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Aus dem Nachlaß P. Mitzkas

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Es ist gesagt worden, daß Mitzka sich in diesem Büchlein als ein Meister des geistlichen Lebens zeige, daß die Vorträge, die hier niedergelegt sind, die reife Frucht eines gebets- und arbeitsreichen Lebens seien, daß wir darin das Vermächtnis seines Lebens erblicken dürfen. Dies ist gewiß richtig. Uns interessiert hier aber nur die Tatsache, daß es sich um Exerzitien vortrage handelt, und wir stellen die Frage, welche Vorzüge wir unter dieser Rücksicht an diesem kleinen Werk feststellen können.

Es ragt unter der gewöhnlichen Exerzitienliteratur hervor. Es wird deutlich herausgestellt, was wir unter Exerzitien zu verstehen haben, so daß sich der Exerzitant keiner Illusion darüber hingeben kann. Meisterhaft ist die Weise, wie Mitzka es versteht, denjenigen, der sich seiner Führung überläßt, schon von der ersten Betrachtung an vor innere Entscheidungen zu stellen, vor Entscheidungen angesichts Gottes. Alles zeigt an dem Büchlein die souveräne Beherrschung und das tiefe Eindringen in die Texte des Exerzitienbuches, das meist unsichtbar die Grundlinie für den Verlauf und die Abfolge der Vorträge abgibt.

Woher kommt es aber, daß man letztlich nicht voll befriedigt ist? Ist es wirklich die »nüchterne Trunkenheit*, die man diesen Vorträgen nachgerühmt hat, oder fehlt doch etwas, was den geistlichen Übungen des hl. Ignatius ihre Besonderheit gegeben und sie zu einer so reich fließenden Quelle von Gnaden gemacht hat?

Die Exerzitien sind ein .Sichstellen vor Gott“, sind ein Gespräch mit Gott, wobei der Mensch immer nur antworten kann; sie sind ein Mitwirken mit der Gnade, wie der Verfasser hervorhebt. Aber eben deshalb muß vor dem Exerzitanten Gott in seiner Herrlichkeit zum Aufleuchten gebracht werden: gerade deshalb muß er das Wort Gottes zuerst vernehmen und der angebotenen Gnade sich bewußt werden, und gerade dazu bieten diese Vorträge nicht die Hilfe, die man erwartet.

Ignatius hat es verstanden, mit wenigen Worten nicht nur Wahrheiten zu sagen, sondern dem, Gott der Wahrheit begegnen zu lassen, nicht nur das Wesen der Hingabe darzustellen, sondern den Gott der Liebe finden zu lassen. Wenn der tapfere Jünger hier hinter seinem Meister zurückbleibt, so bleibt es doch wahr, daß seine Arbeit eine sehr wertvolle Bereicherung der Exerzitienliteratur ist.

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