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Die Bischöfe arbeiten mit

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Wer die Institution „Pasto- ralforulh“ verstehen will, muß zurückgehen zur „Synode 72“ der Schweizer Katholiken. Die sprachliche und kulturelle Vielfalt der Schweiz ließ damals eine Durchführung der Synode auf diözesaner Ebene wünschenswert erscheinen, die nationale Einheit aber tendierte eher zu eiher Synode auf gesamtschweizerischer Ebene.

Die Lösung dieses Problems war ein typisch schweizerischer Kompromiß: Vorbereitung auf gesamtschweizerischer Ebene, Durchführung auf diözesaner

Ebene, wobei bestimmte Fragen an eine gesamtschweizerische Synodenversammlung delegiert wurden.

Das Erlebnis der „Kirche Schweiz“, das bei der gemeinsamen Vorbereitung und bei den gesamtschweizerischen Synodensessionen 1972-75 gemacht wurde, ließ einen Wunsch nach Fortführung der Begegnung auf schweizerischer Ebene entstehen.

So wurde nach 1975 der Plan eines „Pastoralrates“ geboren. Doch er fand bei den römischen Instanzen wenig Gegenliebe: man anerkannte zwar den Wunsch, einen „angemessenen und sicheren Weg zu finden, um eine Form fruchtbarer Zusammenarbeit zwischen den diözesanen und in- terdiözesanen Diensten“ zu gewährleisten (Paul VI. im Jahr 1977 an die Schweizer Bischöfe bei ihrem Ad-limina-Besuch); doch die „Angst“ vor einem mitbestimmenden „Pastoralrat“ führte zu einer Beschränkung auf ein „Pa- storalforum“.

Das Interdiözesane Pastoralfo- rum "besteht aus Vertretern der verschiedenen diözesanen Räte und aus Delegierten der katholischen Institutionen der Schweiz. Seine Aufgabe ist, wie Bischof Otmar Mäder (St. Gallen), Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, in Lugano formulierte, der

.Austausch von Erfahrungen über die Diözesan- und Sprachgrenzen hinweg“, der zu „konkreten Anregungen und Leitlinien an die Seelsorgsräte, Pfarreiräte und ausführende Gruppen“ führen soll.

So versammelten sich im Dezember 1978 in Einsiedeln, dem bekanntesten Wallfahrtsort der Schweiz, rund 120 Personen zum Ersten Interdiözesanen Pastoralforum. Aus den Diskussionen in Einsiedeln entstand das Thema des nächsten Pastoralforums: „Die lebendige und missionarische Gemeinde—ihre Dienste und Ämter“. Bischof Ernesto Togni von Lugano lud die Delegierten in den italienischsprechenden Tessin ein, um dadurch die Verbundenheit mit der,.Kirche Schweiz“ zu beweisen.

Im Lauf des Jahre 1980 wurde eine breitangelegte Befragung zum Thema des Pastoralforums durchgeführt. Die rund 400 Eingaben ergaben zusammen ein Dossier von 1200 Seiten. Aus diesen Wünschen von Pfarreiräten, In

stitutionen und einzelnen erarbeitete eine Gruppe von Theologen und Laien ein Arbeitsdokument für das Zweite Pastoralforum.

Es sah fünf „Sektionen“ (Arbeitsgruppen) vor, die über folgende Themen diskutieren sollten:

• Evangelisierung und Dienstämter;

• Gemeinde und Dienstämter;

• die neue Situation der Frau und die Dienstämter;

• das Seelsorgeteam;

• kirchliche Berufe und Ausbildung zum kirchlichen Dienst.

Die Diskussion bei dem Zweiten Interdiözesanen Pastoralforum fand in erster Linie in diesen Sektionen statt, denen die Delegierten zugeteilt wurden. Positiv wurde dabei vermerkt, daß auch die

Bischöfe als Gesprächsteilnehmer in den Sektionen mitarbeiteten.

Wichtig für die Schweiz war, daß Erfahrungen aus den drei Sprachgebieten ausgetauscht werden konnten. In Vollversammlungen wurden dann „Op- tipnen“ (Leitlinien) der einzelnen Sektionen vorgestellt. Diese Optionen gehen jetzt zuerst an die Bischofskonferenz, die sie — mit ihren Bemerkungen versehen — an die diözesanen Räte, an Pfar

reiräte und die kirchlichen Institutionen weiterleiten wird.

Von diesen Optionen möchte ich hier nur jene der Sektion III „Die neue Situation der Frau und die Dienstämter“ hervorheben, die am klarsten herausgearbeitet wurden. Die Gruppe betont, daß sie ganz bestimmte Adressaten habe, nämlich:

• die Gemeinden: die Frau im kirchlichen Dienst soll genau so angenommen werden wie der Mann und die ledige und verheiratete Frau soll ebenso anerkannt werden wie die Ordensfrau;

• die Priester, Pfarrer, Seelsorger: die Frau soll als fähige Partnerin anerkannt werden und man soll mit ihr partnerschaftlich Zusammenarbeiten;

• die Frauen: sie sollen nicht vor dem eigenen Mut zurückschrek-

ken und das neue Selbstverständnis mit Freude annehmen;

1 die Bischöfe, die Religiosen- kongregation, die Äbte: sie sollen die Ordensfrauen — besonders in den kontemplativen Orden — aus der bisherigen Bevormundung entlassen;

# die Bischofskonferenz: sie soll das Studium der neuen Anthropologie weiterführen. „Es ist dahinzuwirken, daß die Frau auf allen Stufen der kirchlichen Instanzen präsent ist: in den kirchlichen Laiengremien, im Seelsorgeteam bis zur Gemeindeleitung, im Lehramt. Nach wie vor wünschen wir Vertreter der Schweizer Katholiken die Einführung des Diakonates der Frau. Die Bischöfe mögen dahinwirken, daß die Frage der Priesterweihe der Frau offengehalten wird. Es geht der Frau dabei nicht um Machtanspruch, sondern um einen Dienst an der Gemeinde im tiefem Sinn. Diesen Dienst sähen wir als eine Hilfe zur Entflechtung von Priestertum und Macht.“

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