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Meuschliche Ksals eichs nicht aus

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Seefahrer, die wissen, wie und wo sie ihre Anker werfen können, bringen sich, ihre Kameraden, Hab und Gut auch nach gefahrvoller Reise sicher in den Heimathafen. Die meisten Menschen sind zwar nicht auf hoher See, doch gleichfalls ständig unterwegs: vom Ich zum Du, vom Unvollkommenen zum Vollkommenen, vom Gestern zum Heute, vom Diesseits ins Jenseits. Mannigfach bedroht ist dieser Weg - durch Furcht vor Unglück, Katastrophen, Zerstörung, Krankheit und Tod; durch Angst davor, schuldig zu werden und die Folgen dieser Schuld auf sich nehmen zu müssen; durch innere Rastlosigkeit, Neugier, Unbändigkeit, Entschlußlosigkeit; durch Verzweiflung und Gleichgültigkeit gegenüber dem, was dem Menschen zum Heile dient. Kann man da noch wagen, eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Daseins zu geben? Kann man erwarten, daß die Sehnsucht, Freundschaft mit den Menschen und Gott zu finden, erfüllt wird? Wo werfen wir unsere Anker? Bei den Optimisten? Bei den Pessimisten?

Der Optimist nimmt den guten Ausgang allen Geschehens an, hält das menschliche Dasein in sich für sinnvoll, für ihn ist die Welt, die Gott geschaffen hat, die beste Welt. Was immer passiert - der Optimist sieht kaum schlechte Wetterzeichen, kann sich und andere rasch über manche Schwierigkeit hinwegtäuschen: „Es wird schon werden!“ Er vermag es sogar, aus der „Pestgrube“ herauszusteigen, wie seinerzeit der liebe Augustin!

Eine gegenteilige Einstellung zum Leben kennzeichnet den Pessimisten. Für ihn ist alles aussichtslos, ausweglos und schlecht.

Ob Optimist oder Pessimist - irgendwann wird sich jeder den Bitternissen des JLebens stellen, die Wahrheit suchen und für sie einstehen, sich mit den Nöten der Mitmenschen auseinandersetzen müssen; irgendwann wird jeder in die Lage kommen, auf Vergebung von Sünde und Schuld zu hoffen, seinen Schuldigem verzeihen zu sollen. Letzten Endes bleibt die Erkenntnis: Die menschliche Kraft reicht nicht aus, die individuelle und allgemeine Unsicherheit der Existenz zu überwinden, Verflachung und Oberflächlichkeit zu vermeiden, Verzweiflung zu verhindern, allen Völkern ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

Worauf aber dürfen alle hoffen?

Wir sind „Kinder“ Gottes, die seiner Hilfe gewiß sein können und sich trotz Unvollkommenheit, Gefährdung, Bedrängnis, Schuld, Tod in seiner Hand geborgen wissen.

Gotteskindschaft und Erlösung sind die Quellen unserer Kraft. Dieses Verankertsein im Glauben schenkt den Christen Hoffnung, läßt sie zuversichtlich sein, in allen Situationen bestehen zu können - auch wenn dies mühsam, anstrengend ist, zum Tun verpflichtet und zuweilen Hoffnung wider alle Hoffnung fordert.

Warum beneiden wir den Optimisten, wenn wir zur Hoffnung befreit sind?

Dr. Agnes Niegl ist Sektionschef i. R.

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