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Offen und fair

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Nach einer langen Wartezeit von über acht Monaten erhielt die zweitgrößte deutsche Erzdiözese mit ihren zwei Millionen Katholiken einen Nachfolger für den zum Chef der römischen Glaubenskongregation bestimmten Kardinal Ratzinger. Bischof Friedrich Wetter, der neu ernannte Erzbischof von München und Freising und bisherige Bischof von Speyer, der in Rom über die „Lehre Benedikts XII. vom intensiven Wachstum der Gotteschau" prpmoviert und sich später in München bei Schmaus mit einer Arbeit über. „Die Trinitätslehre des Duns Sco-tus" in Fundamentaltheologie habilitiert hatte, gilt ahraquo; „sichererquot;, mit den schwierigsten Themen seiner Disziplin bis hin zur Mystik vertrauter Theologe.

Der 1928 in Landau/Pfalz geborene Sohn eines Eisenbahners konnte sich nach Stationen in der Philosophisch-Theologischen Hochschule von Eichstätt und an der Universität Mainz nur kurz weiteren Studien widmen: Bereits 1968 wurde er zum Bischof von •Speyer ernannt, wo er als Kaplan und Assistent am Priesterseminar seine pastoralen Erfahrungen begonnen hatte.

Der neue Münchner Erzbischof wird übereinstimmend als abwägender, konzilianter Mann der Mitte und der Vermittlung geschildert, als fairer, offener Partner, bei dem man wisse, woran man sei. Auftritten in der Öffentlichkeit eher abhold, scheute er sich gleichwohl nicht, auch zu aktuellen politischen Fragen klar Stellung zu beziehen. So hat er beispielsweise, auf einem CDU-Kongreß in Lüdwigsburg ungeschminkt Gegenpositionen zu einigen Strömungen in der CDU hervorgehoben und sich bei Massenentlassungen einer Firma für die Arbeiter eingesetzt.

ökumenischen Belangen gegenüber, die in seiner Diözese vor allem auch mit Calvinisten und Reformierten anstanden, zeigte er sich nach dem Urteil der dortigen Kirchenleitungen aufgeschlossen.

Bezüglich des Modus seiner Ernennung sind etliche Vorbehalte festzustellen. So hat sich erneut gezeigt, daß das bayrische Konkordat im Vergleich zum preußischen und badischen die geringste Mitbestimmung des Domkapitels offen läßt. Während bei den letzteren der Vatikan aus einer Dreierliste auswählen muß, ist ihm bei den bayrischen Bistümern praktisch freie Hand gelassene Auch die über, das Kirchenrecht hinausgehende Mitwirkung des Nuntius in Bonn wird als negativ empfunden.

Der Leitspruch „Pax vobis" des neuen Erzbischofs, der am 12. Dezember feierlich in sein Amt eingesetzt wird, dürfte sich in München bei den Fronten zwischen „Progressiven" und „Konservativenquot;, die sich während der Amtszeit Ratzingers stärker aufgebaut haben, alsbald bewähren müssen.

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