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IM SPIEGEL DER PRESSE

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Die Bauemkronkervkosse wird sieh für die im Gesetz vorgesehene Herstellung von geordneten Beziehungen zu den Ärzten am Weg eines freien Vertrages privatrechtlichen Charakters eintreten. Der sehr weitreichende Gleichklong der echten Interessen auf beiden Seiten ruft praktisch schon lange nach einem solchen Vertrag. Wir sind zu jeder Stunde und ohne Vorbedingungen sofort bereit, die Verhandlungen aufzunehmen, um zu einem entsprechenden Vertragsabschluß zu gelangen. Unsere Haltung hinsichlich des Vertragsinhaltes ist völlig undoktrinär, sie ist aufgeschlossen, ja eigentlich liberal. Dies fand darin seinen Ausdruck, daß wir ein reines Kostenerstattungssystem als eine durchaus diskussionsfähige Vertragsmöglichkeit bezeichneten. Vielleicht wäre es realistisch, die Regelung zwischen den Selbstäo- digenkrankenkassen und den Ärzten daraufhin zu untersuchen, ob sie nicht Elemente enthält, die geordneten Beziehungen auch zwischen der Österreichischen Bauernkrankenkasse und den Ärzten nützlich sein könnten.

(Staatssekretär Halden „Das Kardinal- Problem sind die Honorare’)

Offen gesagti Im Raume der Erwachsenenbildung existiert eine „Linke" nicht parteipolitischer, sondern kultureller Art, die manipulativ ein Denkmonopol errichten möchte — der gegenteilige Fall wäre allerdings genau so möglich und ungut. Sie versucht dies zwar kaum mit Takt, aber doch mit viel Geschick, so daß die „Rechte" bis hinauf zu den kulturpolitisch bestimmenden Gremien oft nicht weiß, was diese Linke tut. Ganz wenig Sachverhalte lassen sich ja so schlechthin in Superlativen ausdrük- ken wie die Naivität „bürgerlicher" Mäzene, wenn sie ideologischen Gammlern ihre hilfreiche Hand leihen, die mit ästhetisierendem Augenaufschlag einen kompakten Nihilismus elnschwlndeln. Möglicherweise schießt diese Polemik übers Ziel hinaus oder überhaupt daneben; Besorgnisse solcher Art sind aber vorhanden und sollten einmal ousgedrückl werden. Keineswegs dürfte die Volksbildung zum Tummelplatz irgendwelcher Manipulatoren werden, die unter dem breiten Regenschirm der pluralistischen Gesellschaftsordnung alles anbringen können, wenn es auch nicht das Beste ist. Nochmals sei es gesagt: die Anwendung manipulativer Techniken auch im Bildungsbereich ist so verlockend, daß man sich selbst und andere beobachten muß, damit nicht aus Erziehern Techniker, aus Andragogen Demagogen werden. Vielleicht ist es nicht mehr möglich, diese Techniken der Menschenbeeinflussung auf ein ethisch tragbares Minimum zu beschränken, vielleicht werden zukünftige Gesellschaften nur mehr im Stile von Hux- leys und Orwells trüben Zukunftsvisionen gelenkt; der Pädagoge jeder Art hat aber neben seinen berufseigenen Unarten doch wohl den liebenswürdigen Zug eines fast nachtwandlerischen Optimismus, mit dem er sich einer Aufgabe unterzieht, wenn auch ihre Erfolge im Nebel einer undurchschaubaren Zukunft wie Fragezeichen dastehen.

(Hans Fasching; „Manipulation — Faktum

Großbritanniens Premier Harold Wilson hat seinen für Februar geplanten Besuch in der Sowjetunion vorverlegt und wird schon im Jänner in Moskau zu politischen Gesprächen eintreffen. Er erwidert damit Kossy- gin Besuch vom Februar vergangenen Jahres in London. Da die Gesprächsthemen die gleichen geblieben sind, zwingt sich eine Bestandsaufnahme der Lage auf, in dem Versuch, zu ermessen, inwieweit die Gespräche diesmal zu mehr Erfolg führen könnten, als sie es noch vor einem Jahr getan haben. Für Großbritannien war das abgelaufene Jahr wenig erfolgreich. Der noch vor einigen Jahre« mühsam aufrechterhaltene Schein vom Empire ist durch die Ankündigung des beschleunigten Abzugs von „östlich von Suez’ weiter geschwunden, das Weltreich von einst Immer mehr auf die Insei zusammengeschrumpft. Dobel muß den Briten zugute gehalten werden, daß sie in Mater Zeit überraschend schnell umzudenken gelernt haben. Daß sie damit dennoch zu spät kamen, mag weniger an ihnen als an der Entwicklung gelegen sein.

(Ludwfg Morton: „Wlliont tdiwore Mission )

Abgesehen von manchen älteren Pfarrern, in deren Bewußtsein noch die „Einheit vom Beichtstuhl bis zum Parteilokal" wach geblieben ist und gelegentlich vor Wahlzeifen zum Durchbruch kommt, kann man heute vor allem unter jungen Priestern eine große Aufgeschlossenheit und Unvoreingenommenheit gegenüber dem Andersdenkenden, besonders dem Arbeiter, feststellen. Priester, die in der Großstadt- beziehungsweise Industrieseelsorge tätig sind, kommen auch In sozialistische Familien und werden mit deren Ansichten und Problemen konfrontier!. Ais ermutigenden Anfangserfolg kann man die Betriebs- einsäfze von Theologen und Priestern befrachten. Einige Wochen genügten immerhin, um manche Vorurteile und Zweifel auf beiden Seifen zu überwinden. In manchen Diözesen saßen schon Betriebsräte und Priester an einem Tisch und erörterten brennende Fragen und Anliegen seitens der Kirche wie auch der — lefzlich doch noch überwiegend fernstehenden — Arbeiterschaff.

(Helmut Hajek; „Kirche und Partelpollllk')

Die Schlagzeile der letzten Nummer der „Zürcher Woche’ des vergangenen Jahres, „Und Friede auf Erden mit der Atombombe’, erhielt durch den weihnachtlichen Atombombenversuch der Rotchinesen eine makabre Aktualität. Es soll sich allerdings nur um ein kleines A- Bömbchen, rund 20.000 Tonnen TNT entsprechend, gehandelt haben. Aber der Gedanke lieg! nahe, daß dieses Bömbchen durch eine Mittelstreckenrakete zum Explosionspunkt getragen wurde. Mit einer solchen Rakete könnte man zum Beispiel mühelos vom chinesischen Territorium aus nach Südvietnam schießen. Oder nach dem nationalchinesischen Formosa. Und in einigen Jahren oder Monaten werden die Rotchinesen über interkontinentale Raketen verfügen, mit denen Atombomben (vielleicht auch nur kleine) über den Pazifik hinweg nach den USA getragen werden können.

Vielleicht wird man dann bereit sein, Rotchina in die UNO aufzunehmen. Vielleicht wird man dann Rotchina sogar in die UNO hineinbiften.

Jenen Schweizern, denen dieser Gedanke unerträglich ist, sei in Erinnerung gerufen, daß unser Land zu den ersten gehörte, die das kommunistische China anerkannten. Denn wir anerkennen ja nicht ein bestimmtes Regime oder eine Ideologie, sondern die Ausüber der tatsächlichen Gewalt.

Tönt scheußlich, nicht wahr!

(w. s.)

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