Vor 75 Jahren kehrte der Schriftsteller und Pilot Antoine de Saint-Exupéry von seinem letzten Flug nicht mehr zurück. Johannes Nestroy begibt sich in seinem Roman "Über dem Meer" auf die Spur dieses sperrigen Charakters.
Vor 100 jahren starb Samuel Langhorne Clemens, bekannt als Mark twain.Erfahrung bedeutete Mark Twain alles. Deshalb sammelte er auf seinen Reisen begierig Eindrücke, aus denen sich spannende Geschichten formen ließen. Die Härten der Existenz bog er ins Humorvolle, das Schmerzliche ins Abenteuerliche, das Erhabene ins Lächerliche, und das ganze Leben geriet ihm unter der Hand zu einem ausladenden Fest.Früh hatte er sich einen guten Namen gemacht als Humorist, der der amerikanischen Gesellschaft eine ungewohnte Respektlosigkeit beibrachte. Die Amerikaner ließen sich das gefallen, weil
Mit viel Komik und Klamauk inszeniert Henry Mason Shakespeares frühes
Drama "Komödie der Irrungen" bei den Salzburger Festspielen und
erinnert dabei an leichte Musical-Unterhaltung ohne Tiefgang.
Das Museum der Moderne Salzburg widmet Leo Kandl eine stille und
feinsinnige Ausstellung. Fotografien aus 40 Jahren geben einen
Überblick über sein Schaffen.
Österreichische Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die über ihre Heimat schreiben, tragen einiges von Gewicht im Gepäck: schwer wiegt die Geschichte ihres Landes.Betrachten wir den Fall Leo Perutz. In den zwanziger Jahren galt Perutz als Erfolgsautor. Er traf auf ein Publikum, das seine Romane nicht nur liebte, sondern verschlang. Als er 1938 nach Palästina emigrieren musste, hatte er seine Leser verloren. Plötzlich bewegte er sich in einem ihm fremden Sprachraum in einer fremden Kultur. Er tat sich schwer mit dem Schreiben. Nach dem Krieg war er vergessen. Perutz stieß auf
Mit Dramen wie „Der Stellvertreter“ wurde er berühmt – als Vertreter des dokumentarischen Theaters und unerbittlicher literarischer Ankläger. Ein Nachruf auf Rolf Hochhuth, der am 13. Mai 89-jährig verstorben ist.
Immer die altbekannten Klassiker? 30 Theaterkenner treten für eine Erweiterung des Kanons ein und präsentieren wenig oder gar nicht bekannte literarische Fundstücke.
Wer durch seine Schule gegangen ist, empfindet vieles von dem, was einem sonst als lehrreich angeraten wird, als kindisch: Zum 90. Geburtstag von Hans Magnus Enzensberger.
Am 9. Februar hätte Thomas Bernhard seinen 90. Geburtstag gefeiert. Dies nimmt der Suhrkamp-Verlag zum Anlass, zwei sehr unterschiedliche Biografien des Autors herauszubringen.
Thomas Ostermeiers Inszenierung des Romans „Jugend ohne Gott“ von Ödön von Horváth bei den Salzburger Festspielen erweist sich als atemloses Stück vor minimalistischer Kulisse.
