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Vor einigen Jahren kamen bei der Daimler- Benz AG. die mit den Serienkarosserien der 220er-Reihe ausgestatteten Vierzylinder 190 und 190 D heraus. Später wurde die ursprüngliche Benzin-Dieseltype 180 aufgelassen. Trotz der damals schon großen Zahl von Typen bei Mercedes und trotz des heute noch stärker gefächerten Programms hat sich die Erzeugung gewissermaßen konsolidiert, insbesondere in der Mittelklasse. Im vorigen Herbst wurde die neue Serie von Mittelklassewagen vorgestellt, darunter der 200-D- Diesel-Personenwagen, der uns nun zu einer Gebrauchswertprüfung zur Verfügung gestellt wurde.

Wie stellt sich der Fahrer, der seit Jahren einen 190 Db zu fahren gewohnt ist, zum letzten Dieseltyp? Es bedarf einer gewissen Zeit, bevor man sich umstellt, einiges gefällt sofort und wird als echter Fortschritt empfunden, an andere Unterschiede muß man sich erst gewöhnen, und einige wenige Details befremden. Um mit dem Positiven zu beginnen: Was uns beim „alten” Wagen immer geärgert hat, die ungeschickte Anbringung des Lichtschalters in der linken äußersten Ecke des Armaturenbrettes, ist beseitigt worden, denn beim neuen Fahrzeug ist der Schalter leicht zugänglich und sichtbar montiert. Auch das kleine Lämpchen am Armaturenbrett, welches bei angezogener Handbremse aufleuchtet, ist ein Fortschritt, ebenso der Tageszähler am Tachometer. Die verschiebbaren Kleiderhaken, die Drehknöpfe für die Ausstellfenster, Haltegriffe an den Türen, der geschickt angebrachte, leicht zugängliche Außenspiegel, der nunmehr zweistufige Scheibenwischer und der bequeme und handliche Riegel für die Motorhaube, das alles Annehmlichkeiten, die man dankbar vermerken muß, ebenso etwa wie die Sicke auf der Haube, die das Anpeilen des rechten Straßenrandes erleichtert, ebenso wie die Sicht auf di- Peilstege des Aufbaues, die das Reversieren und das Einfahren in enge Parklücken problemlos gestaltet.

Nicht einverstanden hingegen sind wir mit dem senkrechten Tachometer und der in verschiedenen Farben wie bei einem Fieberthermometer steigenden und sinkenden Säule, bei der man nicht weiß, ob ihre Spitze oder erst der breitere Teil die richtige Geschwindigkeit anzeigt. Tachometer können bekanntlich nie genau sein, bei dieser Anordnung ist die Ungewißheit noch größer. Runde Anzeigeninstrumente sind angenehmer und übersichtlicher. Dagegen ist es als Vorzug zu bezeichnen, daß die Türen in einigen Positionen beim öffnen einrasten und daher nicht zufallen können, daß es links vom Fahrer ein geräumiges Ablagefach und ferner ein solches zwischen Fahrer und Beifahrer gibt, daß der Kofferraum beleuchtet und die Sitze leicht verstellbar sind. Speziell mit dem großen Kofferraum und dem sehr geräumigen Fahrgastraum ist der 200 D das ideale Fahrzeug für lange Fahrten mit großer Familie. Wir persönlich ziehen allerdings das Gepäckabteil unseres alten Fahrzeuges vor, obwohl es etwas kleiner ist, weil wir das Gepäck nicht über eine Abschlußwand hinwegheben müssen, wie dies bei den neuen Karosserien der Fall ist. Beim früheren Typ kann man die Gepäckstücke leicht in den Raum hinein schieben. Über die Form der Karosserie zu streiten erübrigt sich, das ist größtenteils Geschmacksache, der neue Wagen wirkt gewiß eleganter und noch repräsentativer.

Von einem Diesel erwartet niemand besonderes Temperament, sondern Wirtschaftlichkeit, hohe Lebensdauer und Fahrkomfort. All das ist in reichem Maße vorhanden. Als wir den Wagen in Betrieb nahmen, waren wir einigermaßen über ein starkes Nageln überrascht, das nicht nur bei kalter Maschine auftrat. Gerade die Laufruhe aber wurde doch von allen Seiten gerühmt, die neuen

Wagen seien viel leiser als ihre Vorgänger. Bald kamen wir auf den Ttrick: Wir fuhren den Wagen in der Übergangszeit z zn Winter und Sommer, als die Mineralöllieferanten ihr Winterdieselöl noch nicht restlos auf Sommerbetrieb umgestellt hatten. Ein Liter Motoröl einer Tankfüllung beigemischt, beseitigte das Übel, und nun kam die große Überraschung: Selbst wenn noch nicht die optimale Betriebstemperatur erreicht ist, hört das Nageln auf, und bald kann man beim besten Willen (ausgenommen die Beschleu nigung) keinen Unterschied gegenüber dem Benzinmotor bemerken. An Laufruhe (dazu trägt natürlich auch die neuerdings fünffach gelagerte Kurbelwelle bei) ist der Mercedes 200 D nicht überbietbar. Rechnet man den sonstigen Fahrkomfort, die hervorragende Federung, die weich, aber zuverlässig und kräftig wirkenden Bremsen (Scheibenbremsen vorn) und die präzise Lenkung dazu, dann ergibt sich als Gesamteindruck ein Fahrzeug, welches auch weniger geübten Fahrern gestattet, selbst lange Strecken ermüdungsfrei und infolgedessen sicher zurückzulegen.

Gegenüber dem Vergleichsmodell sind Radstand und Spur spürbar vergrößert worden, allerdings haben auch die Länge und Breite zugenommen, dagegen wurde die Höhe verringert, und diese Änderungen tragen zur eleganten, gestreckten Linie wesentlich bei. Auch sonstige Verbesserungen, wie die Vor größerung des Tankinhalts von 56 auf 65 Liter sind erwähnenswert. Dagegen wurde die Kapazität der 12-Volt-Batterie von früher 84 auf 66 Amperestunden herabgesetzt. Allerdings sorgt der neue Drehstromgenerator für eine bessere Aufladung. Der Wendekreis gegenüber früher ist etwas größer geworden, 11,4 Meter gegen 10,7 Meter, die Wendigkeit hat trotzdem keine spürbare Einbuße erlitten.

Nicht unbedeutend sind die Unterschiede in den Gewichten, die Karosserie ist schwerer,

der Radstand länger, und so ergibt sich bei 1250 Kilogramm Trockengewicht immerhin ein Unterschied von 110 Kilogramm gegenüber dem Vergleichswagen, doch wird die Leistung dadurch nicht beeinträchtigt, weil ja das Fahrzeug stärker geworden ist (55 DIN PS gegenüber 50 früher). Höchstgeschwindigkeiten und Steigvermögen in den einzelnen” Gängen sind infolge der höheren Motorleistung und sonstigen Verbesserungen angestiegen. Die Maximalwerte in den einzelnen Gängen betragen jetzt 32 Kilometer je Stunde im ersten, 55 Kilometer je Stunde im zweiten, 86 Kilometer je Stunde im dritten und echte 130 Kilometer im vierten Gang. Die gestoppte Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen betrug 140 Kilometer je Stunde. Der Verbrauch bewegt sich selbst bei scharfer Fahrt in den früheren Grenzen sieben bis neun Liter pro 100 Kilometer, die Betriebskosten sind daher außerordentlich niedrig.

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