Es geht um den Menschen und seine Würde

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Am 13. März sprach Kardinal Franz König vor dem dritten Theodor Herzl-Symposion in Wien und ging dabei auch auf die Vergebungsbitte des Papstes - insbesondere in bezug auf den christlichen Antijudaismus - ein: Ich glaube, daß es nicht purer Zufall ist, wenn gestern in Rom Johannes Paul II. als Oberhaupt der katholischen Christenheit in einem religiösen Akt besonderer Art zum ersten Mal in der 2000jährigen Geschichte der katholischen Christen-heit die Fehler und Sünden der Christen und ihrer Kirche bekannte und dabei auch in besonderer Weise des jüdischen Volkes gedachte. Denn neben der Intoleranz und der Spaltung der Christen wies er auch gestern auf eine die Kirche belastende Feindschaft gegenüber dem Volke Israel hin. Wenn es auch keine Kollektivschuld im eigentlichen Sinne gäbe, so der Papst, so sei es die Solidarität, die Schuldverwobenheit der Christen in ihrer Kirche, die sie mittragen läßt an dem Versagen einzelner Personen und der ganzen Kirche.

Was gestern in einer außergewöhnlichen Form, nach langer und wohlbedachter Vorbereitung in St. Peter geschah, wird noch lange die Öffentlichkeit beschäftigen. Denn letztlich geht es dabei um den Menschen und seine Würde. War es doch Johannes Paul II., der seit Beginn seines Pontifikates sich immer dazu bekannte: Der Weg der Kirche sei der Mensch.

Die heute allgemein anerkannte Würde jedes einzelnen Menschen wurzelt letztlich im religiösen Welt- und Menschenbild. Denn nach dem Buch Genesis, das Juden und Christen gemeinsam ist, ist der Mensch geschaffen nach Gottes Bild und Gleichnis. Daraus ergibt sich seine unzerstörbare Würde. Daher war und ist das Eintreten für die Menschenwürde eine gemeinsame Aufgabe der monotheistischen Religionen und in weiterer Folge wohl aller Menschheitsreligionen.

In diesen Zusammenhang gehören auch die gemeinsamen Bemühungen um Frieden, Bewahrung der Schöpfung und Gerechtigkeit. Gerade die Christen können sich heute der vordringlichen Aufgabe nicht entziehen, angesichts der Entwicklungen auf europäischer wie globaler Ebene, die Stimme zu erheben für die Unantastbarkeit des Lebens ohne Unterschied von Sprache, Kultur und Religion; und dies ist im engen Zusammenhang zu sehen zwischen den viel zitierten Menschenrechten und der nicht immer ausreichend betonten Menschenwürde.

Und um in diesem Zusammenhang nicht nur bei schönen Worten stehenzubleiben, braucht es einen aufgeschlossenen, ehrlichen und andauernden Dialog, der vertrauensbildende Maßnahmen schafft, um bestehende Gegensätze aufzuarbeiten und das gemeinsame Anliegen in Angriff zu nehmen. (...)

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