Armut ist unzumutbar. Manche Jobs auch
"Kann Arbeit wirklich eine Zumutung sein?“, fragte Wolfgang Mazal vor zwei Wochen an dieser Stelle. Unter Umständen ja, meint Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl. Eine Replik.
"Kann Arbeit wirklich eine Zumutung sein?“, fragte Wolfgang Mazal vor zwei Wochen an dieser Stelle. Unter Umständen ja, meint Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl. Eine Replik.
Die Pandemie hat viele Probleme sichtbarer gemacht. Etwa Ungleichheiten im Bildungssystem: Manche Kinder haben zuhause jede Unterstützung bekommen, andere nicht – mit Folgen für Bildungserfolg und Berufschancen. Es gab auch Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen: Letztere haben in der Krise Arbeit, Homeschooling, Homeoffice, Haushalt und Pflege von Angehörigen geschultert.
Ein enormes Problem ist weiterhin die hohe Arbeitslosigkeit, vor allem die auf Rekordhöhe gestiegene Langzeitarbeitslosigkeit und die dadurch steigende Armut. Manche sehen hier in schärferen Zumutbarkeitsbestimmungen einen Ausweg. Damit wird unterstellt, dass Arbeitslosigkeit ein individuelles Verschulden ist. Mehr finanzieller Druck, mehr Disziplinierung – und schon ist das Problem gelöst. Dabei wird übersehen, dass es weit mehr Arbeitsuchende als offene Stellen gibt – und dass viel zu viele Unternehmen älteren Arbeitsuchenden, solchen mit gesundheitlichen Problemen oder familiären Betreuungspflichten keine Chance geben. So Schwarz und Weiß ist die Welt eben nicht.
Arbeitsstiftungen als Schlüssel
Derzeit ist fast jede zweite arbeitssuchende Person langzeitarbeitslos. Das ist alarmierend und mit ein Grund dafür, warum das Vermitteln gerade so schwierig ist: weil Unternehmen viel zu wenige Langzeitarbeitslose beschäftigen, selbst wenn diese gefördert werden. Ein Schlüssel lautet Qualifizierung, hier liegen viele Vorschläge auf dem Tisch. Von den Sozialpartnern organisierte Arbeitsstiftungen – wie beim EU-Beitritt Österreichs – sind am besten geeignet, für Fachkräfte im ökologischen Wandel, in Pflege oder Digitalisierung zu sorgen.
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