Digital In Arbeit

Große Forschertragödie im Film

Werbung
Werbung
Werbung

Robert Falcon Scotts Kampf und Untergang ta der Antarktis birgt ein Moment echter menschlicher Tragik. Seine Südpolarexpedition (1911 12) diente einmal der wissenschaftlichen Erschließung des von ihm schon 1902 04 entdeckten König-Eduard-Landes und von Süd- viktoria, andererseits dem Erreichen des Poles selbst. Soott hielt an dem ersteren Ziel hartnäckig fest, unter Hintansetzung alles nationalen und sportlichen Ehrgeizes. Dies kostete ihm wertvolle Zeit, die Amundsen gut nützte: als Scott mit vier Gefährten am 17. Jänner 1912 den Südpol erreichte, wehte dort bereits die norwegische Flagge Dieses entmutigende Erlebnis mag mit dazu beigetragen haben„ daß die Tete der Expedition auf dem Rückweg den Schrecken eines vorzeitigen Wintereinbruches zum Opfer fiel. — Nunmehr hat ein großer englischer Farbspielfilm, „Scotts letzte Fahr t", dieser Forschertragödie ein würdiges Denkmal gesetzt. Die großzügige Inszenierung, das mitreißende Spiel der Darsteller, die vornehme Fassung des Drehbuches, in der sich menschliches Heldentum und Demut vor Gott zu ergreifender Seelengröße vereinigen, hätten allein schon genügt, diesen Film aus der Reihe biheriger Expeditionsfilme zu heben. Dazu kommt, daß der Film von Freunden und Verwandten des Forschers wertvolle Angaben und Dokumente zur Verfügung bekam, besonders Scotts Tagebuch; aus ihm werden Worte laut, die zu den bleibenden Dokumentationen menschlicher Charaktergröße gehören. So ist „Scotts letzte Fahrt" nicht nur durch seine künstlerische und technisch Höchstleistung, son dern vor allem durch seine innere Haltung rin Werk, das der Chronik des Films angehört.

Von zwei neuen Musikerbiographien ist der französische Liszt-Film „L i 6 b e s t r ä u m e“ der filmisch gelungenere, während dar milieu- fremde englische Schubert-Film „Dein ist mein Herz“ kaum mehr als die Stimme Richard Taubers für sich anzuführen hat. — Zwei österreichische und deutsche Lustspiele, „Märchen vom Glück“ und „Nichts als Zufälle“, dienen anspruchsloser Unterhaltung. — Eine schmerzliche Enttäuschung bedeutet der österreichische Film „Geheimnisvolle Tiefe“, schon vom Drehbuch her verdammt und dann durch eine unglückliche Experimentierwut des Regisseurs (eines großen Könners nach wie vor: G. W. Pabst), der Kamera und der Musik tief in die geheimnisvolle Tiefe österreichischer Mißerfolge geführt. — Kunst und Können, die diesem Film trotz allem gutzuschreiben sind, fehlen einer weiteren österreichischen Produktion, dem sogenannten Aufklärungsfilm „Vom Mädchen zur Frau" vollkommen. Die sittlichen Grundsätze, die er vorzutragen bemüht ist, sind einwandfrei, gerade deshalb aber bedeutet sein haarsträubender Dilletantismus in Bild und Ton eine schwere Kompromittierung eben dieser Sätze. Angesichts der überdeutlichen Ausmalung von Verführungsszenen fällt es zudem schwer, an die lautere Absicht seiner Hersteller zu glauben. Damit erleidet aber auch die Verleihfirma, Carola Czerny und Sohn in Wien, einen ernsten Abbruch des Vertrauens, der ihr bisher von katholischen Kreisen gewährt worden ist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung