Schulbücher: Lernen Sie Geschichte! Aber welche bloß?

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Jüngst war die Aufregung über eine „Militarisierung“ von Schulbüchern groß. Dabei wäre durchaus ein grundsätzlicher Blick auf darin publizierte „Geschichtsmythen“ angebracht. Ein Gastkommentar.

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Jüngst war die Aufregung über eine „Militarisierung“ von Schulbüchern groß. Dabei wäre durchaus ein grundsätzlicher Blick auf darin publizierte „Geschichtsmythen“ angebracht. Ein Gastkommentar.

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Als Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) vor Kurzem Milizoffiziere als – ohnehin kleine – Gruppe zur Schließung der Lücke von noch nötigen Lehrkräften nannte, ging ein Aufheulen über die anstehende Militarisierung der österreichischen Schulen durch die politische Arena. Das verstärkte sich, als bekannt wurde, dass zwei Offiziere als Gutachter für Schulbücher, einer davon in der Kommission für Geschichte und Politik, tätig sind.

Der Verein Aufstehn.at nahm dies zum Anlass, eine Kampagne, „Bundesheer raus aus den Schulen“, zu starten. Untermauert wurde dies unter anderem mit der falschen Behauptung, das Bundesheer würde sich auch noch in die Lehr­pläne einmischen. In seriöseren Medien bekam das aus dem Bundesheer stammende Kommissionsmitglied, Alexander Gstrein, Gelegenheit, seine Aufgabe entsprechend darzulegen. Er begutachtet Schul­bücher für Geschichte und Politik, wobei es jeweils noch zwei weitere Gutachter gibt. Dabei wird überprüft, ob ein Werk dem Lehrplan entspricht sowie ob der Inhalt sachlich richtig ist. Die Entscheidungen über die Approbation, also die Zulassung für den Unterrichtsgebrauch, fallen in einem Gremium von mehreren Personen. Damit fließen verschiedene Gesichtspunkte mit ein – und ein Mitglied hat auch nur einen beschränkten Einfluss.

Eine Verantwortung der Autor(inn)en

Wie entsteht nun ein Lehrplan? Er ist eine Verordnung des Bildungsministers auf der Basis eines Entwurfs von einschlägigen Fachleuten. Der derzeitige Lehrplan für Geschichte und Politik umfasst die didaktischen Grundsätze, die heute für so wichtig gehaltenen Kompetenzen sowie die konkreten Inhalte. Letztere sind taxativ aufgelistet. Wie und in welchem Umfang sie in einem Werk umgesetzt werden, entscheidet das jeweilige Autorenteam selbst. Obwohl sich die Schwerpunkte im Lauf der Zeit geändert haben, ist immer noch die Spanne von der Urgeschichte beziehungsweise den Alten Kulturen bis zur Gegenwart vorgesehen. Wenngleich die elektronischen Möglichkeiten Lehrbücher positiv ergänzen können, treffen wir als Manko auf Geschichtsmythen, die von manchen Autor(inn)en weiter tradiert werden.

Was sind gängige falsche Darstellungen, gegen die es noch anzukämpfen gilt? Ein Klassiker war die Behauptung, dass die Menschen im Mittelalter noch geglaubt hätten, die Erde wäre eine Scheibe. Inzwischen ist praktisch allgemein akzeptiert, dass dies nicht der Fall war – und dieses Fehlurteil ist weitgehend aus den Geschichtsbüchern verschwunden. Die Präsentation des Mittelalters als finstere Zeit findet sich jedoch nach wie vor.

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