Im Jahr 1954, Tomas Tranströmer war dreiundzwanzig Jahre alt, war er in Schweden bereits ein gefeierter Dichter. Gerade hatte er mit dem schmalen Band "17 Gedichte" sein fulminantes Debüt abgelegt, das der zeitgenössischen Poesie neue Wege weisen sollte. Vor allem zeigte sich ein Talent, das offenbar keine lange Anlaufzeit brauchte. Früh hatte er einen Ton gefunden, der keinen Raum ließ für viele und schon gar nicht große Worte. Tranströmer verwendete eine Menge Zeit darauf, seine Gedichte zu entrümpeln, frei zu räumen vom Ballast eines bloß angemaßten Sinns. "Unbewusst hatte ich
Das Salzburger Museum der Moderne auf dem Mönchsberg widmet Dieter Roth eine umfassende Ausstellung. Seine Arbeiten sind vielfach nicht für die Ewigkeit bestimmt - daher ist man auf Nachbildungen bereits zerbröselter oder vermoderter Kunstwerke angewiesen.Dieter Roth als Schokoladen- und als Vogelfutterbüste, Dieter Roth auf Polaroid und Video - wo man hinschaut, Selbstporträts des Künstlers, für die Ewigkeit sind sie nicht bestimmt. Sie sind dem Zerfall ausgesetzt, zerbröseln, vermodern, schimmeln, lösen sich auf. Was bleibt, ist nicht einmal mehr die schwache Erinnerung an ein Ich,
Um 60 v. Chr. fiel in Rom ein Dichter mit einem Gedicht in sechs Büchern auf, das nichts weniger unternahm als eine Sichtung der Natur nach Prinzipien der Vernunft. Das will etwas heißen in einer Zeit, da man Götter für das Schicksal von Menschen verantwortlich hielt. In eben diesem Verstoß gegen die römische Denkverordnung sieht Stephen Greenblatt den Grund, dass der Verfasser Lukrez zwar von einigen bedeutenden Zeitgenossen wie Ovid oder Cicero mit Respekt, wenn nicht gar Ehrfurcht behandelt wurde, dass aber über den Autor nahezu nichts überliefert ist. Und erstaunlich sind die
Frauen töten sich, Männer andere. Männer gehen in die Geschichte ein, bestimmen, was geschieht in der Welt, Frauen kapitulieren und resignieren, weil für sie nicht vorgesehen ist, sich den drängenden Fragen der Zeit zu stellen. Überhaupt Anfang des 20. Jahrhunderts. So sieht die Botschaft in Katie Mitchells Inszenierung von "The Forbidden Zone" aus, das Duncan Macmillan weniger geschrieben als kompiliert hat. Er greift auf die Sammlung "The Forbidden Zone" zurück, die Mary Borden unter dem Eindruck ihrer Arbeit in einem französischen Lazarett während des Ersten Weltkriegs verfasst
Vor fünfzig Jahren gründete er die Literaturzeitschrift "manuskripte". Seither prägt er den österreichischen Literaturbetrieb wie kaum ein anderer: Alfred Kolleritsch. Diese Woche feiert der steirische Autor und Literaturvermittler seinen achtzigsten Geburtstag.
Salzburger Festspiele: Peter Handkes neuer Theatertext „Zdeněk Adamec“ basiert auf einem realen Stoff und zeigt, wie aus Politik eine Glaubenssache gemacht wird.
Ivo ist nicht gerade der Hellste, hat sich aber als Fußballer unter den ganz Großen etabliert. Das hat den Nachteil, dass er zur Reflexion wenig taugt. Da sich der Erzähler aber eng an das Bewusstsein des Sportlers hängt, ja geradezu an ihm klebt, kommen wir über recht dürftige Denkfiguren nicht hinaus. Sehr früh hat Ivo alles erreicht, wovon er als Jugendlicher träumte, das macht ihn zu einem unzufriedenen Charakter. Er verfügt über ein unfassbar hohes Einkommen, ist berühmt und wird verehrt, ach was, vergöttert, lebt in London im Luxus, hat es auch noch zu einer Familie
Eigentlich hätte er allen Grund gehabt, verbittert durchs Leben zu gehen. Den Nationalsozialismus überlebte er, den die Nazis seiner jüdischen Herkunft wegen gerne ermordet hätten, gemeinsam mit seiner Schwester im Verborgenen. Mit dem sozialistischen Staat, zu dem Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg wurde, stand er als Kritiker autoritärer Zustände im Dauerkonflikt. Für ihn als Schriftsteller hatte das verheerende Folgen, wurde ihm doch über Jahre ein Publikationsverbot auferlegt. Weder verbohrte sich György Konrád in Zorn noch in Resignation, die Idee von einem Ende nationalistischer
