Neutralität: Der lange Weg zur „Schweizer Formel”
30 Jahre sind seit jenen dramatischen April-Tagen 1955 vergangen, in denen bei sowjetisch-österreichischen Verhandlungen in Moskau mit der Einigung über die Formel „Neutralität nach dem Muster der Schweiz” ein entscheidender Durchbruch auf dem Weg zum Staatsvertrag erzielt werden konnte. Der Historiker Gerald Stourzh durchleuchtet hier die Hintergründe der Ereignisse und präsentiert exklusiv neue Fakten.
30 Jahre sind seit jenen dramatischen April-Tagen 1955 vergangen, in denen bei sowjetisch-österreichischen Verhandlungen in Moskau mit der Einigung über die Formel „Neutralität nach dem Muster der Schweiz” ein entscheidender Durchbruch auf dem Weg zum Staatsvertrag erzielt werden konnte. Der Historiker Gerald Stourzh durchleuchtet hier die Hintergründe der Ereignisse und präsentiert exklusiv neue Fakten.
Julius Raab, so heißt es einmal in Adolf Schärfs Notizen über die zum Abschluß des Moskauer Memorandums führenden Verhandlungen, wünsche noch vor Beginn der Sitzung (mit der sowjetischen Delegation), „daß wir sofort das Wort ,neutral' anbieten”, bevor er das österreichische Elaborat zu verlesen beginne. „Ich und Kreisky lehnen dies ab” (Eintragung für den zweiten Verhandlungstag, 13. April 1955, vormittags).
Schon in seinen Eintragungen zum 12. April, dem ersten Verhandlungstag, hatte Schärf notiert, Norbert Bischoff (Österreichs Botschafter in Moskau) habe aus seinen Gesprächen mit den Russen den Eindruck gewonnen, „man könne alles erreichen, wenn man nur das Wort Neutralität gebrauche”. Und Bruno Kreisky hat, Schärf ergänzend, zutreffend notiert, schon in der ersten Besprechung habe der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow klar und deutlich zu verstehen gegeben, daß die Frage der Neutralität nach dem Modell der Schweiz die zentrale Frage für die Verhandlungen sei.
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