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„... kennt ihr meine Farben?

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Mit Freuden nimmt der Leser dieses Bilderbuch zur Hand. Der Ausstattung nach fast ein Prachtwerk zu nennen, bringt es in Bildern und Text einen Überblick der Geschichte des Hauses Zollem, eigentlich nur dessen brandenburgischer Linie, von den Anfängen bis zur heutigen Zeit. Es ist bekannt, wie dieses Haus in die Weltgeschichte eingegriffen hat. Tausend Jahre waren 1961 vergangen, seitdem die Geschichte zum erstenmal die Dynasten auf dem Hohenzollern nennt; fast vierhundert Jahre verwalteten sie ein Erzamt des Heüigen Reichs. Heute aber teilt das preußische Königshaus das Schicksal der Ostdeutschen, und so gebührt ihm nun „die Hoheit des Unglücks“. Zunächst also kommt dem Leser kein anderer Gedanke als der Wunsch: es möchten doch auch den anderen altfürstlichen Häusern der deutschen Lande, den Etichonen und Luitpoldingern, den Zähringern und Wettinern, den Nachkommen der Herzoge von Bra-bant und der Fürsten von Welegrad, so reichlich ausgestattete Bildwerke gewidmet werden.

Dann freilich besinnt man sich auf Vorbehalte und Bedenken. Damit meinen wir gar nicht den Inhalt des Textes. Mit der Tendenz des Autors wollen wir nicht streiten. Es ist vielmehr zu begrüßen, daß der integral preußische Standpunkt in ernsthafter, klarer Faßlichkeit zur Diskussion gestellt ist. Diese Diskussion mögen im Namen der verschiedenen Nachbarn Preußens andere führen;

wir sind es wohl zufrieden, daß der Autor seinen Standpunkt klar und offen dargelegt hat.

Es ist vielmehr der Bildtetl, gegen dessen Methode wir Widerspruch einlegen müssen. „Da der Bildteil historische, nicht künstlerische Bedeutung hat, wurde auf Nennung der Künstlernamen im allgemeinen verzichtet“, erklärt der Autor. Es bleibt folglich der Vorbildung des Lesers überlassen, die zeitgenössischen von den späteren, die zuverlässigen von den willkürlichen Darstellungen zu unterscheiden. Dies ist eine Zumutung, die wir gerade vom historischen Standpunkt durchaus nicht hinnehmen können. Eine solche Methode ist um so bedauernswerter, als der Großteil der Bilder wirklich wertvoll ist; die Photographien sind natürlich Dokumente von größtem Interesse. Ein auffallendes Detail ist auch der Umstand, daß der Schutzumschlag des Buches ein prächtiges Farbbild darstellt, im Buch seihst aber weder diese noch eine andere Farbtafel vorliegt; ein solches Verhältnis von Emballage und Inhalt legt denn doch unfreundliche Bezeichnungen nahe. Übrigens ist nach Vater Homers Beispiel auch der Sammler der Bilder einmal eingenickt und hat unter Maria Theresias Namen ein Bild ihrer Mutter gebracht.

Dem gegenwärtigen Rezensenten wird man es zugute halten, daß er nach der Geschichte seines Ahnen Adam von Schwarzenberg, des kurfürstlichen Ministers im Dreißigjährigen Krieg, gesehen hat und dem Autor für die sachgemäße Darstellung seine Anerkennung auszusprechen wünscht: sie ist ein Beweis gewissenhafter Bearbeitung der oft so umstrittenen Vergangenheit.

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