Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Der Glaube drängt zum sozialen Handeln
Die missionarische Zielsetzung der modernen Reisekatechese Papst Wo jtylas zeigte sich während der neun großen A uslandsreisen nur noch in A frika so deutlich wie in der soeben zu Ende gegangenen Ostasienreise. In dieser spielte das Verhältnis der evangelischen Botschaft zu den verschiedenen asiatischen Kulturen eine bedeutende Rolle.
Die missionarische Zielsetzung der modernen Reisekatechese Papst Wo jtylas zeigte sich während der neun großen A uslandsreisen nur noch in A frika so deutlich wie in der soeben zu Ende gegangenen Ostasienreise. In dieser spielte das Verhältnis der evangelischen Botschaft zu den verschiedenen asiatischen Kulturen eine bedeutende Rolle.
Es ist durch unglückliche Missionsmethoden allzu bekehrungseifriger und intoleranter Missionare da und dort belastet. Bei allen geeigneten Gelegenheiten erklärte der Papst das zwar nicht völlig neue, aber doch in neuer Weise anerkannte Missionsverständnis der Kirche, wonach in allem, was in den Religionen und Kulturen der verschiedenen Völker an Wahrheit enthalten ist, Spuren derjenigen Wahrheit zu finden sind, die Christus uns geoffenbart hat. Deshalb die Achtung der Kirche vor allen Weltreligionen.
Vor Vertretern nichtchristlicher Religionen Japans traf der Papst die kühne Feststellung, daß die Verbindung mit den Weltreligionen „immer katholischer, d. h. immer universaler“ werde.
In einer Botschaft an alle Chinesen, wo immer und unter welcher Regierungsform auch immer sie leben, äußerte der Papst seine Überzeugung, daß ein guter Christ immer auch ein vorbildlicher Staatsbürger sei und zugleich ein echter Chinese sein könne.
* Ein guter chinesischer Christ werde zuverlässig für den Fortschritt seiner Nation arbeiten, seine Eltern, seine Familie und sein Land verehren. Er werde durch das Evangelium gestärkt, die fünf klassischen chinesischen Tugenden zu pflegen: Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Mäßigkeit, Weisheit und Treue.
Innerhalb seiner Reisekatechese fand das soziale Anliegen eine starke Betonung. Der Papst war zwar nicht als Politiker und schon gar nicht als Sozialpolitiker nach Asien gekommen, sondern als Verkünder des christlichen Glaubens.
Wo immer er aber auf soziale Probleme einging, machte er deutlich, daß dieser christliche Glaube ohne Einsatz für soziale Gerechtigkeit, für die Rechte der Armen, unvollständig gelehrt oder grob fehlerhaft verstanden beziehungsweise verkündet würde.
Der mit marxistischen Taktiken bestens vertraute Papst warnte die Armen
vor dem Weg der Gewalt, des Klassenkampfes und des Klassenhasses. Er lehnt grundsätzlich und entschieden ab, aus der Armut der Armen politisches Kapital zu schlagen und die allzuoft verletzte Würde der Armen bewußt zur Freisetzung revolutionärer Kräfte zu mißbrauchen.
Aber der Papst ermutigte die Armen, ihre eigenen Fähigkeiten einzusetzen, um „selbst die Baumeister ihres Fortschrittes und ihrer Entwicklung zu sein“. In diesem Sinn verstehe die Kirche sich als „Kirche der Armen“.
Sprach der Papst aber zu Politikern und Unternehmern, dann erinnert er sie (auch den philippinischen Präsidenten Marcos) mit vatikanischer Höflichkeit
und polnischer Deutlichkeit an ihre Christenpflicht, den Armen aus ihrer Armut selbstlos herauszuhelfen.
Die Besuche in den durch die Atombombenexplosion 1945 so schwer heimgesuchten Städte Hiroshima und Nagasaki boten dem Papst die Möglichkeit zu einem weltweiten Appell an den Friedenswillen der Völker.
„Krieg ist das Werk des Menschen! Krieg bedeutet Zerstörung menschlichen Lebens! Krieg bedeutet Tod!“ rief der Papst in japanischer Sprache vor dem Friedensdenkmal in Hiroshima.
In dieser Stadt starben am 6. August 1945 nicht weniger als 75.000 Menschen sofort und 180.000 nach und nach an den Folgen radioaktiver Strahlen.
„Die Schlußbilanz des menschlichen Leidens, das hier seinen Anfang nahm, ist niemals abgeschlossen worden. Auch wurde nie der menschliche Preis berechnet.“ Der Papst unterstrich feierlich, daß diese Besinnung auf die Vergangenheit allen für die Zukunft schwere Pflichten auferlege.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!