Das Salzburger Museum der Moderne zeigt als große Sommerausstellung "Flowers & Mushrooms“ und thematisch passend in "Plants & Murders“ Neues von Hubert Scheibl.In der Kulturgeschichte besteht eine stille Übereinkunft über Pflanzen und Pilze. Die Pflanze an sich gibt es nicht, sie ist das, was wir, Betrachter, Künstler und Betrachter von Kunst, daraus machen. Anders verhält es sich mit Pilzen. Sie haben das Zeug dazu, uns zu verändern, greifen, wenn wir sie konsumieren, ein in unsere Wahrnehmung, hebeln die Vernunft aus und schaffen einen Zugang zum Unbewussten. Wenn es ganz blöd
Im Nachlass von David Vogel wurde 66 Jahre nach dessen Ermordung ein Roman entdeckt, der unverfroren das Wien der Jahrhundertwende als Pflaster für Herumtreiber, Größenwahnsinnige und Spintisierer zeigt.Wir befinden uns in Arthur Schnitzler-Land. Die Leute, denen wir begegnen, sind Bohemiens, Künstler, Lebemänner, Glücksritter. Sie haben Zeit und Geld und werden deshalb ihrer gepflegten Langeweile nicht Herr. Ihr Metier ist das Kaffeehaus, wo sie unter ihresgleichen bleiben und sich über Belanglosigkeiten austauschen. Selbst die armen Schnorrer, die als Bohemiens durchgehen, weil sie
Rückblick auf eine turbulente Saison und den Erkenntnisgewinn möglicher Abstürze.Die Festspiele scheinen auf der Stadt zu schwimmen, wie eine Untertasse, die gleich wegfliegen kann." Was ist los in einer Stadt, wenn sich eine Journalistin zu solch kühner Poesie aufschwingt? Es geht auch nüchterner: "Konstant blieben allein die Preise, die nach wie vor die höchsten der Welt sind." Salzburg zu Wasser und in der Luft, ein Gebilde, dem die Bodenhaftung abgeht, und Salzburg als Bodenstation des Kapitals. Wenn sich Journalisten vergeblich als Intellektuelle und Poeten zu qualifizieren suchen,
Das Salzburger Museum der Moderne beschäftigt sich mit der Frage, wie
Kunst auf Politik reagiert und mit den entstandenen Arbeiten auch
Historie konstituiert.
Als mit Samuel Beckett der Existenzialismus absurd wurde, stand die Politik in der Krise. Jederzeit musste man damit rechnen, dass der finale Todesschlag gegen die Menschheit geführt würde. Der Zweite Weltkrieg war vorbei, der Schock von Auschwitz und Hiroshima saß den Menschen tief in den Knochen. In dieser Zeit der latenten Bedrohung und weggeschobenen Ängste, die für die Fünfzigerjahre so charakteristisch sind, schrieb Beckett das heute unvermindert beklemmend wirkende Drama "Endspiel", das nun bei den Salzburger Festspielen zu sehen ist.Vier Menschen warten - nicht auf Godot, von
Omar El Akkad reduziert in seinem Roman "American War" die
Erzählperspektive auf eine Person und verspielt die Chance auf einen
politischen Roman. Bedauerlich.
Im Alter von 31 Jahren kam die amerikanische Autorin Jean Stafford zu ihrem ersten größeren literarischen Erfolg. Ihr zweiter Roman, „Die Berglöwin“ von 1947, machte sie zu einer anerkannten Größe, sie wurde mit Preisen ausgezeichnet. Privat lief es weniger gut. Mit ihrer Familie kam sie nicht zurecht, sodass sie sich schon als Jugendliche von ihr absentierte. Sie litt unter Alkoholproblemen, ihre drei Ehen verliefen unglücklich. Jetzt bekommen wir diese Autorin in einer ausgezeichneten Übersetzung zu lesen und staunen, dass sie bei uns eine der Unbekannten geblieben ist. Natürlich
Die Salzburger Landesausstellung in der Neuen Residenz überzeugt durch ihren kritischen Zugang und eine Fülle von Material. Zu sehen ist sie noch bis Ende September.
Salzburger Festspiele: Mit seiner neuen Produktion zielt Regisseur Milo Rau direkt ins Herz des Publikums, „Everywoman“ wirkt unmittelbar existenziell und steht dem „Jedermann“ letztendlich überraschend nahe.
Die Salzkammergut Festwochen Gmunden widmen Daniel Kehlmann einen Literaturschwerpunkt. Beteiligt ist auch Herbert Föttinger. Ein Gespräch mit dem Direktor des Theaters an der Josefstadt.
