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„Österreichs zweitgrößtes Agrarland“

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Nicht nur auf wirtschaftlichem Gebiet nimmt das Bundesland Oberösterreich aufgrund seiner hochentwickelten Industrie eine Spitzenposition ein, auch der Beitrag zur Ernährungssicherung ist infolge der enormen landwirtschaftlichen Produktionskraft von nicht minderer Bedeutung. Die Statistik umreißt die agrarische Stellung Oberösterreichs folgendermaßen: Uber 300.000 Kühe, das sind 30 Prozent des gesamtösterreichischen Kuhbestandes und ein Anteil von 35 Prozent an der Milchproduktion, machen Oberösterreich zum stärksten Milchproduzenten. Alle Probleme rund um den Müch-markt sind daher für Oberösterreich besonders bedeutsam. Nachdem Oberösterreich auch sehr getreidestark ist, bei Brotgetreide rund 20 Prozent und bei Futtergetreide über 21 Prozent der Anbaufläche, kommt es nicht von ungefähr, daß dieses Bundesland hinter Niederösterreich mit einem Anteil von 24 Prozent den zweitgrößten Schweinebestand Österreichs hat.

Die tierische Veredelungsproduktion ist ein Hauptschwerpunkt der landwirtschaftlichen Erzeugung, und alle produktionspolitischen Aktivitäten der Landwirtschaftskammer zielen darauf ab, Oberösterreich die absolute Konkurrenzfähigkeit, und damit auch die Exportmöglichkeit, zu erhalten. So ist Oberösterreich, international gesehen, eine Hochburg der Rinderzucht, ihre Qualität konnte weltweite Anerkennung erlangen. Die unermüdliche Arbeit der Tierzuchtverbände hat, gepaart mit Fleiß und Können der Bauern, zu diesem erfreulichen Ergebnis geführt Die Qualität zählt zu den stärksten Waffen im internationalen Konkurrenzkampf. Obwohl wir qualitativ keine Konkurrenz zu scheuen brau-

chen, sieht sich der Zucht- und Schlachtrinderexport immer wieder vor größte Schwierigkeiten gestellt, weil der Landwirtschaftsminister einfach nicht gewillt ist, der österreichischen Bauernschaft über eine ausreichende Exportförderung jene Startvoraussetzungen zu schaffen, wie sie unsere Konkurrenzländer auf dem internationalen Markt von deren Regierungen erhalten. Dabei laufen wir noch Gefahr, daß uns auf dem Zuchtviehsektor seitens der EG

durch verschärfte Einfuhrbedingungen die Tür zugeschlagen wird, wenn in Brüssel nicht engagierter agiert wird. ... ^M^SSStSn'

Um den Milchmarkt, der für Oberösterreichs Landwirtschaft von größter Wichtigkeit ist, unter Kontrolle zu bringen, wurde ein Kompromiß ausgehandelt, der sicherlich keine Ideallösung darstellt und noch gewisser Korrekturen bedarf. Es wäre ein Trugschluß seitens der Regierung,

wenn sie glauben sollte, daß damit nun das Kapitel Milch als abgeschlossen betrachtet werden könne. Für uns ist diese Regelung, daran möchte ich keinerlei Zweifel lassen, lediglich die erste Stufe einer Globallösung. Wir warten nach wie vor auf die Verabschiedung flankierender Maßnahmen, zu denen eine aktive Exportpolitik auf der Grundlage ausreichender Förderungsmittel, der Ersatz der Kälberimporte von bisher rund 100.000 Stück durch die Aus-

Weitung der Eigenproduktion und schließlich die Verbesserung des Absatzes von Much und Milchprodukten im Inland zählen.

Auch auf dem Getreidesektor, der zweiten starken Säule der oberösterreichischen Agrarproduktion, sind die Fronten in Bewegung geraten, nachdem der Handelsminister seine Entschlossenheit bekundet hat, nur mehr den Mahlweizen in die Preisregelung einzubeziehen. Sollte er dieses Vorhaben wahrmachen, so würde der gesamte Getreidesektor aus den Fugen geraten und damit eine Welle äußerst unliebsamer Folgereaktionen ausgelöst werden. Die Bauernschaft ist bereit, an einer einvernehmlichen konstruktiven Lösung mitzuarbeiten. Angesichts der Exportnotwendigkeit, die wir zur Marktbereinigung langfristig ins Auge fassen müssen, glauben wir, daß der Anbau exportfähigen Mahl weizens auf Kontraktbasis, und zwar mit Preis- und Ubernahmsgarantie, ein gangbarer Weg wäre. Dem einzelnen Landwirt sollte dabei die Wahl offen bleiben, ob er ertragsschwächere Mahlweizensorten bei Preis- und Ubernahmsgarantie oder ertragsreiche Massenträger ohne gesicherten Preis und Absatz anbauen wüL

Leider ist das ölsaatenprojekt, das auf dem Getreidesektor zu Hoffnungen auf eine spürbare Entspannung berechtigte, geplatzt. Der Regierung kann der Vorwurf nicht erspart werden, daß sie es verabsäumt hat, mit den USA in ernsthafte Sachgespräche einzutreten. Nachdem der Getreidemarkt der Schlüssel zur Schweineproduktion ist, müssen wir trachten, über eine womögliche Sta-büisierung des Getreidemarktes auch die Schweineerzeugung im Griff zu behalten, um nicht die Aufbauarbeit vieler Jahre zu zerstören.

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