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Jugendpastoral

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Von den Grundlagen ist in dieser Jugendpastoral nur selten die Rede, Modelle werden in Menge angeboten, aber ob sie Leitbilder zukünftiger Jugendarbeit sein werden, wird sich erst erweisen. Die von der Jugend geforderten Übergänge und Radikalabschiede vom, Bisherigen (siehe Politik) können vom Gesamtorganismus nicht so rasant vollzogen werden und die Situation der Familie mit dem abrupten Sichlosreißen der jungen Generation von der älteren wird in die Kirche übertragen. Gegenseitiges Leid kündet sich an: Die Jugend leidet an der Kirche und vollzieht stillschweigend den Schritt in die „vaterlose Gesellschaft“, zieht sich in der stattgehabten Demokratisierung der Kirche aus den Kämpfen des Vorfeldes in das anonyme Niemandsland zurück, wo sie die Parolen des Glaubens und die Ordnungsprinzipien der Dogma-tik und der Moral nicht mehr stimulieren können.

In dieser Richtung bieten Institution, Amt, Hierarchie nur Vorwände des zerbrochenen Bildes oder sind Anlaß, es erst recht wieder mit der Autokratie zu probieren. Eine Jugendpastoral tappt so mit vielen Un-sicherheitsfaktoren durch das Gelände der Zeit. Von der Hilflosigkeit zeugen die im Buch angeführten Modelle und Leitlinien, ebenso ist von der religiösen Verhaltens- und Sozialuntersuchung der Jugend für eine Trendumkehr nur wenig zu erwarten.

Aus dem hemmungslosen Funktionalismus gibt es vor der Katastrophe nur eine einmalige Heimkehr und

Jubiläen haben nicht in die Urlaubszeit zu fallen, und tun sie es doch, verschieben gescheite Ju-bilare einfach ihren Geburtstag. Solches tat auch jener Verlag, aus dem so allgegenwärtige und unvermeidliche Dinge kommen wie etwa all das, was unter den schon zu Synonymen für die von ihnen repräsentierten, Spezies gewordenen Marken „Duden“ und „Meyer“ segelt, der aber ganz anders und viel unauffälliger heißt. Nämlich: Bibliographisches Institut.

Der einst in Leipzig beheimatete Verlag wurde also am 1. August 150 Jahre alt, will aber erst jetzt gefeiert werden. Er wurde von Joseph Meyer (1796 bis 1856) in Gotha 1826 gegründet. Meyer war nicht nur der Bahnbrecher der

Herausga.be großer Werke in „Lieferungen“ (und damit der Urahn der Ratenzahlung beim Bücherkauf), er war auch geistig ein Mann von großem Weitblick und profundem Wissen. Sein unübertroffenes 52bändiges „Converso-tiojis-LexiJcon für die gebildeten Stände“ gehörte sicher zu den sorgfältigst edierten Nachschlagwerken des vorigen Jahrhunderts.

Eine Tradition, die eigentlich in den zurückliegenden eineinhalb Jahrhunderten kaum je eine Unterbrechung erlitt, wenn man vom lexikalischen Niederschlag der einen oder anderen großen ideologischen Gleichschaltung absieht. „Meyers Enzyklopädisches Lexikon“, auf 25 Bände geplant, ist bis jetzt auf deren 17 gediehen, mittlerweile aber ist ein nicht ganz so umfangreiches, aber auf seinem Teilgebiet vielleicht noch anspruchsvolleres Unternehmen gestartet: Ein sechsbändiger „Duden — Das große Wörterbuch der deutschen Sprache“, der eine umfassende Bestandsaufnahme der deutschen Sprache(n) — auch Österreichs, der Schweiz und der DDR — werden soll und über den ausführlich zu berichten sein wird. 3000 Seiten bis 1980 — Joseph Meyer würde nur noch einen Bruchteil der darin enthaltenen Wörter auf Anhieb verstehen.

Umkehr zum präexistenten Sein. Erst wenn sich aus den „Übermalungen“ der Jahrhunderte das christliche Menschenbild zu ursprünglicher Schönheit herauslöst und Religion mit Glaubwürdigkeit sich identifiziert, wird sich die Faszination auf junge Menschen wieder einstellen. Kosmetik verdeckt nur, das Um und Auf christlicher Selbstaussage wird, wie die verschiedenen Gruppen der um die Kirche sich lagernden Jugend bereits zeigen, auch die anderen zu einem Wort und zu einer Tat herausfordern und sie an die Zentralstrukturen christlicher Weltbewältigung heranführen. „Jugendpastoral“ ist eher eine Bestandsaufnahme, leider nur gelegentlich echte, weiterführende Orientierung!

JUGENDPASTORAL — AUFGABE DER GESAMTEN KIRCHE. Grundlagen — Modelle — Leitlinien, österreichische Pastoraltagung vom 29. bis 31. Dezember 1975. Im Auftrag des Österreichischen Pastoralinstituts herausgegeben von Josef Wiener und Helmut Erharter. Herder, Wien, ÖS 113.—.

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