Von Tschechow hat er gelernt. Als Maxim Gorki im Jahr 1904 sein Drama „Sommergäste“ schrieb, knöpfte er sich ebendiese gelangweilte Gesellschaft vor, über die sich Tschechow schon hergemacht hatte. Es mangelt ihnen an gar nichts, äußerlich zumindest, wenn nicht diese innere Leere sie niederdrücken würde. Also beobachten wir, wie sie einander betrügen, sich aufplustern und ins Koma saufen, mit sich und den anderen nichts anzufangen wissen, sich gegenseitig anöden. Gewissenlose Kerle, ignorante Deppen, wo man hinsieht, eine verantwortungslose Bande – doch immerhin gesteht
Ernst Brauner verbindet in seinem Roman Zeitkritik und Altmännerphantasien.Ein Buch schreiben, aber worüber? Über die Unsterblichkeit einer Handvoll Auserwählter vielleicht, von denen man bei Jonathan Swift gelesen hat? Gute Idee, dann sieht jeder Leser, wie gelehrt der Autor ist! Oder doch über die nahe Zukunft eines totalitären Österreichs, wo den Alten der Garaus gemacht wird, weil sie der Gesellschaft zur Last fallen? Großartig, so lässt sich Zeitkritik beißend in Fiktion verwandeln! Oder will der Roman doch eher auf eine Inzestgeschichte hinaus mit all den ernüchternden Folgen
Neuseeländische Literatur steht im Mittelpunkt der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Klassiker sind ebenso zu entdecken wie Gegenwartsliteratur.Es verhält sich keineswegs so, dass mit der Kolonisierung Neuseelands Kultur - und damit auch die Literatur - auf die Insel gekommen wäre. Die Maori überlieferten ihre Mythen und Geschichten in mündlicher Form, damit blieben sie Dokumente einer Selbstverständigung für eine verschworene Gemeinschaft. Die christlichen Missionare zeichneten diese Zeugnisse einer fremden Kultur auf Englisch auf. So bekam der Europäer einen Eindruck davon, dass
Vom Schreiben konnte selbst ein Großmeister wie Vladimir Nabokov nicht leben. Also war er angewiesen darauf, dass er zu Lesungen und Vorträgen eingeladen wurde oder dass ihm eine Universität die Möglichkeit bot, über Literatur zu sprechen. Als Nabokov (1899-1977), der als russischer Emigrant zu einem unsteten Leben verurteilt war, in New York ankam, arbeitete er eine Reihe von Vorträgen aus, mit denen er sich über Wasser zu halten hoffte. Und tatsächlich kam er zu Aufträgen.An der Stanford-Universität in Kalifornien referierte er über moderne russische Literatur. Dieser Vortrag
Die Gegenaufklärung zieht sanft und charmant durchs Land. Sie geht nicht in die Offensive, schlägt den Gegner nicht kurz und klein, sie sieht ihrem Gegner nicht einmal ins Auge. Die Gegenaufklärung von heute ist eine ideologiefreie Zone. Sie kann deshalb auf einen Widerpart verzichten, weil sie sich selbst genug ist. Sie ist eine Frage der Haltung, des Stils, der Form, Inhalte stehen nicht im Mittelpunkt.Jene Literaten, die sich dieser Gegenaufklärung verschrieben haben, streben kraft ihrer eigenen Bücher an, komplexe Verhältnisse auf neue, einfache und deshalb auf den ersten Blick so
Ein Verdacht geht um in Österreich, der Verdacht, dass die zeitgenössische Kunst, die junge jedenfalls, unpolitisch sei. Womit sollte sich eine Generation, die nichts erlebt hat und behütet aufgewachsen ist, beschäftigen? Mit dem eigenen mickrigen Ich? Der Vorwurf, junge Kunst habe nichts zu sagen, ist alt und ein Zeichen der Trägheit. Wird Kunst besser, wenn einer durch die Hölle des Krieges gegangen ist? Muss man, um Bedeutsames zu sagen, an Depressionen leiden und müssen sich Künstler zu Ikonen des Leidens verkleiden, damit sie für die Öffentlichkeit glaubwürdig wirken? Es kann
