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Die größte Geschichte aller Zeiten
Wenn Hollywood sich anschickt, das Leben Jesu in einem „Ultra-panavision-Cinerama“-Farbfllm zu verfilmen, erinnert man sich an vergangene „Schaufilme“, wie etwa „König der Könige“, „Die Zehn Gebote“, „Ben Hur“, und hegt die Befürchtung, daß hier Religion zum Geschäft gemacht wurde und deshalb der filmische Effekt die geistige Substanz verdrängen wird. Dem Film „Die größte Geschichte aller Zeiten“ kann aber bescheinigt werden, daß er mit Ernst und Würde an die Gestaltung dieses vielleicht schwierigsten Themas ging. Den Streifen zeichnet eine eindrucksvolle Einheitlichkeit aus, die stark von der geglückten Wahl des Drehortes in die Canons des Colorado River im amerikanischen Staat Utah bestimmt wird. Diese gigantische Landschaft, Licht und Wolkenstimmungen und manche geglückten Szenen vermögen stellenweise die gewaltigen geistigen Dimensionen der dargestellten Begebenheiten anzudeuten. Der schwedische Darsteller Max von Sydow ist ehrlich um eine würdige Gestaltung der wohl undarstellbarsten Persönlichkeit, nämlich Jesu Christi, bemüht. Dennoch muß einfach dieses Vorhaben in manchem mißlingen. Es kann einfach nicht das sorgfältigst gewählte Dekor, die bemühte Darstellung und der ehrliche Wille die ganze Tiefe und Universalität der Heilsgeschichte sichtbar werden lassen. Im letzten entzieht sich das historische Geschehen von Christi Erdenleben und die Erlösung der Menschheit jeder gültigen Sichtbarmachung. Dazu kommt noch die amerikanische Eigenart, die den religiösen, senti-mentbeladenen Schaueffekt der religiösen Geistigkeit immer vorzieht. Unerträglich sind manche „Halle-luja-Chöre“, die den Ablauf des Geschehens akustisch untermalen, grollende Donner und musikalische Akzente.
Mag sein, daß dieses Riesengemälde des biblischen Geschehens den Theologen und Gläubigen nicht in diesem Maße beeindrucken wird, wie den naiven Ungläubigen, der vielleicht trotz aller Distanz gerade durch so ein stellenweise veräußerlichtes Werk an Wahrheiten erinnert wird, die er gerne übergehen möchte. Interessante Vergleichsmöglichkeiten werden sich mit dem in Kürze erscheinenden italienischen Film von Pasolini, der in Österreich unter dem Titel „Die Menschenfischer“ gezeigt wird, ergeben. Dieser Schwarzweißfilm — größtenteils von Laien dargestellt — hält sich streng an das Evangelium nach Matthäus, vermeidet alle äußerlichen Effekte und wird vielleicht gerade durch diese geistig-religiöse und künstlerische Selbstdisziplin zu einem packenden und starken, stellenweise geradezu atemberaubenden Kunstwerk.
Der schwedische Film „Zu lieben“ will auf dem Weg einer totalen Ablehnung der ehelichen Bindung zu einem „neuen Lebensgefühl“ führen, das in einer absolut freien Liebe gipfelt. Trotz einer psychologischen Differenzierung sind der Freizügigkeiten bei allar verlockenden Bemäntelung zu viele, als daß man den gefährlichen Thesen folgen könnte.
Der amerikanische Streifen „Millionenraub in San Franzisko“ ist ein in Konfliktstellung und Psychologie differenzierterer Gangsterfilm, als man es sonst in diesem Genre gewohnt ist.
Eine bedauerliche Vergröberung erfuhr das bekannte Kinderbuch von Erich Kästner „Emil und die Detektive“ in einer amerikanischen Neu-verfllmung durch die Walt-Disney-Produktion. Es ist kaum mehr etwas von der heiteren und kindertüm-lichen Unterhaltung übriggeblieben, und auch der Humor ist matt und plump.
Deutschlands „ölprinz“ ist die an Karl May angelehnte Abenteuergeschichte, in der biedere deutsche Auswanderer im Wilden Westen von den beiden Helden Old Surehand und Winnetou vor gemeinen und habgierigen Banditen gerettet werden. Viel Aufwand, viel Edelmut und Pathos, aber wenig Karl May.
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