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Knstler briefe

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Claude Debussy: Lettres ä deux amis (R. Godet, J. J. Aubry). J. Cortt, Paris 1942. — Correspondence de Claude Debussy et Pierre Louys. Herausgegeben von H. Bourgeaud. J. Cortl, Paris 1945. — Debussy et D'Annunzio, Correspondence inedite. Herausgegeben von Guy Tost Les. Editions Denoel, Paris 1948. — Rene Peter, Claude Debussy, Edition augmentee de plusieurs chapitres et de lettres inedites de Claude Debussy. Gallimard,Paris 1944

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Claude Debussy: Lettres ä deux amis (R. Godet, J. J. Aubry). J. Cortt, Paris 1942. — Correspondence de Claude Debussy et Pierre Louys. Herausgegeben von H. Bourgeaud. J. Cortl, Paris 1945. — Debussy et D'Annunzio, Correspondence inedite. Herausgegeben von Guy Tost Les. Editions Denoel, Paris 1948. — Rene Peter, Claude Debussy, Edition augmentee de plusieurs chapitres et de lettres inedites de Claude Debussy. Gallimard,Paris 1944

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Es hat etwas Erregendes an sich, wenn Jahrzehnte nach dem Tode einer bedeutenden Persönlichkeit und nachdem die abstrahierenden Linien von den wissenschaftlichen und geschichtlichen Betrachtern des Werkes nachgezeichnet sind, unmittelbares Leben, die vielfältige lebendige Wirklichkeit aus nunmehr der Öffentlichkeit preisgegebenen Briefen dem Leser entgegenströmen. Nicht, daß es sich bei Debussy um Enthüllungen des Privatlebens handelte, die der Masse Sensationen böten; aber es ist gerade die Doppelnatur, die diese Briefe freilegen; auf der einen Seite der Briefwechsel mit Pierre Louys, dessen literarische Führerschaft übrigens (alle seine Einwirkungen, insbesondere der „Chansons de. Bilitis“ anerkannt) in Debussys Jugend heute nicht mehr anerkannt werden kann (Godet, Aubry); auch die Briefe an Rene Peter, der als junger Mensch sich an ihn attachierte. In ihnen, die insbesondere die Jugendzeit beleuchten, tritt der weltfrohe, scherzende, zu Streichen aufgelegte Debussy lebendig vor uns. Aber in der Tiefe eingesponnen ruht die wahre Seele des leidenden und kämpfenden Menschen und Künstlers, die sich selten preisgibt. Die Briefe an Robert Godet, der in der Schweiz lebt, sind hier andererseits wundervolle Zeugnisse. Wie erschüttern gerade die langen Schreiben aus der Zeit der Krankheit, wo das körperliche Leiden bereits alle Schaffenskraft unterdrückte: „Quelle viel Quelles journees! Lasse d'une poursuite vaine, pas assez fatigue pour dormir. Alors j'attends le lendemain tant bien que mal; et ca recommence.“ (11. Dezember 1916). Und mit echt Debussyscher Selbstironie fährt er fort: „Si la musique se trouve mal servi chez moi, qu'elle s'adresse autre part: au besoin, je lui donnerai des adresses utiles, sinon agreables!“. — Viele auf das Werk bezügliche Einzelheiten erschließen diese Briefe, und die Vorreden von Godet-Aubry zu den ersten beiden Bänden zeichnen lebendig die Künstlerkreise und Zentren, in denen der junge Debussy verkehrte und Anregungen empfing. — Höchst wertvoll ist gleichfalls der mit einer ausgezeichneten Vorrede von dem D'Annunzio-Forscher Guy T o s i veröffentlichte Briefwechsel mit dem italienischen Dichter. Klar geht aus ihm hervor, daß Debussy an dem gemeinsamen Werk „Le martyre de St-Sebastien“, das nun auch allgemein als eine der Meisterleistungen des Musikers anerkannt wird, mit fiebernder Seele arbeitete, diese Komposition nicht nur ein Gelegenheitswerk war. 1913 schreibt Debussy in Erinnerung: „Cela me touche infiniment et je ne demande qu'ä revivre ce temps d'ardente animationl“ In glücklicher Weise wird auch die Entstehungsgeschichte dieses Werkes beleuchtet.

