Proteste im Urwald - Proteste im Urwald - © Foto: Cristian Grecu / Greenpeace

Hit and Run im Urwald

19451960198020002020

In einem der letzten Urwälder Europas in Rumänien wehren sich Waldhüter vergebens gegen illegale Schlägerungen. Es gab Morde und Schwerverletzte. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

19451960198020002020

In einem der letzten Urwälder Europas in Rumänien wehren sich Waldhüter vergebens gegen illegale Schlägerungen. Es gab Morde und Schwerverletzte. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

Werbung
Werbung
Werbung

Im Norden Rumäniens sind die Täler eng, die Straßen gewunden, die Berge bewaldet – oder nicht mehr. Oft sind es Sattelschlepper, beladen mit Stämmen auf schmalen Nebenstraßen mitten im Nirgendwo, die eine Ahnung davon vermitteln, was hier vor sich geht. Das Geschäft mit Holz ist ein dreckiges in diesem Land. Genehmigungen sind mehr eine Option als ein Muss. Und wer in diesem Business Machenschaften aufdecken möchte, dokumentiert oder heikle Fragen stellt, geht ein nicht unbeträchtliches Risiko ein.
Am Mittwoch der Vorwoche wurde die Leiche des Waldaufsehers Liviu Pop in einem bewaldeten Tal im Nordwesten des Landes gefunden: Er war erschossen worden. Der Förster war auf dem Weg, um Berichten über eine illegale Abholzung nachzugehen. Verdächtige gibt es noch nicht.Die Nachricht vom Tod des Aufsehers aber kam nur einen Monat nach dem Mord an einem anderen Förster im Nordosten des Landes. Der Mann war in seinem Auto anscheinend mit Äxten erschlagen worden – nicht weit von einer illegalen Abholzung. Und davor war ein anderer Förster nur knapp einem Schlägertrupp entkommen.

Bedroht und geschlagen

G. Petrescu (echter Name der Redaktion bekannt) kennt all das nur zu gut. Der Förster in einem kleinen Dorf in der Bukowina wurde ebenfalls bedroht und geschlagen, weil er sich nicht bestechen lassen wollte. „Ich bringe dich um, ich bringe deine Familie um“, hätten sie geschrien, als er das Geld nicht annehmen wollte. „Das ist kein Spiel“, sagt er. Seine Familie ist nun in einen anderen Ort umgezogen. Aus Angst – „leider ist es so, aber ich gehe weiter arbeiten“.

Rumänien verfügt über die größten Waldflächen Mitteleuropas – viele davon Urwälder mit der gesamten Bandbreite an Fauna und Flora: Bären, Wölfe, Wildkatzen. Wälder, die geschützt sind. Zugleich aber ist Rumänien einer der größten Holz-Produzenten Europas. Und es ist eine Mischung aus „Armut und Gier“, wie es der österreichische Buchautor, Aktivist und Kenner der Problems, Matthias Schickhofer, nennt, der diese Wälder sukzessive zum Opfer fallen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung