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Fallweise neutral

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Vor einer schweren Prüfung ? steht zur Zeit die österrei- chische Neutralität. Bei einer Dis- kussionjüngst im „Liberalen Klub" in Wien verknüpfte der seinerzeiti- ge Außenminister Peter Janko- witsch Österreichs Neutralität mit der Unabhängigkeit des Landes und definierte sie „als Mittel zur Siche- rung des vorrangigsten aller Staats- ziele, der Unabhängigkeit". Die Nachfrage nach dem „Markenarti- kel Neutralität" sei heute geringer als zur Zeit des Kalten Krieges. Ein neues europäisches Sicherheitssy- stem müsse aber auf „nicht-anta- gonistischer Basis" neue Wege be- schreiten; was für Jankowitsch auch künftig einen „Sicherheits- pluralismus" beinhalten muß.

Ein „Abseitsstehen" der Neu- tralen bei internationalen Rechts- brüchen - konstatierte der Gene- ralsekretär des Außenministeriums, Thomas Klestil - dürfe es künftig nicht mehr geben. Wie Jankowitsch redete er einem verstärkten politi- schen Agieren der Neutralen in der internationalen Szene das Wort, meinte aber, daß militärische Mit- hilf e bei der Lösung von Konflikten wie zur Zeit in der Golfregion für Österreich seiner geringen Möglich- keiten wegen nicht zur Debatte stehen könne. Wohl sei Österreich aufgefordert, UNO-Beschlüsse mit Opfern, das heißt mit finanziellen Beiträgen, zu unterstützen und mitzutragen, Österreichs Neutrali- tät sei auf UNO-Basis konzipiert. Die neue Neutralität würde dann konkret bedeuten, daß Österreich nicht mehr dauernd, sondern von Fall zu Fall neutral ist. Wenn gegen einen Aggressor ein UNO-Beschluß zum militärischen Eingreifen vor- liege, dürfe sich Österreich nicht mehr neutral verhalten, so Klestil.

Hier meldete sich der frühere FPÖ-Obmann Friedrich Peter zu Wort und bezeichnete Neutralität als ein „staatspolitisches Gut", das der tagespolitischen Diskussion entzogen gehörte.

Nehmen wir bald Abschied von der militärischen, und damit über- haupt von Neutralität? Sollte die „neue Neutralität" nicht vielmehr die Möglichkeiten einer friedlichen Konfliktlösung zum Inhalt haben und neutrale Länder - selbstver- ständlich unter finanziellen „Op- fern" - mittels einer Vermittlungs- politik diesen Inhalten zum Durch- bruch verhelfen?

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