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Die Zeitalter der Monarchie

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Vor wenigen Jahren ist die österreichische Reichsgeschichte von Huber und Dopsch neuerlich auf den Markt gekommen. Wenn sie als Rechtsgeschiohte des donauländi-schen Staatenkörpers und seiner Bestandteile die besten Dienste tut, so darum, weil der Aufbau des Buchs dem Aufbau des Gegenstands entspricht; wir lesen also die Rechtsgeschichte Österreichs, die Reohts-gesohichte Ungarns, die Rechtsgeschichte Böhmens und die Rechtsgeschiohte der Monarchie. Anders ist die neue „österreichische Verfas-sungs- und Verwaltungsgeschichte“ von Walter eingeteilt. Wir sehen „Die Grundlegung der österreichischen Monarchie“ von 1500 — warum? — bis zu deren Entstehung; die Zeitalter der Monarchie; die Geschichte Österreichs bis zu dessen Staatsvertrag im Jahr 1955. Fragen wir nach dem Grund dieses Unterschieds, dann belehrt uns Professor Wandruszka, welcher die Arbeit des 1968 verewigten Professors Walter herausgibt, über die Verbundenheit desselben — der im Todeskampf der Monarchie noch als deren Offzier für sie sein Blut gegeben hat —, mit „der gesamtstaaüich-zentralistisClUbürokratischen Tradition, in der Friedrich Walter stand und als deren letzter bedeutender wissenschaftlicher Vertreter er in gewissem Sinne gelten kann“. Gewiß doch ... Wer also wie unsereiner zwar auch als Untertan Kaiser Franz Josephs geboren ist, aber „der gesamtstaatlich-zentral istisch-bürokratischen Tradition“ sich nicht verpflichtet fühlt — sondern der in gegenwärtigem Buch S. 239 erwähnten Deklaration —, der wird über die bloße Inhaltseinteilung dieses Buchs als Symptom jener Tradition einen ganzen Aufsatz zu verfassen bereit sein... Dazu ist aber hier nicht der Platz, und wir freuen uns über das übersichtliche Buch des in reichem Lebenswerk bewährten Forschers.

Die Anfangszeit der österreichischen Monarchie bezeichnet Walter als „Zeitalter der konfessionellen Gegensätze“; ja es ist klar, daß damals überall die Dynastie der katholischen Partei die letzte Zuflucht bot — mit verschiedenem Ergebnis. In Ungarn war und blieb das Kal-vinertum: „Magyar Hid“ — der ungarische Glauben — damit's komplizierter ist“ und gab es erst einmal einen antihäbsburgischen Kardinal in Budapest —; in Böhmen wurde der katholische Glaube durch Ferdinand II. restauriert, und es mußte die österreichfeindliche Stimmung des 19. Jahrhunderts kommen, damit die bewegliche Beredsamkeit von Autoren wie Tfe-bizsky — selbst katholischer Kaplan! —, Jiräsek, Winter und Dyk die Tatsache auswertete, daß die nationale Religion der Väter ja die husistische war. Und in Österreich? Ja gewiß, auch hier war es nur dem Starrsinn des Erzhauses zu danken, wenn der katholische Glaube überlebte — siegte, einzig geduldet blieb. Wohl gab es da manchen Anzengruber, der herzbewegend zu klagen wußte, wie der Glaube der Väter unterdrückt wurde. Österreich hieß ja aber eben das Erzhaus selbst, es hielt also schwer, die barocke Frömmigkeit unösterreichisch zu schimpfen; wenn sie nicht völkisch war, dann war sie lieber gleich undeutsch... Es ist sehr erfreulich, wenn eine reichlich belegte Schilderung der evangelischen Hochflut in Österreich hier vorliegt, und zwar aus katholischer Hand, was kein antiklerikales Vorurteil fürchten läßt. Lichter und Schatten sind — wir wiederholen es — auf direkten Quellen begründet.

Die verschiedenen Menschenalter der Monarchie kann man gut an den Schicksalen des in unserer Zeit ausgestorbenen Hauses Porcia studieren, welches dem Furlaner Uradel angehörte, von Kaiser Leopold I. ge-fürstet wurde, in verschiedenen Kronländern und in Schwaben Herrschaften erwarb. Eine gewisse Un-gleiohmäßigkeit in der Disposition ist dadurch gerechtfertigt, daß eben nur einige Pamilienchefs in wichtige Gesohiehtsereignisse eingriffen — andere nicht. Immerhin beklagt

man auch so manche Lücke. Hat etwa ein Fürstenhaus eine gefür-stete Reichsgrafschaft erworben, so ist schon im Interesse der Rechtsgeschichte mehr als eine bloße Erwähnung (S. 160) geboten. Dennoch wird für die Heimatkunde mancher italienischer und österreichischer Lande das gefällig illustrierte Werk vielen willkommen sein.

OSTERREICHISCHE VERFAS-SUNGS- UND VERWALTUNGSGESCHICHTE VON 1500 BIS 1955. Von Friedrich Walter. Aus dem Nachlaß herausgegeben von Adam Wandruszka. Veröffentlichungen der Kommission für neuere Geschichte Österreichs, 59/. Verlag Hermann Böhlaus Nachf., 1972, 320 S.

GLAUBENSSPALTUNG IN NIEDERÖSTERREICH. Beiträge zur niederösterreichischen Kirchengeschichte. Von Friedrich Schrägt Veröffentlichungen des kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, Band 14. Wiener Dom-Verlag, 1973,166 S.

DIE PORCIA. Aufstieg und Wirken eines Fürstenhauses. Von Günter Probszt-Ohstorff. Aus Forschung und Kunst, Geschichtsverein für Kärnten, Band 14. Das., 1971, 276 S., 53 Abb.

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