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Ostern ist jeden Sonntag

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Der Sonntag muß Sonntag , bleiben: Fast wäre darüber ein Konflikt zwischen Kirche und Staat ausgebrochen. Die gesetzliche Erleichterung der Sonntagsarbeit, wie sie jüngst beschlossen wurde, ist nicht dramatisch und kann im Interesse der Menschen liegen, für die der Sabbat da ist, und nicht umgekehrt! Bedenklich war die scheinbare Gleichgültigkeit, mit der da vorgegangen wurde. Da sind bei einigen christlichen Politikern der Koalitionsparteien die Sicherungen ausgefallen.

Für die Bewußtmachung der Problematik muß man den christlichen Kirchen Österreichs (nicht nur die katholische war wachsam!) dankbar sein. Ausnahmen müssen Ausnahmen bleiben, die Chancen der Feiertagsruhe und der Familienbegegnung intakt bleiben. Mit dem gemeinsamen (nicht irgend einem) Feiertag verteidigen die Kirchen die Würde des Menschen. Jeden Sonntag ist Ostern.

Das hat in allen seinen Antworten auf nicht immer intelligente Journalistenfragen in der jüngsten Fernseh-Pressestunde auch der

Wiener Erzbischof Christoph Schönborn überzeugend dargetan. In der Tat muß eine Kirche auch politisch sein, also das Gemeinwohlziel staatlicher Politik in den Blick nehmen, wenn Einzel- und Gruppeninteressen dieses zu überwuchern drohen. Was die Positionen Schönborns sympathisch machte, war die Bescheidenheit der Formulierungen: In der Ausländerfrage muß man Zuwanderung und Asylsuche unterscheiden. Hinsichtlich der Zuwanderung können auch Christen unterschiedlicher Meinung sein (er wäre großzügiger als die Regierung, drängt diese Haltung aber niemandem auf) - bei der Asylsuche gibt es keinen Spielraum für Nächstenliebe, da ist Menschlichkeit schlicht Christenpflicht!

Sympathisch bescheiden gab sich auch die Bischofskonferenz bei der Beurteilung der Gentechnik. Hier habe die Kirche „kein Sonderwissen”, ließ man verlauten. Klar abgelehnt werden das Klonen von Menschen, Kreuzung von Tier und Mensch, unbekümmerte Kmbryonenforschung, TotaT verzweckung von Menschen auch aus medizinischen Gründen, ZieT eingriffe in die Keimbahn.

Aber „bei gentechnischen Eingriffen bei 'Tieren und Pflanzen sind die langfristigen Folgen sehr schwer abzuschätzen”. Größte Zurückhaltung ist am Platz aber nicht jene Hysterie, mit der jetzt wieder einmal politische Nachbeter oder Zeitungleser geködert werden. Wer Genmanipulation in der Medizin lässig bejaht und im Gemüse fanatisch verneint, blamiert sein eigenes Hirn. Zweifeln ist erlaubt, sogar geboten, Schwafeln nicht.

Im Osterglauben überschreiten wir die Vernunft, ohne ihr abzuschwören. Er ist auch ein Glaube an die Unzerstörbarkeit und Einzigartigkeit jedes einzelnen Menschenlebens.

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