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Es gibt immer weniger Bekenner

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Die Religionspolitik vergangener Jahrhunderte hat in Europa Spuren hinterlassen, die heute nicht zu übersehen sind.

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Die Religionspolitik vergangener Jahrhunderte hat in Europa Spuren hinterlassen, die heute nicht zu übersehen sind.

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Vier Länder, die ganz oder teilweise zu Europa gehören, sind mehrheitlich moslemisch: Albanien, das es schon vor 1945 war, Bosnien, Kasachstan und natürlich die Türkei. Außerdem sind die sun-nitischen Moslems in mehreren Staaten die zweitgrößte Konfession: In (Rest)Jugoslawien und Mazedonien ist der Großteil der Moslems der Abstammung und Sprache nach slawisch, ein kleiner Teil ist türkischstämmig. Zweitgrößte Konfession ist der Islam aber auch aufgrund zahlreicher Einwanderer in Frankreich.

Die Politik früherer Zeiten zeigt sich vor allem an den Grenzen zwischen den drei großen christlichen Konfessionen: Katholiken im Osten Europas gibt es heute als große Gruppe in jenen Gebieten, die ehemals zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörten, in Polen und in Litauen, sowie als verhältnismäßig große Minderheit in Lettland.

Aus dem westlichen Weißrußland wurden die Polen nach 1945 zum Großteil vertrieben, heute ist Weißrußland daher fast zur Gänze orthodox. Auch die evangelische Kirche ist besonders dort verbreitet, wo sich in früheren Epochen ein evangelischer Herrscher etablieren konnte. Dies belegen die Länder um die Ostsee.

Statistisch dürften die orthodoxen Kirchen die kommunistische Politik am besten überstanden haben. So gaben bei der Volkszählung 1991 in Rumänien 89,2 Prozent an, orthodox zu sein, nur 1,2 Prozent waren konfessionslos. Eine Erhebung 1992 ergab, daß sich in Belgrad 87 Prozent als Orthodoxe bezeichnen. Doch diese Zahlen sind wenig aussagekräftig. In der orthodoxen Kirche gibt es keine Matrikenführung, sie wäre auch in kommunistischer Zeit alles andere als sinnvoll gewesen. Es ist also nicht bekannt, wie viele Getaufte es gibt. Die serbisch-orthodoxe Kirche wies wiederholt darauf hin, daß viele, die sich heute als Orthodoxe bezeichnen, nicht getauft sind und „nicht einmal das Kreuzzeichen richtig machen können“. Die Zugehörigkeit zur orthodoxen Kirche wird bisweilen ähnlich wie die Zu gehörigkeit zu einem Volk gesehen, in das man hineingeboren wird.

Hineingeboren wird man auch in die Kirche von Schweden. Wer zumindest einen schwedischen Elternteil hat, wird, sofern er oder die Eltern es nicht ausdrücklich ablehnen, Angehöriger der protestantischen Kirche von Schweden. Dementsprechend differiert die Zahl der Mitglieder (88 Prozent) stark von der der Getauften (73 Prozent).

Die Tabelle erfaßt nur die Prozentsätze der Religionszugehörigkeit, gibt also keine Auskunft über die Bedeutung der Religion im täglichen Leben verschiedener Länder Europas. Zugrunde gelegt wurden die Ergebnisse der letzten Volkszählung (zumeist 1991) oder Schätzungen von Experten mit großteils gerundeten Zahlen.

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