6577126-1950_49_09.jpg
Digital In Arbeit

Das Wort der Jugend

Werbung
Werbung
Werbung

Es ist kein Zweifel, die Jahre des Krieges und der Gewalt — und eigentlich auch das halbe Jahrzehnt danach — wurden der jungen Generation, die heute zwischen 20 und 30 steht, zu ihrem Schicksal. Wir, die wir in dieser Zeitspanne über die Schwelle des Lebens, des Berufes oder auch in die Öffentlichkeit getreten sind, wissen das nur zu gut.

Was an uns bis 1945 geschah, das war der Ausschluß aus der Welt und ihrem geistigen Raum. Nur selten und völlig unzulänglich gelang es uns damals, einen Blick in jenes verbotene Land zu werfen. Fürwahr, ein mehr als schmerzliches Geschehen für uns, die wir eben im Erfassen neuer Räume waren! Das war die Zeit, in der wir uns immer wieder zur Wehr setzen mußten, in der wir wohl das Negieren und den Widerstand lernten, aber nicht die Freiheit mit ihrer fordernden Aufgabe. Wir kannten nicht ihre Wege, ihre Mittel und das Mögliche in ihr — unabdingbare Voraussetzung, aus unseren Grundsätzen heraus Welt und Leben zu gestalten. Ungewiß und tastend nur konnten wir den Geist unserer Zeit erahnen, der sich anderswo ungehemmt und frei als Frucht der Wissenschaft und Kunst unseres Zeitalters ergeben hatte. Waren wir nicht, hermet'sch abgeschlossen, davor „bewahrt“ worden? Fremd waren uns endlich Demokratie und ihre Einrichtungen und Recht- und Gesetzmäßigkeit freier Staatswesen. Wir waren doch die, die aus keiner Erinnerung und keiner alten Erfahrung zehren konnten! Wir hatten nur den Kampf kennengelernt, das Sich-zur-Wehr-Setzen aus dem gesunden natürlichen Empfinden der Jugend heraus, aber nicht mehr.

Hier aber wurde bald schon, nachdem der Zwang gefallen war, uns eine Zeitung — „Die Furche“ — das Erlebnis. Sie wurde uns im wahrsten Sinn des Wortes zu einer neuen Welt! Sie zog, wenn ich an ihr Leitwort vor fünf Jahren anknüpfen darf, auch in Österreichs Jugend, in eben diese Generation, eine samenbereite Furche. — Wir wissen keine Antwort auf die Frage: Wie hätten wir uns zurechtgefunden ohne dieses Organ, ohne diese Stimme mit ihrer weiten Schau und mit ihrer Urteilskraft, mit ihrer Einsicht in die Dinge und Geschehnisse? Dabei hat sie niemals die Sprache des Vormunds angeschlagen, wohl aber war sie Lehrmeisterin, und nicht eine einseitige. Ohne emotionale, jugendliche Superlative ist dies gesagt, es ist und will die sachliche Feststellung eines aus dieser Generation sein, der selbst aus jener Katakombenzeit die Sehnucht nach der Tat mitbrachte, aber auch allzuoft an das Unvermögen stoßen mußte, denn nun erkannten wir, daß der Widerstand nicht das Schwerste war, sondern das Selberbauen. Das aber lehrte uns die „Furche“, dazu führte sie uns; geistiges, unentbehrliches Rüstzeug war sie uns in der neuen Situation und der neuen Aufgabe geworden.

Es mag unbescheiden klingen, wenn wir heute auch mit unserer Bitte — laßt sie ein Vorrecht der Jugend sein — zur Hand sind: Die Aufgabe an dieser Generation kann nicht als abgeschlossen angesehen werden. Es bleibt vornehmste Aufgabe katholischer Pressearbeit, sie noch geschulter und wissender in die Zeit zu schicken, es bleibt vielleicht ganz besonders noch Aufgabe der „Furche“, entschiedener diese jungen Kräfte zur großen Sammlung zu mahnen und zu führen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung