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GUSTAV A. CANAVAL + EIN UOMO UNIVERSALE

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Ei Jupiter in Salzburg: so ist dieses Löwenhaupt manchem Besucher erschienen, der Gustav A. C anav al gegenübertrat. Nicht jedermann wußte, daß die Barockbaumeister Hans und Christoph Canaval zu den Vorfahren dieses Mannes aus der österreichischen Lombardei gehörten, der im kaiserlichen, im Sttfterischen Linz am 5. August 1898 geboren wurde. Jetzt, nach seinem Heimgang in Salzburg am 26. November 1959, haben Bundeskanzler Raab und führende Männer det Politik und der Journalistik ehrend des treuen Oesterreichers, des gläubigen Katholiken, des wirklich unabhängigen Journalisten gedacht. Was bleibt da uns zu sagen?

Ein Jupiter in Salzburg: man hört die letzten Klänge der Jupitersymphonie Mozarts und erinnert sich, wie Gustav A. Canaval, der Mann aus Linz und Wien, untrennbar mit Salzburg verbunden ist. Hier hat er nach dem ¿weiten Weltkrieg mit den „Salzburger Nachrichten“ ein Blatt geschaffen, das zunächst als einzige österreichische Tageszeitung über die Grenzen des kleinen Landes hinaus Beachtung und Ansehen erwarb. Hier in Salzburg baute sich Gustav A. Canaval sein eigenes Reich, das unbewußt und bewußt nichts anderes war als eine Heimholung des Barocks, der gesamten barocken Welt, in seine Gegenwart und, wie er hoffte und glaubte, in die Zukunft einer größeren freieren Welt. „Monarchie, nicht gestern, sondern morgen“, dieser sein Schlachtruf wollte ja so recht in seinem Sinne verstanden werden: als das

Reich eines größeren Menschen, in dem neue, wunderschöne Spiele stattfinden sollten: Spiele des Geistes, der Kultur, eines Welttheaters, in dem alle Künste des Menschen, von der Kochkunst, die er innig liebte, über das Experiment mit technischen Geräten, bis zum hohen Kunstwerk mitmenschlicher Beziehungen neu gelingen sollten.

Gustav A. Canaval hat als ein letzter Uomo universale, ein Universalgenie aus dem Geblüt der Hochrenaissance und des Hohen Barocks, alle diese Künste zugleich zu meistern, zu üben gesucht. Er, der zunächst Elektrotechnik in Wien, dann Medizin, Philosophie und Theologie in Wien, Staatswissenschaften und die Rechte in Graz studiert hatte, der als Offizier im ersten Weltkrieg, im Fürsorgewesen der Stadt Wien, in der Schule Friedrich Funders in der „Reichspost“ und dann als selbständiger Redakteur die Horizonte seiner Zeit und seiner Zeitgenossen abschritt, war zuinnerst in diesem Großreich seiner schöpferischen Phantasie zu Hause, ln diesem Sinne blieb er zeitlebens ein Mann innerster Einsamkeit: Einsamkeit des schöpferischen Menschen, der als ein Begnadeter seinem höchsten Herrn und eigener Lust zuliebe experimentierte: und sich Kunststücke erfand Aus dieser seiner innersten Arbeit in der Höhle des Löwen brach er jedoch immer wieder hervor, zur Freude und zum Schrecken seiner Freunde, zum Erstaunen seiner Gegner: da brachen, Gewittern gleich, seine Leitartikel hervor, Blitze vom Olymp. Da verdichtete er in einem einzigen Aufsatz sein ganzes Wissen, schüttete aus seinem Füllhorn seine Gedanken über Kosmos und Mensch, Staat und Gemeinschaft, Seele, Kultur und Politik der Tagespolitiker. Diesen einzigartigen Ausbrüchen in Wort und Schrift steht eine andere Form seiner Selbstmitteilung, seiner Selbstgabe gegenüber: seine Freundschaft. Gustav A. Canaval war, auch in dieser Perspektive ein letzter Sohn unseres Barocks, ein leidenschaftlicher Liebhaber seiner Freunde, denen er steh auf seine Weise ganz gab.

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