Der Attersee im Salzkammergut reicht bis zu 171 Meter in die Tiefe, was ihn zu einem Naturereignis macht. Der andere Attersee, Christian Ludwig, ist um Tiefgang nicht besonders besorgt. Das macht nichts, seine Kunst will gar nicht die Rätsel der Existenz antasten, ihm geht es, besonders in seinen jungen Jahren, um einen aufmüpfigen, widerspenstigen Zugang zur Welt. Das lässt sich jetzt gut in der Ausstellung "Attersee schön wie seine Bilder“ im Salzburger Rupertinum beobachten.Die Kuratorin Margit Zuckriegl hat sich dafür einen bislang unbeachteten Zugang zum Werk des Künstlers
Die Jahre von 1940 bis 1944 verbrachte Rachmil Bryks im Ghetto von Lodz. Nach dessen Liquidierung wurde er nach Auschwitz deportiert. Seine Lebensaufgabe hatte er darin gefunden, der Nachwelt von seinen schrecklichen Erfahrungen Nachricht zu hinterlassen. Geschrieben hatte er, schon bevor die Nazis das Leben der polnischen Juden zu bestimmen begannen, doch im Ghetto wandelte er sich zum Chronisten der Leiden. Ehe er ins Konzentrationslager gebracht wurde, vergrub er seine Manuskripte, 1946 wurden sie gefunden und werden heute in Warschau aufbewahrt. Nach seiner Befreiung ging er nach Schweden,
Um Zwietracht zu überwinden, braucht es die Begegnung mit Andersdenkenden. Bastian Berbner erzählt in seinem Buch von Menschen, die sich von ihren Feindbildern lösten.
Elisabeth R. Hagers neuer Roman „Fünf Tage im Mai“ umspannt knapp 20 Jahre im Leben seiner Protagonistin, beschäftigt sich aber auch mit der Einzigartigkeit aller Existenz.
Der Literaturbetrieb ist ungerecht. Bücher werden zuerst geschrieben und dann gemacht – mit Hilfe schlagkräftiger Verlage. Es wäre an der Zeit, die Gewichtungen zu verschieben.
Im Rahmen der Black-Lives-Matter-Bewegung ist James Baldwin (1924–1987) immer dabei. Auf Transparenten sind Zitate aus seinem Werk angebracht, die ihn als Vorkämpfer der Rechte für farbige Menschen ausweisen. Mit Sätzen wie „Nicht alles lässt sich ändern, aber nichts ändert sich von selbst“ bringt er auf den Punkt, dass Handeln angesagt ist. In Form von Essays und Romanen ging er in die Offensive, um der Gesellschaft vor Augen zu führen, was alles schiefläuft. Lange hielt er es nicht aus in den USA, ab den 1950er Jahren hielt er sich bevorzugt in Frankreich auf. Das schlägt sich
Die oberösterreichische Schriftstellerin Verena Stauffer nimmt in ihrer Generation eine einzigartige Position ein, sie ist eine gelehrte Dichterin mit poetischer Kraft und Fantasie. Nun hat sie einen wunderbaren neuen Lyrikband vorgelegt.
"Wir verknüpfen buchstäblich und ganz real die Fäden unserer Lebenserzählungen. Auf diese Weise wird etwas daraus, das wir am Ende dann Geschichte nennen: und die ist Realität. Fliegende Teppiche sind ein sehr ernst zu nehmender Teil unserer Welt. Es dämmert vielen, dass die Vorstellung von einer Welt reiner Fakten naiv ist." Der Fernsehmoderator Gert Scobel bewegt sich gern zwischen den Disziplinen. Naturwissenschaft, Geisteswissenschaften und die Künste bedeuten ihm gleich viel. Indem er Beziehungen stiftet zwischen den verschiedenen Versuchen, unsere Welt zu verstehen, versucht er in
Der Roman blieb über Jahrzehnte hinweg ein großes Phantom der Literaturgeschichte. 45 Jahre lang war er der Öffentlichkeit kaum zugänglich. 1936 erschien Klaus Manns Roman „Mephisto“ im Amsterdamer Exil-Verlag Querido, in Nazi-Deutschland kam er umgehend auf die schwarze Liste. Bemühungen, das Buch nach dem Krieg zu veröffentlichen, scheiterten daran, dass Verleger vor drohenden Prozessen zurückschreckten. 1956 erschien das gefürchtete Werk in der DDR, es kursierten Raubdrucke in linken Kreisen, ansonsten bezog man Informationen dazu aus zweiter Hand. Erst 1981 kam das Buch in
Die österreichische Gesellschaft sollte 1918/19 umgebaut werden, die Kultur war als Wegbereiterin vorgesehen. Der Germanist, Historiker und Literaturwissenschaftler Norbert Christian Wolf im Gespräch über Stimmung und Positionierung der „literarischen Intelligenz im politischen Umbruch“.
