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Ein Segelschiff mit schwerer Fracht
Wissen Sie, was ein Kronotron Ist?
Sie müssen nicht Atomphysiker oder Mikrobenforscher sein, Sie brauchen überhaupt keine naturwissenschaftliche Vorbildung, Sie müssen es nicht einmal im Detail verstehen, wenn es Ihnen Peter von Tramin als Held seines neuen Romans vorstellt: „Das ist eine Anlage, welche den subjektiven Ablauf der Zeit mit beherrschbarer Bestimmung der temporalen Regression objektiv zu transferieren gestattet; Erstellung der zu diesem Zweck erforderlichen Energiequellen, Analogiewandler und proportionaler Umsetzer; Konstruktion einer Quanten-transmutator genannten Einrichtung zur orientierten Destruktion und Restriktion zum Temporaltransport bestimmter organischer und anorganischer Körper“ (S. 39). Es genügt, wenn Sie bei einiger Vertrautheit mit Fremdwörtern die ungefähre Vorstellung erhalten, daß das Kronotron eine Zeitmaschine ist, die Menschen in die Vergangenheit schicken und wieder in die Gegenwart zurückholen kann.
Diese beängstigende Vorrichtung hat im Roman Tramms Dr. Wollschläger entwickelt, um finanzielle Investitionen zu tätigen und für heute und morgen zu nützen. Doch als seine Tochter mit einem verbummelten Studenten aus Wien in den heimatlichen Schwarzwald kommt, um die sensationelle Maschine zu erproben, stellt man bestürzt fest, daß durch einen technischen Fehler der Erfinder selbst bereits in die Vergangenheit verschwunden ist: Man vermutet ihn im Jahr 1917 im Herzogtum Kramm-bach. Es bedarf nun 237 Seiten detektivischen Spürsinns, geschichts-philosaphischer Auseinandersetzungen und menschlicher Größe, um den Erfinder in die Gegenwart und das junge Paar für die Zukunft zu retten.
Nach dem heiter dahingeplauder-ten Anfangskapitel voll köstlicher Situationskomik erwartet man einen liebenswürdigen Roman für die Urlaubszeit. Romane dieser Art haben durchaus ihre Berechtigung wie der Mensch unseres Jahrhunderts ein gesetzlich verbrieftes und von ernsthaften Wissenschaftlern zugestandenes Recht auf Urlaub, Entspannung und Unterhaltung hat.
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ratur zu schreiben oder Manfred Hausmann in bestimmten Werken oder Friedrich Dürrenmatt („Grieche sucht Griechin“) oder die Franzosen. Peter von Tramin wäre nicht in schlechter Gesellschaft.
Doch kaum gut in Fahrt gekommen, wird das leichte Segelschiff so schwer mit historisch-philosophischem Ballast und Seelenproblemen befrachtet, daß es auf Grund zu gehen droht:' seitenlange Monologe über das demokratische und aristokratische Staatsprinzip, über den „■Irrwitz“ von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, über Herrn Hitler, industriellen Völkermord und Atomkrieg; seitenlange psychlogische Selbstanalysen, in denen von „irrealem Kompensationsbedürfnis“, fremdem Zwang. Flucht und aufspringenden Türen die Rede ist. Probleme dieser Art können in einem solchen Rahmen nicht befriedigend abgehandelt und gelöst werden, weder mit der lapidaren Feststellung „Die Monarchie ist tot. Der Adel noch nicht ganz. Daß sich seine Reste polemisch rechtfertigen, ist menschlich verständlich“, noch mit einem Katharsiserlebnis im Eisenbahnabteil. Auch die Lesungen
aus dem „Tagebuch des Hofpoeten Anselm Pfisterer von Pftstersheimb“ ius dem Jahr 1817 in zeitgenössischer Wortwahl und Orthographie ;rheitem und interessieren nur an-iänglich, belasten und erschweren iedoch nach der 50. Seite zu sehr Jen Fluß der Handlung und Erzählung.
Wozu das? fragt man hier und loch einige Male und bedauert schließlich, daß sich Peter von Tranin nicht etwas strengere Abstinenz n theoretischer Problematik . auferlegt und etwas unbeschwerter in ler oben angedeuteten Gesellschaft angesiedelt hat.
Das Grundgefüge des Romans, seine bildgefüllte Sprache und 3izarre Gleichzeitigkeit von 1965 und L817 zeigt Verwandtschaft zum phantastischen Realismus der Wiener Schule. Auf utopisch-phantastischer Prämisse baut sich ein prä-lis berechnetes, logisch einwandfreies Handlungsgebäude auf, viel-•äumig und mehrgeschossig, amüsant zu durchwandern. Von der Verwandtschaft zur Wiener Schule und der leichten Melancholie des nach-?eborenen Kakaniers gefärbt, wäre Peter von Tramin mit der „Tür im Fenster“ — fast — ein Paradestück ies heiteren Romans österreichischer Prägung gelungen.
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