Ringen um den Klimawandel

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Weil dieser Tage so viel von Superlativen die Rede ist, von den wenigen Jahrzehnten, die der Welt angeblich noch bleiben, um dann jenen verwüsteten Zustand zu erreichen, der von englischen Journalistenkollegen als „Science Fiction“ bezeichnet wird, so leer und unfruchtbar und öde wäre die Welt. Auf Basis also dieser Ergebnisse, die sich aus der Politik des Wirtschaftens und dem Verbrauch der natürlichen Ressourcen herleiten, ist es immer wieder frappierend, wie wenig an finanzieller Energie eine Trendumkehr kosten würde – nämlich beinahe nichts – und wie jeder Fortschritt trotzdem halsstarrig verweigert wird.

Es war der Berichterstatter an das Kabinett des britischen Premierministers Tony Blair, der Ökonom Nicholas Stern, der 2006 seine Berechnungen für ein Ende des anthropogenen Klimawandels vorlegte. Demnach würde ein Prozent des Globalen Wirtschaftsproduktes (etwa 600 Milliarden Dollar) ausreichen, um den Ausstoß an CO2 zu stabilisieren und gleichzeitig die Wirtschaft anzukurbeln. Vor der Wirtschaftskrise erschienen diese Zahlen noch ungeheuer, doch angesichts der zur Rettung der globalen Finanzmärkte nötigen Summe von umgerechnet 5,5 Prozent des Globalen Wirtschaftsproduktes in diesem Jahr geradezu lächerlich. Auf der anderen Seite würden die möglichen Schäden durch den Klimawandel bei ungehinderter Fortsetzung des Ausstoßes an Treibhausgasen bis zum Jahr 2100 5.5 Billionen Dollar betragen.

Das Feilschen darum, wer wie viel für den Klimaschutz bezahlt, ist deshalb so schwierig, weil sich die Verhandlungen darüber ebenfalls an den Richtmarken des nationalen Vor- und Nachteils im globalen Wettbewerb orientieren.

China, das übrigens entgegen der internationalen Fama eine sehr gute Klimabilanz aufweisen kann (minus zehn Prozent CO2-Ausstoß seit 2006, großzügige Förderungen für umweltfreundliche Technologien), fordert zur Unterstützung des Klimaschutzes in Schwellen- und Entwicklungsländern, also unter anderen für sich selbst, 400 Milliarden Dollar, die afrikanische Union braucht 67 Milliarden Dollar pro Jahr, will sie die ärgsten Konsequenzen der sich bereits abzeichnenden Klimakatastrophe mildern.

Doch die Zahlerseite bleibt merkwürdig stumm. Sicher, die EU-Staaten würden 100 Milliarden Dollar pro Jahr ab 2020 zahlen, aber nur dann, wenn andere mitziehen. Diese anderen – und hier vor allem die USA – tun das aber nicht.

Der über den Klimaschutz mitentscheidende US-Senat ist gerade dabei, die erste, sehr bescheidene Klima-Initiative der Regierung Obama zu Grabe zu tragen, unter dem Vorwand, man unterstütze damit nur Gegner auf dem Weltmarkt. Angesichts des Widerstandes und des massiven Lobbyings von Industrie- und Erdölkonzernen in Washington, dürfte das Ringen um die Beiträge zum Kampf gegen den Klimawandel erst nach Kopenhagen erst so richtig beginnen. (tan)

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