Er war dreizehn Jahre jünger als Mozart und zwanzig Jahre jünger als Goethe. Man muss schon die Größten seiner Zeit aufrufen, um dem Werk Alexander von Humboldts (1769– 1859) gerecht zu werden. Ihn zeichnen eine wache Intelligenz, unbändige Neugier, die rastlose Suche nach den Gesetzen der Natur und den Geheimnissen des Menschen aus, dazu kommt eine kreative Energie, die jeden Gegenstand der Anschauung in ein Objekt verwandelt, das etwas jenseits von Metaphysik und Religion über das Wesen unserer Wirklichkeit aussagt. Gewiss, sein Anspruch, nichts weniger als den ihm zugänglichen
Eine merkwürdige Leidenschaft bemächtigte sich des Schriftstellers Rétif de la Bretonne (1734–1806), von der er viele Jahre nicht lassen wollte. Nach Sonnenuntergang begab er sich in die Straßen von Paris und stellte seine Beobachtungen an. Darüber führte er Buch, sodass im Lauf der Zeit eine monumentale Chronik einer Stadt im Umbruch mit all ihren grausamen und wunderbaren Seiten zusammenkam. Es sind häufig Zufallsbeobachtungen, die er unternimmt, weshalb er, als er sein Manuskript zu veröffentlichen beginnt, den Lesern gesteht, dass ihm in zwanzig Jahren „nur 366-mal etwas
Die Romantiker, ohnehin überzeugt von der Fragwürdigkeit der Wirklichkeit, wie wir sie kennen, waren fasziniert von der Idee des künstlichen Menschen. Sie bringt nämlich schlüssig zum Ausdruck, wie wir unserer Anschauung nicht trauen dürfen, weil sich hinter der Erscheinung ein Geheimnis verbirgt. Hinter dem Sichtbaren lauert das Meer des Mysteriösen, was jeden Materialisten zur Verzweiflung bringen muss. Das kann etwas Mystisches, Religiöses, Spirituelles sein oder, wenn die Vernunft damit nicht mithalten mag, etwas der Wissenschaft bislang noch nicht Zugängliches. Oskar Panizza
Liebesgeschichten, Hassgeschichten, "nachgetragene Liebe" (Peter Härtling) und vorgeworfene Ungerechtigkeit -im Nachdenken über ihre Väter geraten Autorinnen und Autoren in Aufruhr. Ihre Bücher schäumen über unter dem Druck der Gefühle, die sich ein Ventil suchen. Die einen wüten und toben, die anderen kommen ins Grübeln und biegen all ihre Emotionen in Analyse und Reflexion um. Manche stellen ihre Väter, setzen sich mit ihnen - zumindest literarisch -Auge in Auge auseinander, während andere des Fluchtwegs der Fiktion bedürfen, um ihrer eigenen Geschichte den Anstrich der
Lydia Mischkulnig als entertainerin des Unheils.In ihren besten Momenten erweist sich Lydia Mischkulnig als eine der schnell erregbaren Spracherotikerinnen. Sie stürzt mitten ins Geschehen, das große Vorspiel braucht sie nicht. Dann gibt es keinen Satz, der sich nicht verführerisch räkelt oder herausfordernd lockt. Stolz stellt sie die Ergebnisse ihrer Liebesbeziehung mit der Sprache aus. Sie erzählt nicht nur Geschichten von Menschen in Not, sondern gleichzeitig eine vom aufregenden Leben der Wörter, die stets auf dem Sprung sind, der Blässe des Lebens grelle, schrille Farben
In Doron Rabinovicis neuem Roman streiten Zwei Intellektuelle über das heikle Thema Erinnerungskultur.Es wird gestritten und polemisiert, ein Artikel ruft einen Gegenartikel hervor, die Köpfe laufen heiß, die Emotionen auch, es geht um nichts Geringeres als die Neudefinition unserer Welt. Man sucht sich einen Gegner, gegen den man seine Stellung behaupten kann. Zwei Männer geraten auf diese Weise aneinander, zwei Kopfmenschen, die die Welt über das Denken erfahren.Ethan Rosen sitzt im Flugzeug und verfolgt keinen weiteren Gedanken, als seine Arbeit voranzutreiben. Er steckt voller Pläne,
Mit Dramen von Harold Pinter und Gerhart Hauptmann begann das
Theaterprogramm der diesjährigen Salzburger Festspiele: Sie zeigen
Stammeskultur auf verfeinertem Party-Niveau und den Untergang in
einer Gesellschaft mit engstirnigem Normensystem.
