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Zum „ Jahr der Familie”

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Der Mensch soll jene Werte entdek- ken, die für sein wahres Glück und für seine Zufriedenheit entscheidend sind. Nur dann kann er die Zukunft bewältigen. Diese Forderung stellt die Katholische Aktion Österreichs ihrer Broschüre „Chancen und Gefährdungen des Menschen heute” voran. Dieser Behelf soll zur Auseinandersetzung und zur Suche nach neuen Alternativen anregen.

Der Mensch ist heute in gewisser Weise entwurzelt und erfährt seine Fragwürdigkeit. Es gibt keinen unbegrenzten Fortschritt, der Glaube daran ist erschüttert. Die Erdölkrise 1973 war nur ein Symptom für eine geschichtliche Entwicklung. Düstere Zukunftsprognosen lassen uns die Gefahr deutlich vor Augen treten. Jedoch, so schließt die KAÖ auf Grund dieser Situationsanalyse, liegt auch in jeder Krise eine Chance für den Menschen, die er nur erkennen und ergreifen muß. „Jesus bringt sogar den Menschen in die Krise. Er tut dies, um ihm eine Chance zu geben. Und der Höhepunkt seiner eigenen Krise - der Tod am Kreuz - ist der Wendepunkt zu neuem Leben.”

Daher stellt die KAÖ im ersten Teil ihres Behelfes die Frage nach dem Un- aufgebbaren. Sie schaltet sich damit bewußt in die heutige gängige Grundwertediskussion ein. Wahrhaftigkeit, Freiheit, Gleichheit, Solidarität und Brüderlichkeit werden als Grundlagen des menschlichen und gesellschaftlichen Lebens, ohne die der Mensch auf die Dauer nicht auskom- men kann, beleuchtet und christlich interpretiert. „Die Wahrheit, die frei macht, ist nicht nur die Wahrheit des Menschen, sondern auch die Wahrheit Gottes.”

„Die Familie als Urraum des Lebens” bildet den zweiten Schwerpunkt des Arbeitsprogramms der KAÖ. Sie will damit dem Aufruf der Bischöfe zum „Jahr der Familie” 1978 entsprechen. Ist die Familie überholt? Das sicherlich nicht, vielmehr muß sie als soziale Einrichtung ständig ihr Er- scheinungsbüd entsprechend dem gesellschaftlichen Wandel ändern. Sie ist kleiner geworden; viele Aufgaben der Eltern werden heute von der Schule und von Sozialeinrichtungen übernommen; Umwelt und Massenmedien beeinflussen die Erziehung; Jugendliche wandern geistig früh aus der Familie ab.

Trotz dieses Wandels bleibt Gott unveränderlich als der, der mit der Familie sein möchte. „Die religiöse Erziehung muß in die Gesamterziehung mitintegriert werden und ein fester Bestandteil des täglichen Lebens sein.” Erziehen heißt nicht;- ständig ermahnen und strafen, sondern entspanntes Zusammensein und Mitmachen. Eine christliche Familie kann und soll apostolisch wirken, indem sie durch ihr Leben Zeugnis gibt, zum Gespräch bereit und fähig ist, Gastfreundschaft übt und hilfsbereit ist. „Wir brauchen uns nicht immer zu entschuldigen, daß wir Christen sind!”

Eine besondere Bedeutung kommt dem Verhältnis von Schule und Familie zu. Durch das Schulunterrichtsgesetz bestehen Möglichkeiten der Zusammenarbeit, aber auch die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten. Die KA schlägt vor, in jeder Pfarre ein Schulteam zu gründen, das sich um Auffindung und Schulung von Eltern- und Schülervertretern kümmert.

Als letzten Schwerpunkt greift die KA das Problem der Schwachen, Benachteiligten und Isolierten auf. Das Schlußkapitel „Dimensionen menschlichen Lebens” gibt eine Kurzdarstellung des christlichen Menschenbildes.

Mit diesem Behelf zielt die KA auf Bewußtseinsbildung, Einstellungsänderung und Aktionen im Sinne von Konsequenzen für das persönliche Leben bis hinein in die Gesellschaft. Impulsfragen oder Fallbeispiele am Ende jedes Abschnittes erleichtern die Verwendung der Broschüre in der Gruppe.

CHANCEN UND GEFÄHRDUNG DES MENSCHEN HEUTE. Hg.: Katholische Aktion Österreichs - Wien 1977. Erhältlich: 1090 Wien, Türkenstraße 3

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