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Polizisten auf Hochschulen?
Nach einigen Ansätzen, die nicht nur bei Überängstlichen die Befürchtung hervorriefen, daß auch von österreichischen Hochschulen ähnliche Entwicklungen wie in Frankreich ihren Ausgang nehmen könnten, herrscht nun im zu Ende gehenden Wintersemester durchwegs ein geordneter Lehr- und Lernbetrieb. Fast vergessen sind die unappetitlichen Vorgänge im Hörsaal I des Institutsgebäudes, die man rückblickend wohl am ehesten als publicity-süchtige Exzesse sogenannter Künstler zu disqualifizieren hat und die auch nur von einer verschwindenden Anzahl Studierender (genauer gesagt: Inskribierter) ak-klamiert wurden. Allerdings tauchte schon damals die Frage auf, ob nicht polizeilicher Einsatz gerechtfertigter gewesen wäre als die verspätet organisierte Selbsthilfeaktion radikaler „Ordnungshüter“ von der entgegengesetzten ideologischen Fakultät, die nur zu leicht in eine Massenkeilerei mit schwerwiegenden Folgen hätte ausarten können.
Noch lebhafter in der Erinnerung sind die Vorkommnisse anläßlich der tekforsihäuguration und des Uriivef-sitätstages, wobei allerdings seitens einiger Professoren der Boulevardpresse, aber auch Rundfunk und Fernsehen, der Vorwurf einer Tendenzberichterstattung gemacht wurde. Wie immer, wenn Parteien mit vorgefaßten Meinungen als Augenzeugen fungieren, wird ein und derselbe Vorgang einseitig gesehen und damit verzerrt Da sich kein Strafrichter mit der Wertung einzelner Personen während des zeitweise tumultartigen Geschehens zu befassen hat, scheint es nicht so wesentlich, ob Würgeversuche oder unsittliche Annäherungen im Gedränge erfolgten (beides wurde beobachtet und bestritten). Dies sind lediglich unausbleibliche Begleiterscheinungen eines Vorgehens im Namen der demokratischen Mitbestimmung, die von Gruppen gefordert wird, denen das Wesen des vielzitierten und schon lange vor dem englischen Pfund abgewerteten Wortes „Demokratie“ nie ganz klar geworden ist. Rechte zu zitieren, Parolen zu kreieren und Radau zu inszenieren sind nicht die geeignete Saat, aus der jene Reform der Hochschulen sprießen soll, über deren Notwendigkeit nicht mehr diskutiert wird, über deren Inhalt und Durchführung jedoch die Meinungen sowohl der Professoren als auch der Studenten weit auseinanderklaffen.
Welch bedauerliche Extreme die „permanente Diskussion“ oder der Gärungsprozeß auf beiden Seiten gezeitigt haben, zeigen par exemple die Bestrebungen von als gemäßigt geltenden Kreisen, in dem Wahn, überall von Autorität verfolgt zu werden, einer harmlos-traditionellen Zeremonie den Kampf anzusagen und in einer Paralogie sondergleichen, ähnlich dem blinden, fehlgerichteten Eifer der Maschinenstürmer, einen Feldzug gegen die Talare zu eröffnen. Auf der anderen Seite eine Minorität von Professoren patriarchalischen Wesens, der wirklichen Problematik der Materie gegenüber verschlossen, respektive in einigen Fällen aus Sicherheits- und Bequemlichkeitsüberlegungen heraus grundsätzlichen Neuerungen abgeneigt.
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