Mit einem vielschichtigen Programm ging am vergangenen Wochenende das
36. Internationale Jazzfestival Saalfelden über die Bühne. Längst ist
das Festival Fixpunkt im europäischen Jazzkalender - der Pinzgau
präsentiert sich dabei erneut als lebendige, offene Kulturregion.
Fangen wir an mit dem Jahr 1923. Joseph Roth, im galizischen Brody geboren, in Wien als Literat und Journalist auffällig geworden, hält sich seit drei Jahren in Berlin auf. Er befindet sich auf dem Sprung, etwas aus sich zu machen. Er beliefert wichtige Zeitungen und Zeitschriften mit seinen Beiträgen, er schreibt mit dem Furor dessen, der in sich den mächtigen Auftrag verspürt, die Menschheit zum Besseren, nein, eben nicht zu bekehren, sondern sie kraft seiner Argumente zu überzeugen. In seinen Artikeln schlägt er sich auf die Seite der Verstoßenen, sein erster Roman "Das Spinnennetz"
Das Museum der Moderne in Salzburg zeigt über 50 Skulpturen und 30 Gemälde aus dem Werk Alberto Giacomettis (1901-1966), dazu grafische Arbeiten aus den letzten 20 Lebensjahren sowie eine Fotoausstellung über die Arbeit des Künstlers. Eine wunderbare Schau.Welch eine Allerweltsszene: Ein Mann überquert einen Platz. Etwas Beiläufigeres, Nebensächlicheres ist in der Mechanik der Gesellschaft kaum vorstellbar. An jedem Ort der Welt wiederholt sich diese Szene in jedem Augenblick, erschafft sich ununterbrochen neu, um unmittelbar darauf dem ewigen Vergessen anheimzufallen. Ein Mann
Ein Privatmuseum in Salzburg ist dem Andenken inzwischen großteils vergessener Künstlerinnen und Künstler gewidmet, deren Karrieren durch das NS-Regime jäh unterbrochen und oft beendet wurden.
Patience, gerade einmal achtzehn Jahre alt, will mehr vom Leben, als einer jungen Frau während des Ersten Weltkriegs eigentlich zusteht. Sie ist Sozialistin, arbeitet im Gewerkschaftshaus und heiratet überstürzt, nicht aus Liebe, sondern in der Erwartung, dass ihr Mann im Krieg bald fallen würde. Die Ehe dient als Schutzschild gegen ihre lesbischen Neigungen. Erschwerend kommt dazu, dass sie als Tochter eines Deutschen und einer Engländerin in patriotischen Zeiten mit dem Argwohn der Anderen konfrontiert wird. Selbstständigkeit ist ihr wichtig, sodass sie auch als Verheiratete gegen alle
Die mexikanische Autorin Valeria Luiselli wendet in "Die Geschichte meiner Zähne" das Drama eines unbedarften Mannes ins Komische, parodiert das klassische Unterhaltungsgenre und schlägt eine Menge Witz daraus. Ergebnis: ein schmales Buch, das es in sich hat.