Geschlecht und Liebe. Von Theodor R e i k. Ernst-Klett-Verlag, Stuttgart 1950.

Der Neopsychoanalytiker Reik diskutiert den Freudschen Sexualitätsbegriff. Von der klassischen Lehre ausgehend und der analytischen Methode zugewandt, läßt er die Libidolehre der Schule weit hinter sich und kommt zu dem Schluß, die Liebe der Geschlechter setze sich aus Sexualtrieb, Ich-Trieben und emotionaler Bereitschaft, also einer seelischen Komponente, zusammen. Der Verfasser unterscheidet scharf zwischen sexuellem Reiz und Reiz der Persönlichkeit und versucht überhaupt, das. Problem ganz menschlich zu lösen. Nach seiner Aufassung ist in der Menschheitsgeschichte unter dem Einfluß der Kultur und der Frau als Kulturträgerin, die Geschlechtsliebe immer mehr veredelt worden und ist nur als Anliegen der geistigen, wertsuchenden Persönlichkeit voll zu erfassen. In der Liebe werden gleichermaßen Geschlechtstrieb, Eroberungsbedürfnis und Zuneigung realisiert. Das Buch enthält scharfsinnige psychologische Bemerkungen über verschiedene Einzelfragen des behandelten Themas und bietet eine Fülle von Anregungen, ob man sich der psychologischen Richtung des Verfassers anschließt oder nicht. Im Vorliegenden handelt es sich um eine Ubersetzung. Der Stil ist nicht lehrbuchmäßig, sondern durch viele Beispiele und Bilder aufgelockert.

„Der Wunsch, geliebt zu werden, ist älter, als der zu lieben“ (S. 98), „Geliebt zu werden heißt, daß der eigene Wert anerkannt wird“ (S. 263). Hier werden die tiefsten Gründe der geschaffenen Geistperson eröffnet, und wir freuen uns, daß der eigentliche transzendente Ursprung der Liebe, wenn auch nicht aufgezeigt, so doch für den erreichbar ist, welchem diese Weltschau entspricht.

Christliches Ordnungsbild und soziale Wirklichkeit. Von Antonius Eickhoff. Aschen-dorffsche Verlagsbuchhandlung. Münster in Westfalen, 1949. 325 Seiten.

Uberreich ist die Literatur der naturrechtlich verfahrenden Soziologie. Auch vorliegendes Buch zählt dazu. Es versucht, aus den paar einleuchtenden Sätzen des Naturrechts ein soziales Koordinatensystem abzuleiten, das zwar, wie der Verfasser betont, „keine Patentlösung für die konkrete Situation“ anmeldet, immerhin aber „zeitlose soziale Perspektiven“ eröffnen möchte. Wie diese Versuche enden, zeigt der Verfasser selbst, der nach schwungvoller Ausstellung der naturrechtlichen Sozialideale vor der Tatsache steht, daß just dieses Naturrecht — die Sklaverei keineswegs verurteilt. Das Natur-recht garantiert eben kein Maximum, sondern ein Minimum an Menschenrecht. Das Naturrecht hat nur eine negative Funktion in der sozialen Frage. Es ist die äußerste Hürde vor dem Abgrund, niemals aber Grundlage für positive Sozialschöpfungen. Nützlicher wäre es daher unter Umständen, besonders für katholische Soziologen und Sozialpolitiker, was schließlich auch der Verfasser vorschlägt, konkrete Sozialwirklichkeiten zu analysieren, zum Beispiel Soziographien von Pfarreien und Diözesen für den pastoralen und politischen Einsatz zu erstellen, als die tausendmal bereits gedrehten sogenannten .Ordnungsbilder des Naturrechts“ nochmals zu drehen, zumal schon der „Kleine Katechismus“ im Religionsunterricht für Kinder praktisch deutscher, methodisch saubrer und wissenschaftlich redlicher das soziale Sollen des Christen fixiert. Was darüber hinausgeht, sind Fluchtpunkte und, sofern Sachprobleme aufscheinen, Tautologien.

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