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Die Familie hat Zukunft

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Hat die Familie als Institution noch eine Chance, die Krise, in der sie sich befindet, zu überstehen? Manche Soziologen bezeichnen sie als überholte Einrichtung, sie sprechen von „verschiedenen Familientypen“. Oder ist diese „Krise“ nur ein Phantom, das in medienpolitischen Aussagen herumgeistert?

Übereinstimmende Meinung der Teilnehmer eines Fortbildungsseminars der Katholischen Medienakademie: Die Familie hat

Zukunft, vorausgesetzt, grundle- gende Werte werden wieder anerkannt, und vorausgesetzt, es tritt eine größere Bereitschaft ein, vorhandene Konflikte auszutragen.

„Kirche und Familie“: eigentliches Thema des Seminars. Familienseelsorger Pater Reinhold Ettel ist realistisch und hoffnungsvoll zugleich, was die Zukunft betrifft: Familie ist in der Kirche wieder aktuell. Aber sie wird überfordert, es wird von den Amtsträgem viel zu viel von ihr verlangt. Familienpastoral sollte daher die praktische Hilfe fördern und die Eltern zur Selbsthilfe und zur eigenen Verantwortung befähigen. Eltembildung und Familiengruppen nennt er als beispielgebend.

Problematisch scheint zunächst die Frage, wie der Bereich Familie mediengerecht verpackt werden kann. Familie als überholte Einrichtung darzustellen, sei Schwarzmalerei. Damit wird ihr jede Möglichkeit für ein Gelingen abgesprochen. Diese Darstellung ist außerdem nicht nur falsch, sondern auch verantwortungslos. Eine andere Möglichkeit wäre, die „heile Welt“ zu präsentieren. Das ist aber einerseits nicht medienreif, weil nicht sensationell, anderseits entspricht es oft nicht der Realität. Alfred Grinschgl vom Styria Verlag bedauert.die „Mutlosigkeit zur guten Nachricht“.

Doch der einstimmige Tenor der Seminarteilnehmer läßt deut-

lieh erkennen, daß es nicht an der Mutlosigkeit der Journalisten liegt, sondern an den an sie gestellten Forderungen.

„Kirche und Familie“: ein Bereich, der sich vom Kirchenrecht über Pastoral- und Moraltheologie bis zum Katholischen Familienverband erstreckt. Aber auch ein Bereich, der in der Familienpolitik eine wesentliche Rolle spielt. Wenn SPÖ-Stadtrat Alfred Stingel aus Graz auch von einem größeren Familienbewußtsein bei den jungen Menschen spricht, wenn er auch die Erweiterung des Urlaubsanspruchs und der Karenzzeit als wünschenswert betrachtet, so ist damit in der Familienpolitik noch nicht genügend getan. Der Verteter der FPÖ, Friedrich Probst, nennt das Kind beim Namen: „Verantwortung wird genommen, statt gegeben.“ Für die ÖVP fordert Abg. Hans Hafner die Schaffung einer familienfreundlichen Atmosphäre in Staat und Gesellschaft.

Ergebnis" einer Arbeitsgruppe: In den siebziger Jahren wurde den Familien durch soziale Errungenschaften ein Teil ihrer Verantwortung genommen. Kinderkrippen, Jugendzentren und Vorschulen nehmen den Familien einen beträchtlichen Teil ihrer Aufgabe. Doch die Familie hat auch heute noch Funktionen zu erfüllen, die für die Gesellschaft unersetzbar sind. Wichtigste Aufgabe ist nach wie vor die Erfüllung der Privatsphäre. Dieser Bereich umfaßt nicht nur die Familie selbst, sie erstreckt sich bis zum religiösen Bekenntnis.

Daß es Konflikte gibt, ist unvermeidlich, gerade weil starke emotionelle Bindungen vorhanden sind. Aber das muß noch kein Grund zu Pessimismus sein, jede Krise hat ihre Chance, auch die Familie. Ergebnis des Seminars der . Katholischen Medienakademie: Die Familie hat Zukunft, wenn an sie geglaubt wird.

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