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Österreicher als Erforscher der. Erde. Notring-Jahrbuch 1956. 160 Seiten, 70 Tafeln und 1 Karte. Verlag des Notringes .der wissenschaftlichen Verbände, Wien. Preis 60 S.

„Aus dem Ertrag dieses Jahrbuches wird die österreichische Wissenschaft gefördert“, steht auf der Titelseite des Bändchens. Das allein wäre schon Anlaß genug, es zu kaufen. Zum ersten Male aber hat der Notring in diesem Jahrbuch eine in jeder Hinsicht ansprechende Publikation zustande gebracht, die auch als Uebersichts- und Nachschlagewerk über die Forschungsreisen großer Oesterreicher selbständige Bedeutung hat. Die Arbeit fußt auf. dem Werk Hugo Hassingers „Oesterreichs Anteil an der Erforschung der Erde“ und bringt in alphabetischer Reihenfolge Lebensabrisse der Forscher, von Oskar Baumann und Etta Becker-Donner bis zu Herbert Tichy und Joseph Tieffenthaler SJ. Die Texte sind dreisprachig — deutsch, englisch, französisch — wiedergegeben. Ausgezeichnete Tafelbilder.

Soweit die Füße tragen. Von losef Martin Bauer. Ehrenwirth-Verlag, München. 447 Seiten.

Dies ist die Geschichte eines Kriegsgefangenen in Rußland, dem das Unwahrscheinliche gelang: die Flucht aus einem Bleibergwerk am sibirischen Ostkap, quer durch die Steppen und Wälder Sibiriens zur iranischen Grenze Am letzten Sonntag im Oktober 1949 verläßt Clemens Forell — so wird der Gefangene vom Verfasser genannt — das Bleibergwerk, am 22. Dezember 1952 betritt er, nachdem er zu guter Letzt noch in Teheran unter dem Verdacht, sowjetischer Spion zu sein, festgehalten wurde, deutschen Boden. Was dazwischen liegt? Die menschliche Phantasie ist in normalen Fällen nicht imstande, sich alle Entbehrungen und Gefahren auszumalen, die es zu bestehen galt. Die Feder sträubt sich, zu rapportieren ___ • ■ - • ritijj: K

Josef M. Bauer hat diesen Leidensweg eines Menschen unserer Tage zu Papier gebracht und die dramatischen Elemente der großen, einsamen Flucht wohl herausgearbeitet. Der Rezensent gibt-zu, daß ihm mitunter der Verdacht beschlichen hat, Bauer halte es mit Forell ähnlich wie Dr. Karl E. Krämer mit dem von ihm erfundenen dichtenden Fremdenlegionär Georges Forrestier. Er möchte diesen Gedanken jedoch wieder verscheuchen. '

Das Jüngste Gericht. Kriminalroman. Von J. B. Priestley. Oesterreichische Buchgemeinschaft, Wien. 311 Seiten.

Der Freund der modernen Literatur, den der prominente Name des Verfassers anlockt, wird bei diesem Buch weniger auf seine Rechnung kommen als ein Leser, der einfach auf Grund der Bezeichnung „Kriminalroman“ Spannung und Unterhaltung erwartet. Eine ungewöhnliche Handlung: Drei Männer aus ganz verschiedenen Lebensbereichen, ein Architekt, ein Physiker und ein echter Selfmädemanri, werden nach seltsamen Erlebnissen in einem kleinen Ort in der Wüste Kaliforniens zusammengeführt. Sie verfolgen alle die gleiche Spur. Diese führt zu drei Brüdern, die als Führer einer geheimnisvollen Sekte religiöser Fanatiker düstere Pläne ausbrüten. Sie wollen nicht mehr und nicht weniger, alst alles Leben auf der Erdoberfläche mit Hilfe einer furchtbar zerstörende Kräfte entfesselnden Erfindung vernichten. — Im Schlußkapitel wird erzählt, wie nach der Verhinderung des teuflischen Anschlags die Menschen auf der ganzen Welt im Bewußtsein der überstandenen Gefahr alle Gegensätze vergessen — allerdings nur für kurze Zeit. Es scheint, als sei es Priestley vor allem darauf angekommen, dies auszudrücken. Die Liebesgeschichte, die natürlich auch vorkommt, wird etwas gewaltsam einem Happy-End zugetrieben. Phantastik und Realismus, Problematik und das rein äußerlich Spahnende sind in diesem Roman nicht im richtigen Verhältnis gemischt. Daß Priestley sich aber auch hier als ein frisch zupackender, temperamentvoller Erzähler Zeigt, sei gerne anerkannt.

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