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Österreichische Geschichte

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Die Wiedertäufer im Wipptal (Sehlem-Schriften, 74). Von Franz Kolb. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1951. 103 Seiten.

Die revolutionäre sozialreligiöse Bewegung der Wiedertäufer fand nach verschiedenen kleineren Untersuchungen in den letzten Jahren eingehende Behandlungen im tirolischen Anteil, von denen bisher allein die des Wipptaler Heimatforschers Msgr. Kolb gedruckt vorliegt. Sie befaßt 6ich mit dem Eindringen der Bewegung, ihren Höhepunkt und ihr Abflauen im Wipptal und mit ihren Gemeinden In Mähren auf Grund des archivalischen Materials in Tirol und zeichnet diese seelische Volksknse nach den aktenmäßigen Äußerungen ab. Der literarische Niederschlag dieser Revolution ist nach den vornehmlich in Preßburg erhaltenen Liederbüchern schon früher eingehend behandelt worden. Das Fortleben in Gesellschaft, Brauch und Sitte, m Spiel und Tanz in Mähren, Deutschungarn (einschließlich Nordburgenland) und in der Preßburger Gegend, al60 des Heidebodens, der Karpatenbergbaustädte usw., bedarf erst einer gesonderten Erfassung der Unterlagen. Infolge des harten Geschicks und der weiten Verstreuung der tirolischen Wiedertäufer über Ungarn, schließlich noch in den Vereinigten Staaten Amerikas und in Kanada sind die letzten Kapitel dieser ausgewanderten Tiroler ebensowenig wie die der Zillertaler usw. abgeschlossen und von diesem Endpunkt aus gewertet. Was Prof. Dr. Kolb in seltener Hingabe und Sorgfalt für den kleineren Teil der Revolutionäre geleistet und über die Heimatkunde hinaus zur Geistesgeschichte des 16. Jahrhunderts beigetragen hat, verdient auch in der Religionsgeschichte im Hinblick auf die Gegenwart Beachtung.

Erläuterungen zum Historischen Atlas der Osterreichischen Alpenländer. 2. Abteilung, 2. Teil. Kirchen- und Graf6chaftskarte von Vorarlberg. Von Kirchenarchivar Dr. Andreas U 1 m e r. Herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften. Verlag A. Holzhausens Nachfolger, Wien 1951. 179 Seiten, 3 Falttafeln. Preis S 36.—.

Zum wesentlichen Verständnis des Historischen Atlas, der als Abt. 2, „Kirchen- und Grafschaftskarten', mit 7 Kartenblättern, 6 Oleaten und einer Beigabe von 54 Seiten, „Verzeichnis der Katastralgemeinden und Ubersicht über die Pfarren“, soeben im Verlag des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen, Abt. Landesaufnahme, erschienen ist, hat uns für Vorarlberg der Kirchenarchivar Dr. A. Ulmer im ersten Teil einen kurzen übersichtlichen Abriß der vormaligen Herrschafts-, Verwaltung- und Gerichtsverhältnisse, somit der politischen Geschichte aufgezeigt. Der 2. Teil bringt die vormalige und jetzige kirchliche Einteilung Vorarlbergs im Lichte der Entwicklung der Seelsorge. Seit dem 7. Jahrhundert gehörte Vorarlberg gleichzeitig den drei Bistümern Konstanz, Chur und Augsburg an, bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts das ganze Land Brixen zugeteilt wurde. 1925 erfolgte die völlige Abtrennung des österreichischen Anteils von der Diözese Brixen mit der Errichtung der Apostolischen Administratur Innsbruck - Feldkirch. Den umfassendsten Teil der ausgezeichneten Arbeit bildet die Darstellung der Pfarreien und Seelsorgestellen in ihrer geschichtlichen Entwicklung mit Berücksichtigung der Patro-natsverhältnisse. Abschließend bringt der Verfasser eine Zeittafel neb6t Angabe des erstmaligen urkundlichen Auftretens der ältesten Orte noch vor der Seelsorgegründung und eine sehr instruktive tabellarische Ubersicht über die Ur- und Mutterpfarren in Vorarlberg und ihre Filialgründungen.

Glückliche Jahre am großen Strom. Ein

Amazonasbuch von Eduardo B. P r a d o. Ullstein-Verlag Wien, 287 Seiten, 36 Abbildungen auf Tafeln und eine Karte.

Ein Buch, das die Serie jener durchbricht, in denen Europäer oder Nordamerikaner über Lateinamerika berichten. Hier hat ein Brasilianer, der nicht in der kosmopolitischen Atmosphäre der Hauptstadt, sondern im Innern des Landes, am großen Amazonasstrom aufwuchs, das Wort. Sein Bericht, ungekünstelt, interessant und spannend erzählt, umfaßt nur seine Kindheit und die Jahre bis u seiner Übersiedlung an die Universität. Dennoch beinhaltet er mehr an Erlebnissen und an wirklichen Abenteuern als viele andere Reisebücher, die von den bekannten Straßen und internationalen Routen nicht loskommen. Das Amazonasgebiet, das größte Urwaldreservat unserer Erde, das letzte auch, das in seinem Innern noch unerforscht und unerschlossen blieb, wird hier so geschildert, wie es wirklich ist und wie es sich dem Autor, der nicht aus einer anderen Welt kam und daher einen klareren Blick hatte, darbot Das gilt für die Schönheiten, für die Menschen, die dort leben, und für die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Man gewinnt aus dem Buch einen tiefen Einblick in die verschwenderische Fülle und die großartige Vielgestaltigkeit der ungezähmten Natur an dem großen Strome und lernt auch die Eingeborenen, die von den Gummisuchern hart bedrängten Indios, besser kennen als aus vielen vorangegangenen Berichten über diese Gebiete.

Österreich, Grieben, Reiseführer 21i Verlag Carl Ueberreuter, Wien-Heidelberg 1951. 3. Auflage.

Alte und neue Vorzüge vereinigen 6ich hier zu dem idealen Reiseführer; für den, der nicht von Kilometer zu Kilometer rast, sondern mit wachen Augen schaut, denkt, erlebt, genießt. Ein ausreichender „Allgemeiner Teil“ (Geschichte, Kultur), die kluge Routenanordnung (von Linz nach Osten, von Wien nach Süden, von Linz nach Westen), der begrüßenswerte „Anhang für Autofahrer“, die wohl zum Großteil noch gültigen Unterkunftspreise vom Sommer 1950, und nicht zuletzt da6 ausführliche Kartenmaterial (16 farbige, 22 Skizzen), geben dem einheimischen wie ausländischen Urlauber Auskunft schlechtweg in allem. Daß ausgerechnet der Teil Wien die unbefriedigendsten Karten enthält, kann wohl nicht anders denn als sanfter Hinweis auf den speziellen „Grieben Wien“ verstanden werden.

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