Aufmacher Helleborus niger - © Foto: iStock/ZU_09

"Die Wagenburg oder Die Flüchtlinge von Ratz" von Michael Scharang: Ein Kollektiv der Glückseligen

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Michael Scharang entwirft in "Die Wagenburg oder Die Flüchtlinge von Ratz" die idyllische Utopie einer erneuerten Demokratie.

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Michael Scharang entwirft in "Die Wagenburg oder Die Flüchtlinge von Ratz" die idyllische Utopie einer erneuerten Demokratie.

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Würde ich mich an die Mengen von Wein und Slibowitz halten, die im jüngsten Roman von Michael Scharang wie nebenbei vertilgt werden, wäre die Rezension jetzt nicht geschrieben. Es wird ein Ritual daraus gemacht, bei jedem erfreulichen und bedrängenden Ereignis sich zusammenzusetzen, um bei Brot, Schinken und reichlich Alkohol die Lage zu besprechen. Und zu besprechen gibt es tatsächlich genug, herrscht doch der Ausnahmezustand in der österreichischen Provinz nahe der tschechischen Grenze.

Das Mahl und das Gespräch bilden eine unauflösbare Einheit, die für Zusammenhalt und Austausch steht. Eine Leichtigkeit kommt ins Spiel, die Erträglichkeit schafft, wo es eigentlich brennt. Denn Scharang macht ernst damit, literarisch durchzuspielen, wozu die Gesellschaft nicht bereit ist, seine Vorstellung einer idealen Gemeinschaft Wirklichkeit werden zu lassen. Das ist ohne Widerstand gegen die Verhältnisse, wie sie nun einmal sind, nicht zu haben. Mit leichter Hand wird subversives Gedankengut gestreut, ein echter Scharang eben. In diesem Jahr ist er 83 Jahre alt geworden, zu seinen Ideen in jungen Jahren steht er immer noch.

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