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Weltall so blau . . .
Von Stanley Kubrick, dem vierzigjährigen amerikanischen Regisseur, ist man außerordentliche Filme nach außerordentlichen Sujets gewohnt; das fing bei „Dr. Seltsam“ an, und das setzte sich bis zu dem Streifen „2001: Odyssee im Weltraum“ konsequent fort. Ob Kubrick aber diesmal nicht doch etwas über das Ziel hinausgeschossen hat? Sein nach einem Roman des bekannten amerikanischen Wissenschaftlers und Science-fiction-Autors Arthur C. Clarke gedrehter Film jedenfalls entzieht sich über weite Strecken einer allgemein verständlichen Deutung. Wer sich eine utopische Story mit üblichen Thriller- und Horroreffekten erwartet hat, wird bitter enttäuscht!
Clarke und Kubrick gehen von verschiedenen Hypothesen aus: sie versuchen, den Stand der Wissenschaft im Jahr 2000 vorauszuschätzen, und das gelingt ihnen dank Clarkes wissenschaftlichen Fähigkeiten ganz ausgezeichnet und anschaulich. Ferner versuchen sie, diese technischen Errungenschaften filmisch darzusteilen. Und auch das schaffen sie, dank einer geradezu fulminanten, perfekten Tricktechnik. Letztlich aber gehen Kubrick und Clarke daran, endphilosophische Folgerungen aus dem All zu ziehen und Thesen über die Existenz außerirdischen
Lebens, überirdischer Mächte und dia Entstehung des Lebens aus kosmischen Kräften aufzustellen. Hier verstiegen sich Drehbuchautor und Regisseur manchmal zu recht gewagten Folgerungen, die vor allem aus der rein filmischen Äußerung heraus nicht mehr verständlich sind. Der Regisseur, dem zur Verwirklichung seiner Vorstellungen enorme technische und finanzielle Möglichkeiten zur Verfügung standen, schwelgt in photographischen, tricktechnischen und dramaturgischen Extremen und vergißt dabei völlig aufs Publikum. Am erregendsten ist noch der Teil des Streifens, der durch die These, man könne einen Computer mit menschlichen Charakterzügen und Den- kungsweisen programmieren, Gedankengänge von geradezu überwältigender Tragweite hervorruft.
Technisch tetra chteumwWl ii1'HllliiW Film kein Mangel zu finden; alles, was 70 Jahre filmische Entwicklung und modernste Erkenntnisse an Trick hervorgebracht haben, ist hier mit einer Perfektion sondergleichen zur Anwendung gebracht worden. So gibt es auch keine Darsteller im üblichen Sinn, da der Film weitgehend auf Dialoge verzichtet. — Einer der wesentlichsten Minuspunkte des Streifens ist die Musik: Man kann die Idee, klassische Musikstücke wie „Also sprach Zarathustra“ und den „Donauwalzer“ hier als „Sphärenklänge“ zu verwenden, für originell halten, sie ist aber eher billig und ein Rückfall in finstersten Kintopp, der gerade diesem hypermodernen Streifen sehr schlecht steht und viele Sequenzen systematisch um ihre Wirkung bringt! — Insgesamt also ein gleichermaßen faszinierender und enttäuschender Film, technisch makellos, und nur für denjenigen befriedigend, der sich nicht mehr erwartet, als eine zum eigenen Nachdenken und Phantasieren anregende Vision.
Kunstnotizen
• Radierungen von Giorgio Morandi zeigt die Galerie im Innsbruk- ker Taxispalais bis 29. September.
• Die Galerie 6 in der Bäckerstraße veranstaltet im September ihren letzten Kunstbasar: Lithographien, Radierungen und Zeichnungen von Fuchs, Hutter, Kolo Moser, Arnulf Rainer, Erich Brauer und Rudolf Hausner sowie einige der schönsten Plakate Alphons Muchas Pferden angeboten.
• „Darüber hinaus " heißt ein Photoausstellung, die Federico G. Hecht aus Bogota in der österreichischen Staatsdruckerei zur Zeit veranstaltet.
• Das Modern Art Center in der Riemergasse stellt bis 3. Oktober Bilder und Graphiken des deutschen Surrealisten Waldemar Winkler aus.
• Maximilian Melcher, dem niederösterreichischen Kulturpreisträger 1964, ist eine Ausstellung im Niederösterreichischen Landesmuseum gewidmet.
• „Dämmerung der Menschheit“ ist das Motto einer Ausstellung, die der jugoslawische Künstler Zalokar Jadran im Französischen Saal des Künstlerhauses zeigt.
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