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DER GLAUBE - UMFASSEND UND ORGANISCH DARGESTELLT

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Am 9. Dezember wurde der Weltkatechismus offiziell in Rom präsentiert. Die schon früher veröffentlichte französische (Original-) Fassung rangiert bereits als Bestseller. DIE FURCHE bringt Auszüge daraus.

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Am 9. Dezember wurde der Weltkatechismus offiziell in Rom präsentiert. Die schon früher veröffentlichte französische (Original-) Fassung rangiert bereits als Bestseller. DIE FURCHE bringt Auszüge daraus.

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Anläßlich des 20. Jahrestages des Abschlusses des II. Vatikanums hat im Jahr 1985 eine außerordentliche Bischofssynode stattgefunden. Sie sprach den Wunsch aus, es möge ein Katechismus verfaßt werden, der den katholischen Glauben umfassend und organisch für unsere Zeit darstellt. Dieses Werk sollte als Referenz für die Abfassung regionaler Katechismen dienen können.

Papst Johannes Paul II. hat das Anliegen aufgegriffen und im Juli 1986 eine Bischofskommission mit dieser Aufgabe betraut. Ihre Mitglieder kamen aus Argentinien, Chile, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Italien und dem Libanon. Eine vom Wiener Weihbischof Christoph Schönborn geleitete Arbeitsgruppe sorgte für die Formulierung des Textes.

In mehreren Arbeitsgängen wurde ein Entwurf erarbeitet, der ab November 1989 allen Bischöfen der Welt zur Begutachtung übersandt wurde. Das Ergebnis: 938 Antworten, davon 797 Einzel Stellungnahmen von Bischöfen. Etwa jeder dritte Bischof hat sich zum Entwurf geäußert. Es gab rund 24.000 Änderungsvorschläge.

„Der Katechismus wurde von den in der Synode versammelten Bischöfen gewünscht; er ist von Bischöfen redigiert worden und ist vor allem für Bischöfe bestimmt; es war daher angebracht, daß er vor allem von den Bischöfen selbst begutachtet würde," stellte Kardinal Joseph Ratzinger in seinem Bericht an die Synode 1990 fest.

So war der Entwurf beurteilt worden:

18.6 Prozent sehr gut

54.7 Prozent gut

18,2 Prozent befriedigend

5,8 Prozent eher negativ

2,7 Prozent nicht akzeptabel.

Insgesamt also eine breite Zustimmung, sowohl mit dem Grundanliegen, als auch mit dem Text des Entwurfs. Am meisten Kritik kam aus dem englischsprachigen Raum. Sie wurde vor allem zu jenem Teil, der sich mit Fragen der christlichen Moral auseinandersetzt, geäußert. Dieser Abschnitt wurde daher auch einer besonders tiefgreifenden Überarbeitung unterzogen.

So entstand die Endfassung, die am 25. Juni von Papst Johannes Paul II. approbiert worden ist.

Der Katechismus enthält vier Teile:

□ Auf der Basis des Glaubensbekenntnisses wird im ersten Teil das Geheimnis des Glaubens beleuchtet.

□ Auf der Grundlage der Sakramente wird das liturgische Handeln und Feiern darstellt.

□ Die zehn Gebote geben im dritten Teil den Rahmen für die Darlegung des Wirkens der Christen in der Welt und der moralischen Wegweisungen ab.

□ Den Abschluß bildet ein Abschnitt über das Gebet (vor allem anhand des Vater Unsers).

Diese Teile lassen sich in zwei Gruppen zusammenfassen: Die beiden ersten beschreiben, was Gott für den

Menschen tut (etwa zwei Drittel des Werkes), in den beiden anderen geht es um die Antwort des Menschen auf das Angebot Gottes. Der Akzent wird also auf das Wirken Gottes gelegt. Die Gnade hat Vorrang!

Der Text selbst ist in einzelne Themen und diese wieder in mit Nummern versehene Absätze (siehe Zitate) untergliedert.

Der Katechismus wird den Hirten der Kirche gegeben, „um als sichere und authentische Referenz für das Lehren der katholischen Doktrin zu dienen, insbesondere für die Abfassung lokaler Katechismen. Er ist auch allen Gläubigen gegeben, die den Wunsch haben, den unerschöpflichen Reichtum des Heils besser zu erkennen," so kennzeichnete Papst Johannes Paul II. bei seiner Ansprache anläßlich des 30. Jahrestages der Eröffnung des II. Vatikanums im Oktober das Anliegen des Werkes. Jene, die den Glauben zu verkünden haben, sollen damit über ein Instrument verfügen, dem sie entnehmen können, was dieser Glaube ist.

Die Autoren selbst sind sich bewußt, daß man dem Katechismus manches vorwerfen kann: Er wird für den Geschmack einiger nicht ausreichend die Empfindlichkeit im reformierten Milieu berücksichtigen; wird manchen nicht ausreichend Aspekte der Inkulturation betonen; manche werden wiederum hervorheben, für den Glauben werde zu wenig mit überzeugenden Argumenten geworben; andere wiederum werden das Werk zu wenig prophetisch finden, insbesondere was Fragen der Moral und der Anthropologie betrifft.

Wie jeder Katechismus aber ist auch dieser eine organische Zusammenschau des Glaubens. Er wird gewissermaßen „absichtslos" kundgetan. Weder verteidigt er den Glauben, noch bereitet er ihn für ganz bestimmte Zielgruppen spezifisch auf. Die Kirche vertraut mit seiner Veröffentlichung darauf, daß der Heilige Geist jedem gutwilligen Leser die Augen für die Schönheit der von ihr tradierten Wahrheit öffnen werde.

Welche Autorität besitzt das Werk? Es handelt sich um eine Darlegung des Glaubens, die nicht im Namen einer bestimmten Person, sondern der höchsten Lehrautorität der Kirche. Im Auftrag des Papstes und unter Mitwirkung des ganzen Episkopats wurde der Katechismus erstellt. Somit ist er mit der höchsten Autorität der Kirche ausgestattet. Man kann sagen, es handle sich um den Katechismus des II. Vatikanums.

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