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Der Benzinverbrauch läßt sich halbieren

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Drei Liter Sprit auf 100 Kilometer: Lassen sich so sparsame Autos bauen? „Greenpeace" hat es erfolgreich versucht.

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Drei Liter Sprit auf 100 Kilometer: Lassen sich so sparsame Autos bauen? „Greenpeace" hat es erfolgreich versucht.

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Das Umweltproblem ist bekannt: Motorisierter Verkehr trägt durch seinen Kohlendioxid-Ausstoß stärk zum Aufheizen des Glashauses Erde bei. Tendenz: stark steigend. So rechnet das Umwelt- und Prognose-Institut in Heidelberg in einer Prognose für das Jahr 2030 mit 4,5 mal mehr Pkws und - trotz langsam sinkendem Spritkonsum pro 100 Kilometer - mit einer Verdoppelung von Verbrauch und Kohlendioxid-Ausstoß.

Kein Wunder, daß Auto-Industrie und Politik immer wieder das Schlagwort vom Drei-Liter-Auto bemühen. Allein: Der Durchschnittsverbrauch der Neuzulassungen liegt davon noch weit entfernt. Wie der Verkehrsclub Deutschland in seiner Auto Umwelt-Liste feststellte, kam auch im Vorjahr kein einziges Modell auf einen Verbrauch von nur fünf Litern, geschweige denn darunter. Greenpeace behauptet nun, weniger Sprit bei gleicher Leistung sei technisch kein Problem mehr.

Als Beleg wurde der internationalen Presse vergangenen Dienstag im schweizerischen Luzern ein modifizierter Renault-Twingo namens „SmILE" vorgeführt. Resultat der

Umbauten laut Greenpeace: ein 100-Kilometer-Verbrauch von 3,3 Litern Superbenzin statt der üblichen knapp sieben. SmILE steht für small, intelligent, light und efficient (klein, intelligent, leicht und wirksam), damit also für technische Optimierungen, die Schweizer Firmen im Auftrag der Umweltorganisation durchführten. So konnte der Luftwiderstand Um 30 Prozent verbessert werden, der Rollwiderstand sank dank Leichtbaufelgen und speziellen Reifen um über ein Drittel.

Das Gewicht von 800 auf 650 Kilo gesenkt

Durch Sekundäraluminium für den Motorblock, aber auch für speziell konzipierte Sitzstrukturen konnte das Gewicht von über 800 auf650 Kilo abgespeckt werden. Ein Druckwellenlader läßt den kleineren Motor nicht erst bei Höchstgeschwindigkeit (gut

150 Stundenkilometer), sondern bei einem häufiger gefahrenen, niedrigeren Tempo am sparsamsten laufen. „Mit dem Twingo-SmILE beweisen wir, daß die Spritreduktion um die Hälfte technisch möglich ist", sagt Greenpeace-Koordinator Matthias Schickhofer und hofft auf Umsetzung bei allen Neuwagen: „Das wäre eine wichtige Erste-Hilfe-Maßnahme gegen die Klimaänderung."

Nachsatz: „Freilich nur, wenn nicht noch mehr gefahren wird als heute. Dafür müßte der Benzinpreis bei Halbierung des Durchschnittsverbrauchs mindestens verdoppelt werden." Nun werden Firmen gesucht, die das Sml-LE-Konzept in der Serienproduktion umsetzen. Benault selbst glaubt nicht daran. „Die verwendeten Materialien", heißt es in einer skeptischen Stellungnahme, „sind für kleine Serienautos viel zu teuer."

Der Autor ist

freier Journalist in Wien.

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