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Gottes Streiter…

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HUS IN KÖN fANZ: Der Bericht dts Peter von Mladonlowlt . übersetit, ein- geleitet und erklärt von JOsef B u j n o e h. Slawische Geschichtsschreiber, Band III. Verlag Styria, Gras. 1963. 295 Selten, Preis 98 S.

Wer mit böhmischer Literatur aufgewachsen ist, kennt Gestalten wie den alten Handwerksmeister in Nerudas „Kleinseitner Geschichten”, der jedesmal in Tränen ausbrach, wenn er beim Lesen an den Abschnitt vom Tode des Meisters Johann Hus kam… Es gibt in Böhmen wenig Bücher von gleicher geschichtsbildender Kraft: zu vergleichen ist nur noch Kosmas’ Chronik, aus der die offizielle Geschichte des Königshauses und Königreichs wurde, und Jirdseks Roman von den Hussitenkriegen, aus dem die Legionen des ersten Weltkrieges hervorgingen. Insofern nun Böhmen an der Geschichte Mitteleuropas mitwirkte, muß jeder Geschichtsfreund des deutschen und des donauländischen Raums für die neue Übersetzung eines so wirksamen Buchs dankbar sein.

Liest man freilich das Buch nicht wegen seiner späteren und noch fortdauernden Wirkung, sondern für sich selbst, dann prägt sich einem die Erkenntnis ein, die seinerzeit Josef Pekaf in seinem „žižka” betonte, und die auch Bujnoch in seiner Einleitung hervorhebt: Die Erkenntnis, daß Hus und die Seinen nicht nur zeitlich, sondern auch geistig durchaus, ja ganz besonders ausgeprägt, mittelalterliche Menschen waren. Der Geisteskampf in Konstanz wird mit den Waffen der mittelalterlichen Schule, mit den Argumenten einer rein mittelalterlichen Weltanschauung ausgefoch- ten. Schilderte der satirische Roman Čechs, wie den neuzeitlichen Prager Spießbürger unter den Hussiten bleiches Entsetzen packte, so müßte ein anderer Roman zeigen, wie völlig fremd Meister Johann sich unter den für das Hussitentum schwärmenden Patrioten des tschechischen Fortschritts Vorkommen würde …

Die Arbeit des Herausgebers ist ausgezeichnet und macht das Buch auch dem nicht besonders Vorgebildeten verständlich. Wollen wir Mücken sehen, so können wir höchstens bemerken, daß Puta von Ilburg wohl besser mit der deutschen Namensform Botho von Eulenburg bezeichnet würde, obwohl die Ahnen des Opfers von Maximilian Harden ihren Namen damals freilich auch auf deutsch als Ileburg schrieben. Auch wäre „Romanorum Rex” doch wohl besser in der altherkömmlichen Weise als „Römischer König”, denn als „König der Römer” wiederzugeben. Sonst hat man an dem Buch wahrlich nichts als Freude.

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