rund ein Siebentel billiger werden oder nicht. Schon die Ausgangsposition dieser Frage war falsch, denn der Preis eines englischen Autos besteht nicht nur aus dem in Pfunden zu bezahlenden Rechnungswert, sondern auch aus anderen Faktoren, so daß eine Verbilligung Im obigen Ausmaß gar nicht in Frage kam. Die Antwort haben inzwischen einige Firmen, die englische Autos einführen, gegeben, allen voran die rein englische Firma BMC, die als erste im Rahmen einer Pressekonferenz im Wiener Kursalon die Karten aufdeckte: Die Preisabschläge betrugen zwischen vier und zehn Prozent der bisherigen Verkaufspreise. Eine ähnliche Situation ergab sich bei Vauxhall, wo ebenfalls Reduktionen, allerdings in etwas kleinerem Ausmaß, stattfanden.

' Zur Situation, wie sie sich nach der Pfundabwertung präsentiert, ist insofern einiges zu Sagen, als die kursierenden Gerüchte einander vielfach widersprechen. In England bestehen bekanntlich Auftriebstendenzen, weil eine Reihe von Begünstigungen für die englische Automobilindustrie aufgehoben wurden: Bis zur Pfundabwertung erhielt jeder Autoerzeuger eine Exportsubvention von fast 20 Pfund pro Jahr für jeden erwachsenen männlichen Angestellten. Diese Vergünstigung entfällt. Dazu kommt, daß die Körperschaftssteuer von 40 auf 42,5 Prozent erhöht wurde. Die steigenden Benzinpreise (Suez-Krise), ferner die Preiserhöhungen von Stahl und schließlich die Bestimmung, daß Abzahlungskunden höhere Anzahlungen leisten müssen, wobei das Abstottern schneller geschehen muß — das alles zusammen mit der erwarteten allgemeinen Austerity, dem Rückgang des Inlandgeschäftes, wird also preiserhöhend wirken. Die Vermutung, nach der Pfundabwertung müßten die Preise auch deshalb steigen, weil „zahlreiche Autoteile, welche die englische Industrie aus dem Ausland beziehen muß, nunmehr teurer würden“, wurde durch eine offizielle Aussendung des Pressedienstes der britischen Autoindustrie entkräftet. Dort heißt es wörtlich: „Die Verteuerung von Importen trifft die Autoindustrie Englands nicht besonders hart, da nur ein kleiner Teil der Herstellungskosten auf importiertes Material entfällt.“

] Bei dem Presseempfang der BMC betonte der Exportdirektor dieses englischen Konzerns, C. W. Alwen, daß eine Verkaufsoffen-eive dieser Marken in Kontinentaleuropa und eine Verdoppelung der Exporte innerhalb der nächsten fünf Jahre geplant sei. Er hob übrigens den Mini als ein für die Verkehrsprobleme moderner Städte besonders ausgereiftes Modell hervor. Diese Wagengruppe wird nunmehr, da Austin und Morris einander bis auf das Emblem vollkommen gleichen, je nach Modell für beide Marken von S 30.600.— bis S 33.600.— gegenüber den früheren Preisen von 31.900.— bis 35.350.— angeboten. Auch die übrigen Modelle, Traveller Countryman, Cooper, der 1100 (nur noch

Preisabschläge von S 2000— und S 3000.— mit, was bei Fahrzeugen zwischen etwa S 40.000.- und S 60.000.— bereits in die Waagschale fällt. Auch die sportlichen Modelle sind billiger geworden. Der 1300 hat ein neues Getriebe und Scheibenbremsen vorn, das Programm von BMC wurde um den Mini 1000 Super de luxe erweitert.

Auch die Vauxhall-Preise sind in Bewegung gekommen: Der Viva-Standard kostet S 37.100.— (früher S 38.500.—), der Viva de luxe S 39.800.— (41.300.—), der SL 90 S 44.500.— (46.100.—), der Viva Combi S 44.500.— (45.900.—), der Cresta de luxe S 77.200.— (80.000.—) und schließlich der Viscount S 101.300.— (105.000.—).

Man sieht, daß auch die Preisabschläge bei

den Modellen der General Motors Austria bedeutend geringer sind, als es die Optimisten auf Grund der Pfundabwertung erwartet haben. Man muß zur Preispolitik dieser englischen Großunternehmen auch noch folgendes berücksichtigen: Firmen wie General Motors und Ford, also amerikanische Konzerne, bauen außer in England auch im EWG-Raum (Ford in Köln, GM in Bochum und Rüsselsheim) und es ist klar, daß diese Firmen ihr „deutsches“ Geschäft nicht durch die englischen Vettern allzusehr konkurrenzieren lassen können. Daher auch die vorsichtige Preispolitik der beiden Autogiganten.

Als Fazit dieser Überlegungen könnte man sich vorstellen, daß weder die Optimisten, die mit einer wesentlichen Verbilligung von aus England importierten Wagen, noch die

Schwarzseher, die wieder mit einer zu erwartenden Preissteigerung gerechnet haben, sondern diejenigen rechtbehalten werden, die da meinen, es werde sich nicht allzuviel

ändern.

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