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Mehr Schulden bedeuten letztlich mehr Steuern
Auch wenn es jene, die den zweifellos erfolgreichen Staatsmann auch als Wirtschaftspolitiker gerne glorifizieren möchten, nicht gerne hören: Das wirtschaftspolitische Erbe Bruno Kreiskys drückt uns noch heute. Sein Credo „ein paar Milliarden zusätzliche Schulden sind mir lieber als ein paar tausend Arbeitslose mehr" hat entscheidend dazu beigetragen, daß sich die Republik Österreich in den letzten Jahren nur mehr verschuldete, um die Zinsen der Staatsschuld zahlen zu können. Anders ausgedrückt: Ohne die Altlasten wäre es beispielsweise 1990 zu keiner Ausweitung der Staatsschulden mehr gekommen.
Die Höhe der Schulden bereitet auch ohne neuerliche Zufuhr aus aktuellen Budgets genug Sorgen. Wie dem eben vorgestellten Finanzschuldenbericht des Staates zu entnehmen ist, nähern wir uns mit zügigen Schritten der Billionen-Milliar-
den Grenze (unter Einbeziehung der Länder und Gemeinden haben wir sie bereits überschritten). Das bedeutet aber auch, daß der Bund -gelingt es nicht, den Trend zu stoppen - demnächst ein Viertel (!) seiner Netto-Steuereinnahmen allein für Zinszahlungen wird aufwenden müssen (derzeit sind es rund ein Fünftel). Womit der wirtschaftspolitische Spielraum des Finanzministers endgültig gefährlich eingeschränkt wäre: Ein Reagieren auf Konjunktureinbrüche, beschäftigungspolitische Maßnahmen und dergleichen sind dann wohl kaum mehr möglich. Daran können keine der als Placebo verabreichten Vergleichszahlen („Österreich befindet sich mit seiner Verschuldung international im Mittelfeld") etwas ändern; sie sind in Wahrheit ohne jegliche Aussagekraft.
Wenn's nach den Budgetwünschen der einzelnen Ressorts für 1992 geht, kommt's aber noch dicker: Die Summe der Wünsche der einzelnen Ministerien übersteigt
das von der Koalition einvernehmlich (und ohne übermäßigen Sparehrgeiz) festgelegte Budgetziel 1992 um 66 Milliarden Schilling. Zur Größenordnung: Wird dem stattgegeben, verdoppelt sich der Schuldenzuwachs innerhalb eines Jahres.
Staatsbürger, denen zwar die eigenen, nicht aber die Schulden des Staates schlaflose Nächte bereiten, mögen sich vor Augen halten, daß sie sich den wirtschaftstheoretischen, nicht aber den praktischen Konsequenzen dieser Entwicklung entziehen können: Wird auch nur die Hälfte dieser ausufernden Ressortwünsche bewilligt, wird es, ungeachtet aller anderslautenden Beteuerungen, zu saftigen Steuererhöhungen kommen.
Es wird nicht möglich sein, die 66 Milliarden auf Null zu drük-ken, ergo wird es auch zu Abgabenerhöhungen kommen - unter welcher Bezeichnung auch immer (siehe Seite 9).
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