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Kanzelwort zum Filmsonntag

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Aus der Verantwortung unseres Hirtenamtes und im Sinne des Konzilsdekretes über die sozialen Kommunikationsmittel wollen wir Erzbischöfe und Bischöfe von Österreich auch heuer wieder ein Wort zum Filmsonntag (17. Oktober — Anm. d. Red.) sagen und die Aufmerksamkeit aller Gutgesinnten auf dieses wichtige Gebiet lenken. Gerade während der vierten Sitzungsperiode des Konzils, das sich mit den Fragen auseinanderzusetzen hat, die der Kirche von der modernen Welt gestellt sind, gewinnt dieses Anliegen einen besonderen Akzent. Gehört doch der Film — und in seinem Gefolge das Fernsehen — zu jenen technischen Errungenschaften, die das Antlitz unserer Welt, den Lebensstil der Menschen, ihr Denken und Empfinden sowie ihr Zusammenleben entscheidend beeinflußt haben. Auf dem Wege der Einswerdung der Welt stehen unzählige Film- und Fernsehstudios, Kinosäle und Fernsehgeräte; durch zahllose Kanäle laufen Informationen, Bildungs- und Unterhaltungssendungen; Millionen Menschen werden täglich mit dem konfrontiert, was die anonymen Miterzieher und Mitgestalter des Lebens für sie ausgewählt und bereitgestellt haben. Das kann den Christen nicht unberührt lassen. Wer sonst als er sollte mehr Sinn für die Verantwortung haben, die sich aus den mannigfachen Möglichkeiten und Gefahren solcher Entwicklungen ergibt?

Selbstverständlich steht der Film, wie jedes andere menschliche Werk, in dem ungeheuren Spannungsfeld zwischen Gut und Böse, zwischen positiver und negativer Beeinflussung, zwischen richtigem und falschem Gebrauch. Diese Erkenntnis muß uns auf den Plan rufen. Daß es nicht damit getan ist. wenn sich gerade die Besten distanzieren, das hat die Kirche wiederholt betont, und sie muß es gerade jetzt wiederholen, da wir mit Besorgnis gefährliche Tendenzen auf dem Filmmarkt, aber nicht nur dort, feststellen müssen. Im Namen einer angeblich autonomen Kunst oder auch einer „neuen Moral“ wird so manches propagiert, was dem gesunden Empfinden des Menschen, seinem Takt und Schamgefühl widerspricht. Wenn nicht mehr die ethischen Grundsätze eingehalten, nicht mehr Wert und Würde des Menschen geachtet werden, wenn sich Geschäft und Spekulation in den Vordergrund schieben, dann muß die öffentliche Meinung für die Sauberkeit des Lebens eintreten und die Auswüchse zurückweisen. Doch auch der einzelne kann sich der Verantwortung nicht entziehen, sondern muß für sich persönlich und in seinem Einflußbereich für das Recht des Guten mutig eintreten.

Das kann keineswegs durch Kritik und Ablehnung allein geschehen, wenn es auch durchaus geboten ist, die Verletzung der Schmutz- und Schundgesetze anzuprangern. Viel wichtiger jedoch ist die Förderung des Guten. Es gibt auch heute noch durchaus Filme, deren Besuch sich lohnt und eine Bereicherung oder zumindest gesunde Unterhaltung darstellt. Solche Filme anzusehen, sie empfehlend ins Gespräch zu bringen und in seinem persönlichen Wirkungsbereich alle Werbemöglichkeiten dafür zu entfalten, das ist zeitgemäßes Filmapostolat. Um sich dazu fähig zu machen, soll jeder sich bemühen, zu einer besseren Einsicht in die verschiedenen Sparten und Hintergründe des Filmbetriebes und zu einem sicheren Urteil über die einzelnen Streifen zu kommen. Gerade im Hinblick auf das Femsehen, das vielfach als Heimkino bezeichnet wird, ist eine diesbezügliche Weiterbildung unerläßlich. Die Katholische Filmkommission und ihre Diözesanfilmstellen betreiben seit Jahren eine systematische Filmerziehung. Sie benötigen aber eine noch intensivere Mitarbeit von Priestern und Laien, um auf dem Filmsektor Verhältnisse zu schaffen, die eines Kulturlandes wie Österreich würdig sind und den Wünschen des Konzils entsprechen. Wir empfehlen daher, ihre Arbeit erneut der Unterstützung der Gläubiaen, die auch durch eine Spende, zu der die Gläubigen je nach den Anordnungen der einzelnen Diözesanordinarien aufgerufen werden, ihren Ausdruck finden soll.

„Mögen die modernen Massenmedien der Verbreitung der Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe dienen.“ Diesem Wunsche unseres Heiligen Vaters schließen sich die Erzbischöfe und Bischöfe Österreichs an und segnen alle, die zu seiner Erfüllung einen Beitrag leisten. Rom, am 15. September 1965

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