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Ateliertheater: Die österreichische Erstaufführung der beiden 1919 entstandenen Einakter „Der Fischzug“ und „Die KleinbürgerhochzeW von Bertolt Brecht mag eine Kuriosität sein, künstlerisches Ereignis ist sie keines. Zum Teil liegt es an den Stücken. Das erste der beiden ist der dürftige Sketch über einen Fischer, der seiner untreuen Frau eine Falle stellt, um sie in flagranti zu ertappen, davonzujagen und am Ende auf die „verstorbene“ Gattin den Trauerschnaps zu trinken, während diese bereits wieder zurückgekommen ist und sich weiter von dem versoffenen Fischer mißhandeln lassen wird. — Das gibt sich zum Teil als Schwank, zum Teil tiefsinnig, letztlich stimmt es aber hinten und vorne nicht. Ebenso geht es mit der Inszenierung Nikolaus Pa-rylas. Für die Rolle des Fischers hätte es eines Schauspielers bedurft. Karl Wittmann wankt wacker — nicht viel mehr. Besser steht es mit Elfriede Lederer und Frank Lester. Die „Kleinbürgerhochzeit“ ist das bessere Stück. Bösartig, ätzend zwar, aber originell und interessant vor allem, wenn man es vom Blickwinkel des absurden Theaters sieht. Da gehen während einer Hochzeit nach der Reihe sämtliche selbstgebastelten Möbel aus dem Leim. Böses Omen und Symptom für vieles, in seiner ziellosen Karikatur des Bürgertums typisch für den anarchistischen 21jährigen Brecht.— Aber auch hier hätte ein Regisseur einspringen müssen. Diese frühen Stücke haben es nun einmal nötig, gerafft und konzentriert gebracht zu werden. Vielleicht wäre auch die absurd Groteske eine Möglichkeit gewesen. Jedenfalls nicht das Konzept Parylas, der das Ganze zwischen breit ausgespieltem Naturalismus und primitiver Outrierung angesiedelt hat. Auch in der Darstellung ziemlich mittelmäßig. Brauchbare Bühnenbilder vom Regisseur und Kostüme von Renate Rischka.

Theater Arlequin: Wieder eine neue Kleinbühne (Kleinstbühne, könnte man fast sagen), und zwar ein Puppentheater. Es erwies sich als größte Überraschung seit langem — und zwar an einem Objekt, bei dem man es als leidgeprüfter Nestroy-Kenner nicht für möglich gehalten hätte: an dem „Lumpazivagabundus“ allerdings nicht von, sondern nach Nestroy, wie es bescheiden hieß. Dabei hat man schon ärgere Verstümmelungen gesehen, die sich nicht scheuten, als Originale aufzutreten. Diese Abstraktion, die automatische Distanz einer Faden bühne im Zusammenspiel mit Mensch sn erwies sich als den oft unzulänglichen Psychologisierungsver suchen überlegen. Regie führt Gerhard Janda, die Marionetten betreuten Arminio und Lenee Rothstein. Insgesamt ein vergnügliches Ereignis, das es verdiente, mehr Beachtung zu finden.

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